30.12.2011 – Zürich
Am 30.12. startet des Abenteuer. Vorerst einige Bilder aus der
topseriösen Vorbereitungsphase.
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31.12.2011 – Madrid
Wir sitzen in Madrid fest, da der Flieger nicht starten wollte.
Vermutlich stellte sich bei den letzten Checks heraus, dass ein
Flügel fehlt. Das führte interessanterweise zu tumultähnlichen
Zuständen, da die meisten Passagiere offenbar der Ansicht waren, der
Flug sei wegen Unterbesetzung abgesagt worden und die technischen
Probleme nur vorgeschoben. Für Unterhaltung war jedenfalls gesorgt.
Speziell der Sprechchor "QUEREMOS UN VUELO" hatte es uns angetan (
http://db.tt/yDPKjXgt ).
Inzwischen wurden wir in einem
Viersternhotel untergebracht, während der Rest vermutlich immer noch
am Flughafen herumschreit. Silvester werden wir nun in Buenos Aires
statt Ushuaia verbringen. Vorausgesetzt, sie haben den Flügel bis
morgen gefunden. (T)
Zu unserem Glück (oder auch nicht) will ein ebenfalls
gestrandeter Engländer mit uns Sylvester feiern. Zu zweit werden wir
ihn locker unter den Tisch trinken! (A)
Als bekennender Alkoholiker kann ich da nur zustimmen. (T)
Update 31.12.11 (immer noch auf der Suche nach dem Flügel...)
Soeben haben wir eine Nachricht erhalten, dass wir am 1.
Januar in Buenos Aires um 6 Uhr morgens den Weiterflug nach Ushuaia
antreten dürfen. Somit gibt es ein kurzes aber hartes Kampftrinken.
Jetzt machen wir uns auf den Weg zum Frühstücksbuffet hier im
Hotel... Wenn es so reichhaltig ist wie das Abendessen hat sich der
Flügelverlust für uns bereits gelohnt... (A)
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01.01.2012 – Buenos Aires
¡Hola Buenos Aires! Der heutige Flug hat tatsächlich stattgefunden.
Und morgen geht's weiter nach Ushuaia. Gemäss unseren neuen Tickets
allerdings zu unterschiedlichen Zeiten. Und Flughäfen. Und ob wir
das Gepäck nun unbedingt oder auf keinen Fall mitnehmen müssen,
können sie sich auch nicht wirklich entscheiden. Die Ferien haben
offiziell begonnen. (T)
Eine Geschichte aus dem Flugzeug:
Ein Mann hätte in der
Silvesternacht einen musikalischen Auftritt in Paraguay gehabt. Zu
unserem Glück durften wir uns von seiner Stimmkraft dann aber in
Form von Ausrufen und Beschimpfungen des Personals überzeugen
lassen! Die Halle in Paraguay hätte getobt!
Ah ja und unsere
Fahrradschachteln und Anhänger sind von aussen betrachtet
unbeschadet in Buenos Aires angekommen!
Ein frohes neues Jahr
Euch allen in der kalten Schweiz (A)
DER BUS ZUM HOTEL HAT WLAN!! WIR WERDEN NIE MEHR AUSSTEIGEN!
(T)
Die lange Reise hat ihre Spuren hinterlassen, vor lauter
Schlafmangel haben wir auf dem Flughafen sogar Spiderman mit seiner
Freundin mehrmals zu Gesicht bekommen... Die null Stunden Schlaf und
das Anstossen mit Cerveza auf 2012 mit vielen Leidensgenossen aus
aller Welt waren es aber alleweil Wert (A)
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01.01.2012 – Ushuaia
Bien venido en el fin del mundo!
Wir sind nach 2 langen
Reisetagen tatsächlich in Ushuaia angekommen. Und das Beste ist,
unsere Fahrräder und Anhänger ebenfalls! Am Flughafen, welcher sich
auf einer kleinen Halbinsel direkt vor der Stadt befindet, war es
nicht möglich, ein geeignetes Taxi zu finden, welches uns und unser
Gepäck zum Hostel bringt. Nach 1.5 h war aber auch dieses Problem
gelöst und wir fuhren mit wiederaufgebauten Fahrrädern und glücklich
wie kleine Jungs bei angenehmen Temperaturen in Richtung 'hostal de
la posta' etwas ausserhalb von Ushuaia. Nach einem Abstecher zum
Dinner in die Stadt (natürlich per Fahrrad und es hat am 1. Januar
nichts anderes offen als eine Pizzeria) fielen wir todmüde aber
happy ins Bett. Das Material hat auf der Reise übrigens nur ganz
wenig Schaden genommen (ein kleines Loch in der Anhängertasche von
Thomas sowie ein leicht verbogener Anhänger bei mir sind die
einzigen Blessuren).
Hasta luego y saludos del fin del mundo, Thomas und Alexander
(A)
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02.01.2012 – Ushuaia
Seit gestern Morgen habe ich ein neues Lieblingslebensmittel: Dulce
de Leche. Der helle Wahnsinn! Nach diesem kulinarischen Höhepunkt
ging es an die Planung des Tages. Angedachte Programmpunkte waren
eine Velotour zur Bahia Lapataia, einem der unzähligen südlichsten
Punkte des Kontinents, und eine Bootsfahrt zu den Pinguinen. Das
Problem: Gemäss Rezeptionist würde erstere einen Tag dauern,
letztere aber bereits 4 Stunden später starten. Diese
Herausforderung wurde selbstverständlich angenommen.
Die
Bedingungen für unsere ersten Meter auf dem Velo (allerdings ohne
Gepäck) waren optimal. Kaum Wind, verhältnismässig wunderschönes
Wetter (nur leicht bedeckt, ab und zu ein paar Sonnenstrahlen) und
eine ziemlich gute Piste. Um den Staub etwas zu minimieren, fuhren
Tanklaster mit Wasser hin und her, um die Strasse zu bewässern.
Allerdings machten sie das nur bis etwa zur Hälfte der Strecke,
anschliessend verschwanden wir hinter jedem der unzähligen Busse und
Taxis in einer Staubwolke. Sobald sich der Staub jeweils
vorübergehend verzogen hatte, wurden wir mit einen fantastischen
Landschaft belohnt.
Auf dem Rückweg machten die Passagiere
eines überholenden Taxis den Fehler, uns zuzuwinken und zu
fotografieren. Sie mussten daraufhin miterleben, wie aus der
Staubwolke hinter ihnen plötzlich ein vermutlich irre grinsender
Velofahrer auftauchte, auf der Gegenfahrbahn neben ihnen herfur und
ihnen zurückwinkte, während ich weiter hinten vor Lachen beinahe aus
dem Sattel fiel.
Als wir neben der Strasse Schienen der
südlichsten Bahn der Welt entdeckten, war sofort klar, dass wir dort
ein Foto machen mussten. Da es sich um eine Schmalspurbahn handelte,
waren wir sicher, dass ein allfälliger Zug langsam genug sein
müsste, um ihn problemlos rechtzeitig zu entdecken. Nach erfolgreich
durchgeführter Aktion mit dem Selbstauslöser nahmen wir die
südlichste Kamera der Welt wieder von den Schienen, um unmittelbar
darauf einen nahenden Zug zu hören, welcher dann doch ziemlich
rasant um die südlichste Kurve der Welt kam. Die rhätische Bahn wäre
vor Neid erblasst.
Für die Bootstour waren wir dann natürlich
viel zu früh zurück. (T)
Um unsere mittlerweile eingetretenen Hunger etwas zu stillen
gingen wir - ohne dem Receptionisten bei der Vorbeifahrt von unserer
Heldentat zu erzählen - direkt in die Stadt. Nachdem wir mühelos
beide Geld aus dem Bankautomaten gelassen hatten - die 17 Pesos
Gebühren inklusive - fuhren wir ins Irish Pub von Ushuaia, um 10'
später unbedient einen Sandwichladen aufzusuchen, damit wir es doch
noch rechtzeitig auf das Boot schafften. Der warme Innenraum des
Bootes war schnell gefüllt, was uns ohne zu zögern dazu bewog,
direkt auf das Deck zu gehen um allen zu zeigen, wie wetterfest wir
zwei mit unseren Goretexkleidern sind. Nachdem das Boot neben einem
riesigen Kreuzfahrtschiff aus dem Hafen gefahren war, kamen wir zu
einer kleinen Insel, auf der sich gemütlich Seelöwen tummelten. Der
Chef der Bande war schnell auszumachen, da er nichts tat als seinen
dicken Hals in den Himmel zu strecken und sich zu präsentieren.
Weiter ging es an weiteren kleinen Inseln vorbei, mit Seelöwen,
Vögeln, Leuchttürmen und unsichtbaren Meerjungfrauen in Richtung
Pinguinera, welche ca. 30 Bootsminuten (und sicherlich extrem viele
Seemeilen) weit entfernt gelegen ist. Dort haben wir das erste Mal
in unserem Leben frei lebende Pinguine gesehen, ein wahrlich
Freudentränen aus unseren Schweissporen drückender Moment. Die
Pinguine sind an Land ziemlich ungeschickt und man fragt sich, wie
so ein Tier das „Survival of the fittest-Spiel“ überleben konnte.
Sobald man sie aber im Wasser schwimmen sieht, ist man unglaublich
fasziniert von deren flinker und wendiger Art sich fortzubewegen.
Auf dem Rückweg zum Hafen galt unsere ganze Faszination der durch
Fahrt- und Gegenwind entstehenden Möglichkeit, sich stehend gaaaaanz
weit nach vorne zu lehnen ohne dabei umzufallen. Zurück an Land
fuhren wir zurück ins Hostal um dort Pasta zu kochen, zu waschen,
mit einem Amerikaner der während 2.5 Jahren von Alaska nach Ushuaia
mit dem Fahrrad gefahren ist zu plaudern und sehr deprimiert über
die nicht mehr so heldenhaft wirkende 3 monatige Reise welche wir
vor uns haben ins Bett zu fallen. Zu unserer Motivation hat der
Amerikaner davon geschwärmt, wie schnell man dank des Rückenwindes
vorwärts kommt, wenn man von Nord nach Süd fährt. Der nächste Flug
nach Alaska geht in einer Stunde, wir müssen also nichts wie los...
(A)
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03.01.2012 – Lago Fagnano
Unsere Fahrradreise hat offiziell begonnen.
Nachdem wir
ausgeschlafen haben und unsere Bäuche mit den besten Gipfeln auf
Erden im Hostel la Posta gefüllt haben sind wir um ca. 13:30
losgefahren. Vorgenommen haben wir uns 12 Uhr. Wir sind
zuversichtlich, in den nächsten 3 Monaten mindestens 1 mal
rechtzeitig wie vorgenommen loszufahren. Gegebenenfalls müssen wir
die vorgenommene Startzeit etwas nach hinten schrauben. Nach dem
obligaten Abschiedsfoto mit der Crew des Hostels ging es zunächst in
Richtung Osten. Das Wetter war wie so oft gehört sehr wechselhaft
und innert 10 Minuten kann es regnen, winden wie verrückt und gleich
danach scheint wieder die Sonne. Nach ca. 4 Stunden waren wir auf
dem Paso Caribaldi, um mir beim obligaten "Gipfel-Foto" fast den
linken Fuss zu verstauchen. Die Abfahrt in Richtung Lago Fagano,
unserem ersten Schlafplatz im Zelt ging zügig voran. Um ca. 19:00
Uhr sind wir dort angekommen, nach 100'000 gemachten Fotos von der
Strecke und der wirklich faszinierenden Landschaft. Das Zelt war auf
einer Klippe oberhalb des Sees schnell aufgestellt und zum Znacht
gab es - was für ein Wunder - Pasta... Die Aussicht vom Zeltplatz
war wirklich atemberaubend, die Fotos zeigen die Schönheit nur
ansatzweise. Nach dem Zähneputzen am See ging es in das zu diesem
Zeitpunkt noch warme Zelt. Nach zwei Stunden fror ich so gewaltig,
dass ich mich doch dazu entschloss, im und nicht unterhalb des
Schlafsackes zu schlafen. Bald war es dann auch wärmer.... (A)
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04.01.2012 – Tolhuin
Nachdem wir wieder mal richtig ausgeschlafen haben (bis 11 Uhr)
obwohl wir teilweise fast mit dem Zelt abgehoben sind vor lauter
Windstärken, galt es das Frühstücken oberhalb des Lago Fagano zu
geniessen. Ja, wir haben Gipfel aus dem Hostal in Ushuaia
mitgenommen! Die heutige Etappe war nur ganz kurz (37 km) und dann
noch mit Rückenwind. In Tolhuin, unserem Tagesziel, soll es eine
Panaderia geben, in der Radreisende gratis übernachten können. Die
Panaderia war schnell gefunden und der Empfang besser als erwartet.
Die Übernachtungsmöglichkeit wurde uns sogleich gezeigt und zudem
gab es Kaffee und Süssgebäck. Wir haben uns entschieden, für die
nächsten 3 Monate hier zu bleiben! Da noch eine Westschweizer
Familie mit zwei Kindern im Alter von 6 und 8 Jahren dazugestossen
ist, wurden wir im Fitnessraum einquartiert. Eine super Gelegenheit
um noch ein bisschen auszufahren. Nach einem 1stündigen lockeren
Jogging gab es neben Empanades de Pollo wieder zahlreiches
Süssgebäck. Denis von der Panaderia hat uns wirklich wie Könige
behandelt! Muchismas graçias, Denis!!! Also, nun geht es wieder
schlafen, da wir uns vorgenommen haben, mal nicht erst nach dem
Mittagessen loszufahren sondern um 6 Uhr aufzustehen und um 7 Uhr
abzufahren... Buenas noches y hasta luego... (A)
Ich habe nach 100 Metern Joggen aufgegeben. (T)
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05.01.2012 – Rio Grande
Die Abfahrt um 7 Uhr haben wir schliesslich nur um wenige Stunden
verpasst. Das Wetter war dafür wie geplant gut, allerdings ziemlich
kühl (25 Grad kälter als am Tag zuvor, brr brr). Wir kamen gut
vorwärts. Zum ersten Mal kreuzten Guanacos unseren Weg. Bzw. rannten
verschreckt neben der Strasse vor uns her. Irgendwann wurde die Idee
geäussert, zum Spass das Zelt in eine Steilwand zu stellen.
Überraschenderweise stiess sie auf grossen Anklang und wenig später
kraxelten wir breit grinsend unmittelbar neben der Strasse an einem
Dreckhügel herum und lösten bei den vorbeifahrenden Autos
ungläubiges Kopfschütteln aus. Von Alexanders Zelthersteller
erwarten wir im Gegenzug einen Werbevertrag über einen enorm hohen
Geldbetrag. Kurz vor Rio Grande verdunkelte sich der Himmel und die
Stadt schien verregnet zu werden. Die Strasse in die Stadt macht
jedoch einen dermassen grossen Umweg, dass bei unserem Eintreffen
längst wieder die Sonne schien. Ziemlich unterzuckert kämpften wir
uns durch die nicht enden wollende Hauptstrasse und befürchteten
langsam, man hätte beim Bau das verzweifelt erwartete Stadtzentrum
vergessen, als wir dann doch irgendwann die Erlösung in Form einiger
Supermärkte erblickten. Ich kaufte so viel Frisches und Turrón, wie
ich tragen konnte. An der Kasse beschloss ich, die ziemlich
gemütliche Sache etwas zu beschleunigen, und packte meine Einkäufe
selbst ein. Ich stand schliesslich kurz vor dem Zusammenbruch. Die
Kassierin hatte dafür nur geringes Verständnis und schien sehr
beleidigt, dass ich ihre Einpackfähigkeiten in Frage stellte. Dass
es um Leben und Tod ging, konnte ich ihr in meinem Zustand nicht
mehr erklären. Ein Kilo Zucker später ging es uns dann wieder
besser.
Der Zeltplatz stellte sich als geschlossen heraus, was uns
gerade Recht kam. So konnten wir uns ein Hostel nehmen, ohne das
Gesicht zu verlieren. Nicht weit vom Camping entdeckten wir ein
malerisches Bed & Breakfast mit einem nicht minder malerischen
«WiFi»-Kleber an der Tür. Da unser Zimmer erst noch bereit gemacht
werden musste, nutzten wir die Gelegenheit und holten uns wieder
einmal einen Sonnenbrand. Kurz darauf traf auch Matthias ein, den
wir in Tolhuin kennengelernt hatten und der etwas später losgefahren
war. Wir konnten ihn ebenfalls von den Vorzügen eines Hostels
überzeugen. Den späten Nachmittag verbrachten wir dann alle bei
einer heissen Schokolade, netter Musik und tonlosen Folgen von
Simpsons im gemütlichen Wohnzimmer und unterzogen den
Internetanschluss einem Stresstest. (T)
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06.01.2012 – San Sebastián
Frühmorgens (wir nahmen die Angelegenheit langsam ernst) stellte
sich dann als Erstes heraus, dass die Argentinier unter trockener
Wäsche nicht unbedingt dasselbe verstehen wie wir. Die Sonne schien
jedoch bereits wieder intensiv, was das Problem entschärfte. Während
die Sonne ihren Verpflichtungen nachkam, stellte sich der Wind etwas
quer. Bzw. frontal. Nett, wie wir nun mal sind, liessen wir Matthias
mit seinen wenig windschnittigen Seitentaschen bald darauf zurück.
Ich übernahm die Rolle des grossen Motivators im Windschatten. Wobei
ich mit der Zeit sogar dort leicht ausser Atem kam. Ich habe den
Verdacht, dass Alexander sich nicht an unsere Abmachung gehalten
hatte, so unvorbereitet wie nur möglich auf diese Velotour zu
starten.
Unterwegs beschlossen wir, im Windschatten einer kleinen
Industrieanlage eine Pause zu machen. Sofort tauchten in der Tür
einer Baracke zwei freundliche Gesichter auf, welche uns in ihren
Pausenraum baten. Die Anlage stellte sich als Gaskomprimierdings
heraus. Fabian, einer der beiden Arbeiter, machte mit uns eine
ausgiebige Führung. Fun fact: Da sie einen viel zu starken Generator
haben, lassen sie auch am helllichten Tag unzählige grosse
Scheinwerfer brennen, um möglichst viel Strom zu verbrauchen. Wir
zählen seither neben einem Bäcker aus Tolhuin auch einen Mitarbeiter
der «Del Plata Ingenieria S.A.» zu unseren (Facebook-)Freunden.
Schweren Herzens und schwerer Beine machten wir uns wieder auf
den Weg. Wenig später kamen uns zum zweiten Mal an diesem Tag
Velofahrer entgegen, die seit Alaska unterwegs waren. Aber mit
Rückenwind ist das ja keine Herausforderung. Nach weiteren Pausen
tauchte dann tatsächlich irgendwann die Grenze auf. An der
Tankstelle wollten wir unsere Spritflasche auffüllen, der Tankwart
meinte jedoch, er warte seit Tagen vergeblich auf eine neue
Benzinlieferung. Und hörte dabei in Endlosschleife «Crazy Frog».
Herzlichen Dank dafür, Jamba!. Nicht lange darauf traf auch Matthias
ein. Wir waren gebührend beeindruckt, wie schnell er allein und mit
grösserer Windangriffsfläche vorwärts gekommen war. Eventuell war
unsere Intervall-Taktik doch nicht die raffinierteste. Während er
auf der argentinischen Seite zelten wollte, machten wir uns auf den
Weg zum knapp 15 km entfernten chilenischen Grenzübergang. Damit
begann die staubige Schotterpiste, auf welcher wir bis zum Ende von
Feuerland unterwegs sein würden. Netterweise wurde der Gegenwind von
einem Moment auf den andern abgeschaltet und wir bummelten in einer
grandiosen Abendstimmung nach Chile. Beansprucht wurde in erster
Linie der Zeigefinger, wir knipsten praktisch pausenlos.
Am Zoll mussten wir unsere frischen Lebensmittel deklarieren
und vor Ort verspeisen, da deren Einfuhr verboten ist. Wir konnten
die beiden Tomaten aber auf die Schnelle nicht finden und assen sie
schliesslich erst einen Tag später, als sie wie durch ein Wunder in
unserem Gepäckchaos wieder zum Vorschein gekommen waren. How badass
is that?
In einer kleinen, minim überteuerten Osteria mit minim
demotivierter Bedienung gab es minim zähes Fleisch, bevor wir etwa
um Mitternacht im Windschatten eines anscheinend unbewohnten
Gebäudes gleich daneben unser Zelt aufschlugen. (T)
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07.01.2012 – Parque Pingüino Rey
Nach ca. 6 Stunden Schlaf hörten wir um 7 Uhr morgens nicht eine
einzige Windstärke. Pünktlich kurz um 8 Uhr, bevor es nach zügigem
Zeltabbau in Richtung Osteria ging, kam der Wind aber wieder auf. Es
wäre auch wirklich enttäuschend gewesen, die schlechten
Strassenverhältnisse ohne Gegenwind überwinden zu müssen. In der
Osteria, wo sie um 8:15 ihre Öffnungszeit nur um 15’ verpasst haben,
was für südamerikanische Verhältnisse schon fast übereifrig ist,
kamen wir also noch zu einem Kaffee und einem jamón y queso
Sandwich. Von denen hätten wir besser noch etwa je 4 Stück mit auf
den Weg genommen, wie sich später herausstellen sollte. Begleitet
von bewundernden Blicken einer italienischen Familie fuhren wir los
gegen den Wind. Die schlechten Verhältnisse liessen leider keine
allzu grossen km/h-Zahlen auf dem Tacho erscheinen. Nach einer
Stunde gab es die erste Pause im Windschatten einer kleinen
Blechhütte. Zu unserem Erstaunen hatte es sogar noch Matratzen
darin, welche man aber auch bei noch so schlechter körperlicher
Verfassungen nicht hätte benutzen wollen. Weiter ging es nach ca.
30’ wieder gegen den Wind. Bald einmal sahen wir noch Flamingos in
einer Pfütze nahe der Strasse. Das war bis dahin neben der wieder
minim unmotivierten Bedienung am frühen Morgen sicherlich das
Tageshighlight bis zu diesem Zeitpunkt.
Unsere Taktik mit Vollgas gegen den Wind zu fahren während ca.
1 Stunde um dann 30’ auszuruhen ging bis zur 3ten Pause nicht allzu
schlecht, diese musste dann aber als ausgiebige Mittagspause genutzt
werden. Obwohl wir uns fühlten, wie wenn wir 180km Rad in 5 Stunden
gefahren wären, hatten wir bis dahin gerade mal schlappe 30 km
geschafft. An die 5 Stunden kamen wir aber schon erstaunlich nahe
heran. Nun stellten wir fest, das wir ausser 10 kg Turrón und
genügend Wasser nicht mehr allzu schmackhaftes Essen ausser Pasta
auf uns trugen, welche aber zuerst noch hätte gekocht werden müssen.
Nachdem auch der Versuch per iPhone einen Pizzaservice in der Pampa
zu suchen fehlgeschlagen war, entschieden wir uns für einen
ausgiebigen Mittagsschlaf. Danach ging es weiter in Richtung 10 km
entferntem ersten Tagesziel. Dies war eine Kreuzung, an welcher es
geradeaus weiter in Richtung Porvenir gehen würde, von wo einem die
Fähre über die Magellanstrasse nach Punta Arenas bringt. Bei der
Kreuzung links abgebogen führt einem die Strasse zu einer Pinguinera
wo man die Möglichkeit hat, Königspinguine zu sehen. An dieser
Kreuzung angekommen trafen wir auf Julie + Alex, ein Schweizer Paar,
welches auch per Rad unterwegs ist, allerdings in der viel
langweiligeren Rückenwindrichtung (http://www.2mal2raeder.ch).
Nach ca. 30’ angenehmen Plauderns und dem Hinweis, dass es nur
14 km anstelle der zuvor gehörten 20 km bis zu den Pinguinen ist,
ging es mit neuer Energie dieser Strasse entlang. An einer grossen
Estancia vorbeifahrend entschieden wir uns, dort um Wasser zu
bitten. Dort trafen wir auf Wolfgang Kalt, einen ca. 60jährigen Mann
der auf der Estancia arbeitet und Vorfahren aus Deutschland hat. Der
deutschen Sprache somit mächtig unterhielten wir uns mit ihm auf
hochdeutsch über die am Tag darauf bevorstehende Schafschur. Dafür
erwartete man am Abend die Ankunft von ca. 15 Arbeitern in der
Estancia, um Tags darauf früh mit der Arbeit zu beginnen. Mit
aufgefüllten Wasserflaschen ging es nichts wie los in Richtung
Pinguinera, da diese nur bis 18:00 Uhr geöffnet hat und es bereits
ca. 16:30 war. Auch dieses Stück war natürlich geschmückt mit
Gegenwind, jedoch auch deutlich besserer Strasse. So kamen wir
rechtzeitig an und konnten uns in einem Igluzelt welches zugleich
auch eine Fliegenzucht war, für die Führung zu den Pinguinen
eintragen. Wie wir erst später erfahren haben, versprach man mit der
Unterschrift auch, dass man die Pinguine in Ruhe lasse. Aber der
Pinguin ist jetzt halt schon bei uns in der Anhängertasche.
Die Führung war sehr interessant und die Leute die dort
arbeiten geben sich wirklich Mühe (http://www.pinguinorey.com). Es
hat zwei kleine Kolonien zu je etwa 20 Pinguinen. In der einen
Kolonie sind 4 Männlein damit beschäftigt, die Eier auszubrüten,
während die Weibchen faul herumsitzen und den Touristen schöne Augen
machen. Die andere Kolonie ist etwas näher am Meer und dieser kann
man sich bis auf etwa 20 Meter nähern. Dazu muss man einen kleinen
Umweg zu einer “Brücke” machen, um einen kleinen Fluss zu
überqueren. Entlang dem Meer laufend sieht man immer wieder Spuren
von Pinguinen und Guanacos, welche sich dadurch unterscheiden, dass
Guanacos die Füsse hintereinander reihen beim Laufen, während sie
die Pinguine nebeneinander stellen. Würden Pinguine wie Guanacos
laufen, würde ihnen wohl ständig schwindlig von den vielen 180°
Drehungen, welche sie aufgrund mangelnder Beinlänge machen müssten.
Genügend über Tiere und deren Laufstil nachgedacht ging es zurück
zum Eingang des Parks. Dort wurden wir von der “Chefin” der
Pinguinera gefragt, ob wir nahe des Igluzeltes neben einem Wind- und
Sichtschutz übernachten möchten. Nach reiflichen Überlegungen haben
wir uns auf die Knie werfend und sie danksagend anhimmelnd dazu
entschlossen, das Angebot anzunehmen. Die restlichen 14 km bis zur
bereits beschriebenen Kreuzung zurück wurden also auf den nächsten
Tag verschoben.
Um 18 Uhr kam noch ein Camper am Eingang an. Der Parkwächter
wurde sogleich von der “Chefin” dazu verdonnert, Überstunden zu
machen. Währenddessen haben wir versucht, den Benzinkocher dazu zu
bringen, länger als 1 Minute Hitze von sich zu geben. Leider ist
dieses Unterfangen gescheitert, wahrscheinlich aufgrund der zu wenig
gefüllten Spritflasche. «Crazy Frog» wird eindeutig zu unserer
Reise-Hymne erkoren. Auf die Leute vom Camper wartend haben wir
damit begonnen, das Zelt aufzustellen. Die Franzosen, welche den
hungrigen Parkwächter mittlerweile zur Weissglut gebracht haben mit
ihren unzähligen Fotos welche sie noch von den Pingus machen
wollten, haben uns aber das Leben gerettet. Sie hatten Sprit dabei
und wir somit eine wunderbare Mahlzeit. Beim Spritabfüllen
ausserhalb des Parkes ist dem Parkwächter (er wird von uns übrigens
“Sonnenschein” genannt) zum zweiten mal der Kragen geplatzt, da er
warten musste, um nach uns wieder den Eingang abzuschliessen. Er hat
uns dann noch gesagt, das wir besser draussen hätten campieren
sollen. Sonnenschein wird seiner “Chefin” jetzt noch dankbar sein,
dass sie uns erlaubt hat, drinnen zu zelten. Murmelnd verzog er sich
dann in seinen “Container” von welchem aus er immer wieder einen
kritischen Blick auf uns warf. Erstaunlicherweise konnte ihn auch
meine Anfrage, ob er uns morgens um 6 Uhr das Tor öffnen könne, da
wir zeitig abfahren wollen, nicht wirklich beruhigen. Als wir ihm
von draußen aber mit Zeichensprache das Angebot gemacht haben, auch
von unserer leckeren “Maggi-Pollo-Mais-Pasta” zu essen, hat sich
seine “Aura” merklich verbessert, auch wenn er das Angebot leider
nicht angenommen hat. Wir gingen nun zeitig schlafen, damit wir
“Sonnenschein” am nächsten Morgen auch rechtzeitig wecken konnten...
(A)
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08.01.2012 – Punta Arenas
Die Sonne schien, als wir Sonnenschein weckten. Inzwischen hatte er
sich jedoch vom Stress am Vortag erholt und war ganz umgänglich. Wir
fuhren bereits um 6.30 los, erhofften wir uns doch insgeheim, die
115 km bis Porvenir, von wo uns die Fähre nach Punta Arenas
übersetzen würde, gleich in einem Zug zu erledigen. Und siehe da,
der Wind verhielt sich kooperativ. Er hatte also über Nacht spontan
um 180 Grad gedreht (wenn auch ziemlich abgeschwächt). Zudem wurde
die Schotterpiste besser und wir flogen nur so dahin. Mit der Zeit
wurde es hügelig und wir krochen wieder. Mittags hielt ein Wohnmobil
mit Berner Kennzeichen neben uns an und Matthias kam auf der
Rückbank zum Vorschein. Unterwegs hatte er von den Besitzern des
Wohnmobils, die er auf seiner Reise ab Buenos Aires bereits mehrfach
getroffen hatte, erfahren, dass die Fähre von Porvenir nach Punta
Arenas gemäss ihren Informationen bereits zwischen 14 und 15 Uhr
loslegen und am nachfolgenden Tag ausfallen würde, weshalb er sich
ihnen anschloss. Beatrix und Christophe
(http://sites.google.com/site/juratourdumonde/), wie die beiden
heissen, sind der Traum eines jeden Velofahrers. Sie halten jedes
Mal an, erkundigen sich nach den Wasservorräten und kochen sogar
Kaffee.
Unser Ego liess selbstverständlich nicht zu, ebenfalls auf
motorisierte Hilfe zurückzugreifen. Wir kalkulierten, dass 15 Uhr
knapp machbar sein dürfte. Andernfalls würden wir halt zwei Tage in
Porvenir verbringen. Wir beschlossen jedoch, uns beim nächsten
entgegenkommenden Autofahrer zu erkundigen, ob diese Abfahrtszeiten
stimmten, da wir an den Vortagen bereits diverse andere Varianten
gehört hatten. Und siehe da, dieser sprach tatsächlich von 17 Uhr
und meinte ausserdem, die Fähre würde auch am Folgetag fahren.
Dankbar schraubten wir das Tempo etwas herunter. Kurz vor dem Ziel
gönnten wir uns eine letzte Hypoglykämie, welche ich in meinem Fall
innert fünf Minuten mit knapp 1000 kcal Turrón behob. Was für ein
fantastisches Nahrungsmittel.
In Porvenir erwartete uns bereits das Wohnmobil und wir
plauderten eine Weile, bevor wir uns auf den Weg zum 5 km entfernten
Ablegeplatz machten. Bevor wir das Städtchen verliessen, fiel uns
ein, dass wir kaum chilenisches Geld hatten. Da wir uns beim
Wechselkurs um etwa Faktor 100 vertaten, hob Alexander ungefähr das
chilenische BIP ab. Wir dachten darüber nach, die Fähre zu kaufen,
entschieden uns dann aber doch dagegen.
Wie sich bei Ticketkauf herausstellte, wäre am kommenden Tag
tatsächlich keine Fähre gefahren, somit hatten alle ein bisschen
recht. Auf der Überfahrt nach Punta Arenas wurde ich von der
Müdigkeit übermannt, während die andern draussen angeblich Delfine
beobachten konnten. Auf den vermeintlichen Beweisfotos waren dann
aber nur dunkle Punkte zu sehen (siehe Bildmaterial unten). Da
könnte ja jeder kommen.
In Punta Arenas angekommen machte Matthias sein Velo wieder
fahrbereit und wir verabschiedeten uns von Beatrix und Christophe,
um uns zu einem Hostel aufzumachen, welches man uns unterwegs
empfohlen hatte. Es gab jedoch keinen Platz mehr, weshalb wir den
beschwerlichen Weg zum 10 m entfernten Nachbarhostel unter die Räder
nahmen. «Hostel Pink» erwies sich als total gemütliches Bed &
Breakfast. Ein Passant zeigte sich äusserst interessiert an unseren
Anhängern und liess sich alle Infos aufschreiben. BOB
(http://www.bobgear.com/trailers) sollte uns wie Vaude sehr viel
Geld für unseren Marketingtrip bezahlen. Im Gegenzug empfahl uns der
Typ ein Restaurant für das Abendessen. Es war dann jedoch
geschlossen und wir besuchten stattdessen ein urgemütliches kleines
Restaurant mit viel Fleisch auf der Karte. Chiles «Hamburguesa
Completa» ist mir inzwischen beinahe so ans Herz gewachsen wie der
Big Tasty von McDonald's. Also enörmstens. Musikalisch und visuell
untermalt wurde das Ganze von «Men at work», deren urkomische
Musikvideos wir bisher nicht kannten.
Die Rückfahrt wurde dadurch etwas erschwert, dass ich den
Veloschlüssel nicht mehr finden konnte. Der Kellner erinnerte sich
daran, ein Kind mit einem Schlüssel spielen gesehen zu haben, was
uns auch nicht unbedingt weiterhalf. Gerade, als wir mit der
Uraufführung unserer «Choreografie auf zwei zusammengeschlossenen
Rädern» starten wollten, tauchte der Schlüssel im Lokal auf. Tja,
ein andermal.
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09.01.2012 – Punta Arenas, Tag 2 und 3
Zwei Ruhetage.
Siehe Bildbeschriftungen.
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11.01.2012 – Villa Tehuelches
Motto des Tages: che voust fer cunter il vent nu poust pischer.
Tagwache um 6:30, Frühstück um 7:00, Abfahrt um 8:00 Uhr, der
Ablauf ist langsam eingespielt... Die Abfahrt fand übrigens unter
bewundernden Blicken eines sehr sympathischen chilenischen
Professors im Pijama statt, welcher auch im Hostal Pink hauste und
uns von seinem Fenster aus fotografierte. Unsere Fotos dokumentieren
dieses Ereignis aber leider nur ungenügend. Danach ging es
optimistisch los in Richtung Norden (haciaelnorte - der Name ist
tatsächlich Programm), da der Wind noch nicht eingeschaltet war.
Leider hat der dafür zuständige Chilene heute aber nur wenig
verschlafen, denn bereits nach einer Stunde Fahrzeit wurde der
Normalzustand wieder hergestellt. Zu Beginn entlang der
Magellanstrasse führte uns der Weg bald einmal ins Landesinnere. Die
erste Pause gönnten wir uns auf der windgeschützten Seite eines der
zahlreichen kleinen Häuschen, welche als Bushaltestellen vor
Estancias gedacht sind. Sie sehen ähnlich aus wie
Toi-Toi-Einrichtungen bei uns und werden nicht selten auch als
solche benutzt, einfach ohne regelmässig entleert zu werden. Weiter
ging der Kampf gegen den Wind, immer angetrieben von meinem
unermüdlichen Motivator und Coach Thomas! Neben dem Wind kam jetzt
noch eher hügelige Landschaft hinzu, welche die ganze Angelegenheit
aber tatsächlich etwas abwechslungsreicher gestaltete. Das höchste
der Gefühle wurde jeweils dann erreicht, wenn wir uns im Gegenwind
bergauffahrend - nachdem in Gegenrichtung ein 40 Tönner mit 100 km/h
vorbeidonnernte - 20 m weiter hinten wiederfanden. Zum Glück nahm
der Verkehr nach einer Abzweigung, von welcher eine Strasse nach
Buenos Aires führt, relativ stark ab. Der Wind kommt aber leider
nicht aus Buenos Aires.
Auf den Weiten der Landschaft sahen wir neben Tausenden von
Schafen zum ersten Mal auch Nandus, eine dem Vogel Strauss sehr
ähnliche Vogelart. Auch heute kamen uns wieder einige Radfahrer
entgegen. Wir haben aber damit aufgehört anzuhalten, da die
Antworten auf unsere Fragen sowieso immer 1. “in Alaska gestartet”,
2. “seit 1.5 bis 2.5 Jahren unterwegs” und 3. “wir hatten immer
Rückenwind” lauten. Nach der ersten Hälfte kurz vor der Laguna
Blanca lud uns ein leerstehendes Häuschen unweit der Strasse dazu
ein, Mittagsrast zu machen. Nachdem wir die zwei Holzzäune überquert
haben, stellten wir fest, dass es jeweils neben dem abgeschlossenen
Tor noch ein offenes hatte. Nur für den Fall, dass dort mal jemand
vorbeifährt und Mittagspause machen möchte. Das Häuschen war
wahrscheinlich für Schafhirten gedacht, war es doch gut ausgestattet
mit Bett und Ofen. Es gab sogar ein kurzes Mittagsnickerchen,
welches nach 20’ aber durch starkes Frieren unterbrochen wurde.
Obwohl es zwischenzeitlich leicht regnete, wagten wir uns wieder auf
die Strasse. Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch davon überzeugt,
dass der Wind abends eher nachlässt und spielten somit mit dem
Gedanken, die Nacht durchzufahren, um schneller voranzukommen. Mehr
dazu aber später.
Villa Tehuelches war die nächste Ortschaft welche es zu
erreichen galt. Nicht unglücklich darüber, dass dieses schmucke
Dörflein auch ein Restaurant zu seinem Dienstleistungsangebot zählt,
wurde ebendieses als nächsten Ort für eine Pause benutzt. Begleitet
von Panflötenmusik - Thomas fühlte sich sofort sehr wohl dort -
durften wir uns mit zwei leckeren hausgemachten Suppen, einem
Fleischsandwich sowie zwei Colas und zwei Kaffees verköstigen.
Lediglich das Ausbreiten der leicht durchnässten Sportkleidung war
der Wirtin nicht allzu genehm. Da es im Restaurant viel wärmer war
als draussen und die Wirtin unseren Irrglauben korrigiert hat, dass
es nachts weniger windet als tagsüber, kam keine Eile auf um
weiterzufahren. Trotz dem gut gemeinten Hinweis der Wirtin, es gebe
in Tehuelches neben der Möglichkeit das Zelt windgeschützt
aufzustellen auch ein Hotel, warfen wir uns wieder gegen den Wind,
mit dem Vorsatz, möglichst lange in die Nacht hineinzufahren. Nach
weiteren 20km entdeckten wir auf der linken Strassenseite eine
kleine Blechhütte, optimal war für eine nächste kurze Pause. In der
Blechhütte hatte es 2 Kajüttenbetten ohne Matrazen, welche sich für
die Nachtruhe eignen würden, hätten wir uns nicht vorgenommen, noch
weiterzufahren. Diesen Gedanken noch nicht einmal zu Ende gedacht,
waren beide Anhängertaschen vom Portier des Hotels Blechhütte namens
Thomas bereits auf das Zimmer gebracht und die Fahrräder in der
Garage verstaut. Die Abmachung war dann aber, dass wir uns um 3:15
wecken liessen, um dem Wind zu entgehen, welcher frühmorgens hier
nicht weht. (Wer auch immer dies gesagt haben soll...) Die
Blechhütte bot wirklich alles was man in so einer Situation braucht.
Lediglich aufgrund der fehlenden Haken an der Wand um den Bademantel
aufzuhängen gibt es bei www.holidaycheck.cl nur 4 der möglichen 5
Sterne... (A)
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12.01.2012 – Puerto Natales
3 Uhr: Thomas' iPhone gibt, als Weckruf gedacht, ein Grillenzirpen
von sich, er hört nichts, der Wind weht, ich stelle mein iPhone auf
4 Uhr
4 Uhr: Mein iPhone vibriert, der Wind weht, ich stelle
den Wecker auf 5 Uhr
5 Uhr: Mein iPhone vibriert, der Wind
weht,… 6 Uhr
6 Uhr: Dito...7 Uhr
7 Uhr: Mein iPhone
vibriert, der Wind weht nicht, wir stehen auf, frühstücken (inkl.
warmem Tee, danke Thomas!) und richten unsere Sachen.
8 Uhr:
Wir fahren los, der Wind weht wieder wie am Vorabend.
Die Landschaft ist eher karg und die Strasse geht ständig
leicht auf und ab. Von Weitem sehen wir einen dem Ayers Rock nicht
unähnlichen Hügel, der sich später als Morro Chico erweist, ein
erstes Ziel unserer Morgenetappe. Bis jetzt von Süd nach Nord
fahrend zweigt dort die Strasse in Richtung Nordwesten ab, der Wind
ändert seine Richtung natürlich mit und weht uns weiter ins Gesicht.
In Rio Rubens soll es ein Restaurant geben, in welchem wir uns
wieder stärken können. Pünktlich um 12 Uhr treffen wir nach einem
intensiven Morgentraining dort ein, nicht unglücklich darüber, dass
das Restaurant auch wirklich geöffnet ist. Der Kellner fragt etwa 4
mal nach, ob wir auch sicher sowohl Pommes Frites, Kartoffelstock
sowie Reis als Beilage möchten, wir bejahen seine Frage natürlich
jedesmal. Zur Sicherheit bestelle ich dann noch eine Extraportion
Pommes Frites, was mir auch erst nach mehrmaliger Bestätigung
wirklich abgenommen wird. Das Dessert sparen wir uns dann aber, um
den Kellner nicht zu überfordern.
Die Nachmittagseinheit verläuft gleich wie die Morgeneinheit,
Wind von vorne und unendliche lange Geraden welche vor uns liegen.
Nach einem kurzen Nickerchen irgendwo auf einem kleinen Pass
erreichen wir gegen Abend bei wunderschöner Stimmung Puerto Natales,
welches am Meer liegt, diesmal in einer Bucht des Pazifiks. Das
Hostal Dumestre, welches uns von Radfahrern empfohlen wurde, ist
rasch gefunden und wir quartieren uns dort ein. Unsere Skepsis
gegenüber der Sauberkeit der Betten drückt sich dadurch aus, dass
wir diese mit der Zeltunterlage bedecken und im Schlafsack schlafen.
WiFi ist aber vorhanden und somit sind unsere Grundbedürfnisse
befriedigt. Zudem ist das „Wirteehepaar“ sehr hilfsbereit und
nett. Nachtessen besteht aus Joghurt und ein bisschen Brot – da die
Kalorien des Mittagessens erstaunlicherweise immer noch nicht ganz
verbrannt sind.
Nach einem langem und tiefen Schlaf gehen wir den Tag
gemütlich an. Der angestellte ältere kleine Herr kocht uns sogar
Eier zum Frühstück am nächsten Morgen. Der Tag war dann geprägt von
Regeneration, Fotobearbeitung und einem Gespräch mit Glenn, einem
Nordiren, welcher sich schon fast alle Berge Südamerikas von oben
angeschaut hat. Er hat unsere aufgekommene Idee, wir könnten zum
Abschluss unserer Reise auf den Aconcagua, belächelnd in der Luft
zerplatzen lassen, da er von Akklimatisationszeiten um die 3-4
Wochen erzählt hat. Herzlichen Dank aber trotzdem an Cesare, den
Bruder eines guten Freundes von Thomas, welcher uns die Besteigung
des Aconcagua organisiert hätte.
Danach war Einkaufen angesagt. Die gesuchten Handschuhe,
Schuhüberzüge gegen Kälte sowie FlipFlops konnten nicht aufgetrieben
werden, eine benötigte Schraube nachdem wir in 3 verschiedenen Läden
nachgefragt haben, im Fahrradgeschäft „el rey de la bicicletta“. Dem
verkaufenden jungen Mann war Fabian Cancellara ein Begriff und wir
haben ihm verprochen, ihn zu grüssen wenn wir wieder zu Hause sind!
Hungrig gingen wir danach Proviant für die nächsten 4 Tage
einkaufen, da man uns gesagt hatte, es gebe im Torres del Paine
Nationalpark sowie auf der Strecke danach in Richtung El Calafate
nur wenig und teure Möglichkeiten. So kam einiges zusammen und
danach gingen wir Fisch essen in einem uns empfohlenen Restaurant.
Als Thomas zum Fisch noch Salat, Gemüse und Fruchtsaft bestellt hat,
begann ich mir Sorgen zu machen, jedoch ist auch ihm einmal ein
kleiner Faupax zu verzeihen.
Danach kauften wir 1 Liter Eis und besuchten damit Matthias,
welcher sich auf dem Camping einquartiert hatte und dort mit einem
Schweizer Paar (Christine und Benjamin, http://www.volfeu.ch) sowie
ein paar Amerikanern und Neuseeländern am Grillieren war. Eine
Amerikanerin (Holly) ist von Ushuaia in Richtung Alaska unterwegs
und für sie haben wir in Tolhuin das Datum an die Wand geschrieben
unter den Text, welchen sie verfasst hat. Sie hatte dies vergessen.
Den Auftrag haben wir in Ushuaia von Paul gefasst, welchen sie
unterwegs getroffen hat. Und nun treffen wir sie hier in Puerto
Natales, herrlich. Matt, ein Amerikaner, ist momentan mit dem
Motorrad unterwegs, fuhr aber mit Rad und Machete auf dem Lenker (um
sich gegebenenfalls sofort zur Wehr zu setzen) durch Peru
(http://www.spokecount.com). Seine Räubergeschichten waren sehr
eindrucksvoll, durch seine amerikanische Erzählart vorgetragen
sowieso. Er hat uns sogleich als Radfahrer identifiziert, als wir
mit dem Literkübel Eis angekommen sind. Mit Matthias haben wir dann
noch Pläne geschmiedet, um am nächsten Tag um 8 Uhr in Richtung
Torres del Paine loszufahren. (A)
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14.01.2012 – Torres del Paine
Matthias stand pünktlich um 8 Uhr beim Hostel, obwohl er eigentlich
langsam wissen müsste, dass wir damit 9.30 meinen. Über der Bucht
von Puerto Natales erwartete uns ein riesiger Regenbogen.
Selbstverständlich war mein Kamera-Akku zu diesem Zeitpunkt leer und
der Ersatzakku zuunterst in der Anhängertasche. Worin man fünf
Minuten nach Abfahrt prinzipiell noch nicht herumzuwühlen beginnt.
Tja. Neben dem Regenbogen präsentierte sich uns auch der bis anhin
heftigste Gegenwind. Wir kämpften uns mit 8 km/h vorwärts. Bald
einmal durften wir die Richtung ändern, wodurch wir den bis anhin
heftigsten Seitenwind geniessen konnten.
Der Seitenwind war relativ böig, was beim Velofahren jeweils
den Effekt hat, dass man sich regelmässig um 90 Grad gedreht neben
der Strasse wiederfindet. Und sich anschliessend schiebend wieder
darauf zurückkämpfen muss, um sich nur wenig später wieder in der
gleichen Situation zu befinden. Auch hier sei erwähnt, dass der
Anhänger weit weniger Angriffsfläche bietet als Seitentaschen. Wir
würden unsere BOBs (http://www.bobgear.com/trailers) nicht einmal
gegen einen fahrenden WiFi-Hotspot eintauschen, wir sind dermassen
happy damit.
Allein wäre man vermutlich nach wenigen Kilometern ausgerastet
und hätte umgedreht, in der Gruppe kann man solche Situationen
jedoch ziemlich gelassen nehmen. Wir verbrachten viel Zeit damit,
unsere akrobatischen Einlagen gegenseitig zu filmen und dabei
schadenfreudig zu grinsen.
Mittagspause machten wir an einem kleinen See, dessen
Beschaulichkeit nur durch die anliegenden Minenfelder etwas
gemildert wurde. Wenig später drehte die Strasse erneut etwas und
wir hatten plötzlich Rückenwind. Was unsere Geschwindigkeit beinahe
verdreifachte. Einen Teil der (ebenen) Strecke fuhren wir mit 50
km/h, was jedoch damit zu tun haben könnte, dass ich Alexander kurz
davor informierte, ich sei dann übrigens schneller als er.
Da wir in Cerro Castillo wiederum die Richtung wechselten,
hatten wir erneut Gegenwind. Was einen kurzen Aufstieg zum
vermutlich anstrengendsten Teilstück meiner bisherigen Velokarriere
machte. Kurz darauf begann die Schotterpiste, welche sich dann bis
in den Nationalpark "Torres del Paine" ziehen sollte. Auch hier
bewährten sich die Anhänger. Im Vorfeld hatte ich mir noch Gedanken
darüber gemacht, meinen alten, ungefederten durch einen gefederten
zu ersetzen (wie ihn auch Alexander hat). Der Velomech meines
Vetrauens (http://www.gaetzi.com) riet mir jedoch davon ab und
meinte, ich solle das eher über den Luftdruck des Anhängerrades
regulieren. Was zwar nicht für seine Verkaufstüchtigkeit spricht,
aber umso mehr für sein Fachwissen. Inzwischen sind wir nämlich zum
Schluss gekommen, dass der ungefederte auf den örtlichen
Wellblechpisten stabiler rollt als der gefederte. Muchas gracias an
Markus, Patrick und Team!
Mit der Zeit kam der Wind wieder eher von der Seite. Auf
Schotter macht das noch viel mehr Spass als auf Asphalt, da man zum
Teil einfach seitlich wegrutscht. Gegen Abend zeigte sich, dass
unsere 1:2'000'000-Karte auch im weitläufigen Patagonien irgendwann
an ihre Grenzen stösst. Weshalb wir uns auf die Infos von
passierenden Autofahrern verlassen mussten, was Route und
verbleibende Entfernung zum nächsten Campingplatz anging. Welche
sich als ziemlich vielfältig herausstellten. Bei einer Ansammlung
von Baubaracken wollten wir unser Ziel, bis in den Park zu fahren,
langsam aufgeben. Wir waren jedoch unerwünscht ("Chef will nicht,
dass hier gezeltet wird"). Dafür ging es ab sofort zu viert weiter,
ein streunender Hund rannte begeistert vor uns her.
Der Vorteil unserer späten Ankunft war eine wunderschöne
Abendstimmung, welche die berühmten Torres in rotes Licht tauchte.
Der Hund scheuchte der Reihe nach die gesamte Fauna Patagoniens auf.
Wir trafen sogar auf eine ziemlich verwirrte junge Gans, welche
unbeholfen auf der Strasse herumirrte. Interesanterweise liess der
Hund sie jedoch in Ruhe, er schien nicht besonders hungrig zu sein.
Meine Rettungsaktion mit Brot fand bei der Gans wenig Anklang,
anscheinend steht das nicht auf ihrem natürlichen Speiseplan. Bei
einem leicht angetrockneten See stellten wir schliesslich die Zelte
auf und verschoben die Einfahrt in den Park auf den Folgetag.
Rantaplan, wie wir unseren neuen Beleiter inzwischen getauft
hatten (womit wir jedoch keinesfalls seine Intelligenz in Frage
stellen wollen) nagte an irgendwelchen alten Knochen herum und legte
sich anschliessend neben unsere Zelte. (T)
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15.01.2012 – Torres del Paine (Wandertag)
Am nächsten Morgen war es erstaunlich windstill und wir machten uns
bereits früh auf den Weg. Selbstverständlich kamen wir bereits nach
wenigen Minuten an einem ersten Campingplatz vorbei und passierten
wenig später den Parkeingang. Es dauerte einige Zeit, den
Parkwächtern klar zu machen, dass Rantaplan nicht zu uns gehörte. Er
rannte auch die restlichen 15 km bis zum anvisierten Campingplatz im
Park neben uns her. Dort angekommen frühstückten wir den Rest der 20
Portionen Reis, die Alexander am Vorabend gekocht hatte. Unsere
beiden Zelte stellten wir bewusst nicht auf, um Zeit zu sparen. Was
Matthias, der seines aufbaute, nicht daran hinderte, vor uns
abmarschbereit zu sein.
Bei schönstem Wetter gönnten wir unserer Beinmuskulatur für
einmal etwas Abwechslung und machten uns auf den Weg zu den Torres.
Zusammen mit unzähligen anderen Touristen. Vermutlich hatten sich
die Besucher in diesem Teil des Parks etwas konzentriert, da der
Rest aufgrund des Waldbrandes Anfang Jahr noch gesperrt war. Was
jedoch nicht weiter störte. Rantaplan hatte sich in der Zwischenzeit
aus dem Staub gemacht. Unterwegs wurden wir jedoch von Leuten, die
wir zuvor auf dem Camping getroffen hatten, informiert, dass "unser"
Hund sich für die selbe Wanderung entschieden hatte und nicht weit
vor uns unterwegs sei. Tatsächlich trafen wir ihn oben bei den
Torres wieder. Zu den knapp 30 Kilometern, die er neben den Velos
her gerannt war, kam zu seinem Sportprogramm der letzten 24 h also
noch eine zweistündige Wanderung. Womit das mit der Intelligenz wohl
auch langsam geklärt wäre.
Das Ziel der Wanderung ist ziemlich spektakulär gelegen. Man
macht es sich auf einem Geröllfeld neben einem See bequem, hinter
welchem unmittelbar die Torres aufragen. Von einem kleinen Gletscher
über dem See bricht ab und zu etwas Eis ab, für Spektakel ist also
ebenfalls gesorgt.
Nach einem kurzen Mittagsschlaf ging es wieder zurück.
Alexander und mich befiel eine spontane Trailrunning-Attacke, was
uns ziemlich rasch nach unten brachte. In einem Restaurant unterwegs
spendierte uns Matthias ein Bier, was nicht einmal ich ablehnen
konnte, wie untenstehendes Foto auf eindrückliche Art und Weise
dokumentiert. Auf dem Camping angekommen bewies Alexander seine
Lernfähigkeit und kochte dieses Mal nur für 19 Personen, während
Matthias eine feine Sauce beisteuerte und ich schliesslich eine Dose
Erdbeeren (!), welche ich im Supermarkt in Puerto Natales entdeckt
hatte. Rantaplan schaute kurz vorbei und stellte sich für einige
Minuten tot, um dann plötzlich wieder wegzurennen. Vermutlich hatte
er noch eine Trainingseinheit im See vor sich. (T)
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17.01.2012 – El Calafate
Nach einem tollen Wandertag im Torres del Paine haben wir uns eben
rasch 285 km gegönnt (davon 130 auf Schotter und davon wiederum 90%
auf «Wellblech», wir schrieben also definitiv ein unglaublich
heldenhaftes neues Kapitel Radsportgeschichte —Paris Roubaix hätten
wir bereits vor dem Frühstück erledigt gehabt). Der gestrige
windfreie Tag brachte uns dermassen aus dem Häuschen, dass wir die
Nacht gleich durchfuhren. Vor einer Stunde, knapp 24 Stunden nach
der Abfahrt im Nationalpark, feierten wir unsere frenetisch
umjubelte Einfahrt in El Calafate. Details folgen später, jetzt
legen wir uns erst einmal für eine Weile ins Koma. Ich zumindest.
Alexander macht vermutlich vorher noch ein mehrstündiges
Lauftraining. (T)
Nachtrag:
Bereits um 7 Uhr starteten wir auf die nächste Etappe, während
Matthias es etwas gemütlicher nehmen wollte und noch auf dem Camping
blieb. Die 65 km Schotter bis Cerro Castillo gingen dieses Mal etwas
schneller vorüber als auf dem Hinweg, da es vollkommen windstill
war. Ohne den Wildtierschreck Rantaplan, der seit dem Vorabend nicht
mehr aufgetaucht war, hatten wir unterwegs endlich die Möglichkeit,
einige Tiere zu fotografieren. Während uns wiederum die Touristen
aus ihren Bussen heraus fotografierten. In Cerro Castillo wollten
wir eigentlich nur kurz etwas trinken, blieben dann aber zwei
Stunden, schrieben Karten und assen Hamburguesas completas.
Glücklicherweise funktionierte das WiFi nicht, sonst wären es wohl
Tage geworden.
Am Zoll gleich daneben fiel mir ein, dass mein Pass - wer
hätte das gedacht - zuunterst in der Anhängertasche lag. Der Zöllner
zeigte wenig Interesse an meiner ID und ich packte wieder einmal
neu. Auf der einige Kilometer entfernten, ziemlich einsamen
argentinischen Seite unterbrachen wir die Grenzbeamten beim
Tischtennis. Sie schrieben unsere Passnummern auf einen Zettel und
spielten weiter.
Auf den nächsten 15 km (leicht aufwärts und immer noch auf
Schotter) entwickelte sich eines dieser Rennen, von denen niemand
zugibt, dass es sich um ein Rennen handelt. In meinem Fall kurz vor
dem Herzinfarkt und mit vollkommen übersäuerten Beinen erreichten
wir die Abzweigung nach Tapi Aike, wo uns zwei entgegenkommende
Velofahrerinnen erlösten. Es ist hier nämlich ungeschriebenes
Gesetz, dass man bei entgegenkommenden Radfahrern anhält und sich
von ihnen darüber aufklären lässt, dass sie aus Alaska kommen und
seit Jahren unterwegs sind, bevor beide Seiten ihres Weges gehen.
Im Sinne der aktiven Erholung legten wir die folgenden 40 km
in einer guten Stunde zurück. Allerdings auf Asphalt und mit
Rückenwind. Da es erst später Nachmittag war, beschlossen wir, die
noch fehlenden 150 km bis El Calafate gleich anzuhängen.
Offensichtlich waren unsere zentralen Nervensysteme ebenfalls leicht
übersäuert.
An der Tankstelle in Tapi Aike füllten wir die Kocherflasche
(bzw. den Vorplatz) mit Benzin, stellten den Cola-Nachschub sicher
und assen kalte Pasta vom Vorabend. Die nächsten 65 km legten wir
wieder auf Schotter und bei verhältnismässiger Windstille zurück.
Nachdem ich irgendwann auch bei kurzen Pausen das Schütteln nicht
ganz ablegen konnte, kam ich gegen Ende des Teilstücks auf die
grandiose Idee, bei den Reifen Luft abzulassen. Der Unterschied war
eindrücklich. Vermutlich hätte ich die Lebensdauer des Velos (und
meiner Hirnzellen) etwa verdoppelt, wenn mir das bereits früher in
den Sinn gekommen wäre. Immerhin konnte ich nun die erneut
fantastische Abendstimmung geniessen, da ich endlich wieder in der
Lage war, mit den Augen etwas für länger als eine Millisekunde zu
fixieren.
Bevor es eindunkelte, trafen wir auf ein Fahrzeug, dessen
linkes Vorderrad etwas quer in die Landschaft schaute. Die Fahrerin
lehnte unser Abschleppangebot jedoch ab und meinte, ihr Mann hole
gerade Hilfe. Wir montierten unsere Stirnlampen und brachten die
letzten 20 km Schotter rasch hinter uns. Bei der Kreuzung, wo wir
auf die Asphaltstrasse nach El Calafate trafen, kochten wir uns im
Aussenlicht einer Estancia unser Mitternachtsmahl. Der Besitzer
machte uns sicherheitshalber gleich mehrmals darauf aufmerksam, dass
wir gerne unser Zelt aufstellen dürften.
Der wolkenfreie Himmel erlaubte es, im Mondschein und mit
Hilfe der weissen Randlinien ohne Licht zu fahren. Die Stimmung war
einzigartig. Da wir anscheinend durch eine relativ flache Landschaft
fuhren, sah man die vereinzelten anderen Fahrzeuge bereits mehrere
Minuten im Voraus und konnte sich so rechtzeitig neben die Strasse
stellen. Was vermutlich nicht einmal nötig gewesen wären, da meine
reflektierende Weste jeden noch so übermüdeten Fahrer aus dem
Sekundenschlaf gerissen hätte.
Die mitgebrachten iPods erwiesen sich als äusserst hilfreich
dabei, die Zeit zu vertreiben. Ungefähr stündlich machten wir eine
kurze Pause. Morgens um 4 kochten wir Tee (es hatte in der
Zwischenzeit auf knapp 5 °C abgekühlt) und assen Überbleibsel des
Nachtessens. Mit guter Musik im Ohr in den Morgen hineinzufahren war
ein unglaubliches Erlebnis.
Durch regelmässige Kontrollblicke in Richtung Alexander wurde
sichergestellt, dass er zumindest alle paar Kilometer kurz die Augen
öffnete. Leider mussten wir auf den geplanten 20-Kilometer-Endspurt
verzichten, da sich plötzlich meine Knie meldeten.
Interessanterweise an den so ziemlich einzigen Stellen, die sich
bisher nie bemerkbar gemacht hatten. So musste der inzwischen
aufgewachte Alexander sich wieder einmal etwas zurücknehmen.
Gemütlichst erreichten wir die Stadt und setzten uns in eine
Bäckerei mit WiFi-Kleber, um unsere Heldentat möglichst rasch mit
der Welt teilen zu können.
Irgendwann machten wir uns auf die Suche nach einem Hostel.
Als sich unsere erste Wahl als ausgebucht herausstellte und man uns
weiterschicken wollte, zogen wir alle Register. Die Mitleidsnummer à
la "wir sind seit 24 h unterwegs" war dann dermassen erfolgreich,
dass der Typ am Empfang so lange herumtelefonierte, bis er ein
freies Zimmer für uns gefunden hatte. Dort legten wir uns eine Weile
in den Garten, bis die Vormieter ausgecheckt hatten. (T)
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18.01.2012 – El Calafate ("Ruhetage")
Den Tag verbrachten wir dann vorwiegend herumliegend, wobei sich die
Embryonalposition von Thomas als sehr regenerativ herausgestellt
hat. Mit Herumliegen wechselten wir uns ab, zuerst ich bis ca. 13
Uhr, Thomas ging in der Zwischenzeit in die Stadt und kam mit
Joghurt und Kiwis zurück, danach schlief er und ich ging in die
Stadt zu Mate Cosido und einer Cassatta. Thomas habe ich nett wie
ich bin nichts mitgebracht ins Hostal. El Calafate ist ein sehr
touristisches kleines Städtlein, welches am Lago Argentino gelegen
ist. Mit seinen schönen Häuslein an der Hauptstrasse und den vielen
Strassencafes hat es aber schon seinen Charme.
Am Abend gönnten wir uns Pizza à discrétion, was uns etwas
dabei half, die 10 kg Gewicht die wir in den letzten 24 h verloren
hatten, wiederzuerlangen. Wir buchten noch eine Schifffahrt zu den
Geltschern für den nächsten Tag und legten uns dann in den redlich
verdienten Tiefschlaf.
Um 7:15 des nächsten Tages fuhr dann der Bus in Richtung
Hafen. Wir begaben uns nun auf das Schiff, auf welchem wir ca. 8
Stunden Zeit verbringen würden. Dazu haben wir uns am Vorabend mit
genügend Esswaren eingedeckt, um Abends mit etwa 90% des Inhaltes
wieder zurückzukehren. Pizza à discrétion hat die Aufgabe also
bravourös erfüllt! Auf dem Schiff war auch Lara, eine etwa
gleichaltrige Bündnerin, welche ebenfalls in Südamerika Ferien
macht. Es stellte sich heraus, dass ihr Bruder an jener
Fachhochschule studiert, an der Thomas eine Woche nach seiner
Heimkehr mit seinem Lehrerpraktikum beginnen wird.
Nach ca. 10 Minuten Fahrt tauchte ein erster Eisberg auf,
welcher einsam im Lago Argentino daherschwamm. Seine Geschwister
tauchten aber bald darauf auch auf und so wurde es für den Kapitan
bald einmal eine Herausforderung, die vielen Eisberge zu umschiffen.
Aber Schiffe dieser Grösse können ja wirklich nicht untergehen. Wir
näherten uns zuerst dem Uppsala Gletscher und dann ging es in einem
Seitenfjord zum Glaciar Spegazzini, welchen wir von ganz nahe
bewundern durften. Einige Male kalbte der Gletscher sogar und somit
wurde es auf dem Schiff jeweils ein bisschen wacklig. Ein Sandwich
gönnten wir uns zu Beginn der Rückfahrt im warmen Bereich des
Schiffes (draussen war es eher frisch und leicht regnerisch). Mich
zog es dann wieder an Deck, um die vielen Formen und Farben der
Eisberge zu bewundern. Thomas kam dann auch bald mit zwei Kaffees,
ich werde also bestens umsorgt!
Den Abend verbrachten wir bei Parilla free, was
gleichbedeutend ist mit Fleisch à discrétion.
Am Tag danach war Fotos hochladen und Faulenzen angesagt. Wir
starteten dann noch einen vergeblichen Versuch, per Autostopp zum
Perito Moreno Gletscher zu gelangen, jedoch wollte um diese Zeit
niemand mehr in diese Richtung. Vielleicht lag es auch an unserem
mittlerweile himmeltraurigen Aussehen, dass uns niemand mitnehmen
wollte. Am Abend wurde dann ein Auto für den nächsten Tag gemietet,
um zwei Highlights an einem Tag zu erledigen. Den Perito Moreno
Gletscher und eine Wanderung auf den Cerro de los Cristales. (1287
m.ü.M). Nochmals gab es Parilla free, diesmal zusammen mit Matthias,
der sich die Eindrücke unserer heldenhaften Fahrt nach El Calafate
noch live anhören wollte.
5:15 Tagwache und Fahrt zum 75 km entfernten Parkeingang. Um
6:30 waren wir dort und durften 30 Minuten warten, bis der
Parkwächter um 7 Uhr die Tore öffnete. Thomas hat seine Fahrkünste
also grandios bewiesen, obwohl er die Lizenz zur Tempoüberschreitung
erst seit einem Monat hat. Die Fahrt in den Park war begleitet von
vielen Hasen und Füchsen, welche entlang der Strasse unterwegs
waren. Auf den Stegen, welche uns zu Fuss zum Gletscher führten,
waren wir wirklich fast alleine und es war sehr schön, die
Morgenstimmung vor dem eindrucksvollen und alten Riesen zu
geniessen. Es ging dann bald einmal weiter in Richtung des 40 km
entfernten Lago Roca, wo wir unser Auto abstellten, um die 4.5 h
dauernde Wanderung in Angriff zu nehmen. Nach 1 Stunde konnten wir
die traumhafte Aussicht auf dem wirklich sehr schönen Cerro de los
Cristales geniessen, mit Seen, Gletscher, Bergen. Sogar die Berge
des Torres del Paine waren zu sehen. Noch nie habe ich mich so sehr
über die Besteigung eines so niedrigen Berges gefreut. Die Zürcher
„Berge“ können wirklich nicht mithalten. Der Gletscher in
Morgenstimmung sowie dieser Lauf und die traumhafte Aussicht waren
für mich bis jetzt sicherlich Höhepunkte der Reise.
Es ging dann wieder zurück nach El Calafate, zuerst 30 km auf
Schotter. An Thomas ist wirklich ein Ralleyfahrer verlorengegangen.
Um keinen Herzinfarkt auf dem Beifahrersitz zu kriegen habe ich mich
dann schlafen gelegt. Als wir ankamen hatte das Auto zwar keinen
Unterboden mehr, sonst war aber alles in Ordnung. Ah ja und die
Seitentüren waren auch noch dran. Der Mann der Autovermietung hat
uns gebeten die Türen immer festzuhalten beim Aufmachen, da der
starke Wind hier in Patagonien diese mitunter wegreissen könnte.
Auftrag somit erfüllt.
Am Abend gab es nochmals Pizza und Pasta - natürlich à
discrétion - und dann ging es wieder einmal früh ins Bett (22:30
Uhr) um am nächsten Morgen nicht allzu spät aufzustehen. Geplant
waren Berichte schreiben für den besten Blog ever und dann Abfahrt
in Richtung El Chalten. (230 km, 30 mit und 200 gegen den Wind).
Aber diesmal nicht am Stück. (A)
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21.01.2012 – El Calafate (Camping El Niriguao)
Ein weiteres Kapitel Radsportgeschichte wurde heute geschrieben.
Nachdem wir um 10:30 pünktich aus dem Hostal Lago Argentino
ausgecheckt haben ging es beschwerliche 1.5 km bis zur nächsten
Tankstelle mit zeitenweise starkem Verkehrsaufkommen. Dort füllten
wir unsere Kocherflaschen auf, da es in El Chalten angeblich kein
Benzin in den Tanks der Tankstelle hatte, wie uns mitgeteilt wurde.
Weiter ging es nochmals bei immer noch gleichbleibendem Verkehr 250
m weiter zum ersten Strassencafé, wo wir uns den ganzen restlichen
Vormittag und Nachmittag einquartiert haben, da wir unseren
Verpflichtungen gegenüber den mittlerweile unzähligen Bloglesern
nachkommen mussten. Bald einmal kam auch noch Matthias mit seiner
mittlerweile in Südamerika angekommenen Freundin vorbei. Nach 7
Stunden harter Arbeit im Cafè Casablanca (Die Hamburguesa completa
schmeckt hier ausgezeichnet, wirklich empfehlenswert!) entschieden
wir uns dann wagemutig, den beschwerlichen Weg zum 250 m entfernten
Camping El Niriguao doch noch gleichentags unter die Räder zu
nehmen, um gemeinsam mit Matthias und seiner Freundin sowie Beatrix
und Christophe, den beiden bereits bekannten Wohnwagenschweizern,
auf dem Camping zu grillieren.
Summa summarum kamen so 2 km mit leichtem Rückenwind zustande,
davon ca. 500 m auf abfallender Strasse. Der Gigathlon im Sommer
kann kommen, wir sind bereit! Mein Coach Thomas alias “Toni H.” hat
mir übrigens dazu geraten, auf die heutige Laufeinheit zu
verzichten, um ein Übertraining zu vermeiden. (A)
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22.01.2012 – La Leona
Während Alexander joggen und ich einkaufen ging (hm, diese
Rollenverteilung wirft wieder ein denkbar schlechtes Licht auf
mich), kochten Matthias und seine Freundin Ulrike sowie die in der
Zwischenzeit ebenfalls in El Calafate eingetroffenen jurassischen
Wohnmobilreisenden Beatrix & Christophe (die wir vor Porvenir zum
ersten Mal angetroffen hatten) ein tolles Abendessen. Muchas
gracias! Ich trocknete dafür anschliessend ganz hervorragend
Geschirr ab.
Am nächsten Morgen ging es nur wenig nach 7 Uhr los. Das
Wetter war wiederum ausgezeichnet, wir hatten sogar leichten
Rückenwind. Meine Oberschenkel äusserten jedoch den Verdacht, dass
der Berglauf zwei Tage zuvor ein grosser Fehler gewesen war. Schon
bald sahen wir den Fitz Roy am Horizont auftauchen. Einen etwas
weniger majestätischen Eindruck machte mein Verdauungstrakt. Aber
man kann ja nicht immer gewinnen.
Mittagspause machten wir in einer kleinen Estancia in the
middle of nowhere. Der WiFi-Aufkleber war jedoch eine blanke Lüge,
anscheinend hatten sie seit mehr als einer Woche (!) kein Internet
mehr. Da immer mehr Touristenbusse auftauchten, um ebenfalls dort zu
pausieren, verlegten wir unseren Mittagsschlaf etwas weiter in die
Pampa neben einen grossen Stein (der einzige Schattenwurf weit und
breit). Da mein allgemeines Wohlbefinden weiter ab-, der in der
Zwischenzeit aufgetauchte Gegenwind jedoch immer mehr zunahm,
verkrochen wir uns am späten Nachmittag nach 130 km und damit gut
der Hälfte der Strecke bis El Chaltén in einer Blechhütte. Da ich
ein leichtes Delirium vortäuschte, bekochte Alexander mich
fürsorglich mit Reis (womit ich die Rollenverteilung souverän
umgekehrt hätte).
Der Wind wurde immer stärker und die Bleche der Hütte
klapperten um die Wette. Gleichzeitig flatterte ein Rudel Vögel
darin herum, welches ihr Nest anscheinend bereits vor uns dort
eingerichtet hatte. Was mich nicht daran hinderte, 12
Stunden durchzuschlafen. (T)
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23.01.2012 – El Chaltén
Immer noch etwas angeschlagen ging es auf die letzten 100 km bis El
Chaltén. Alexander übernahm den Kampf gegen den sogar für uns
ungewohnt starken Gegenwind, während ich mich im Windschatten in
Ruhe um meine leichten Bauchkrämpfe kümmern konnte. Mental war diese
Etappe die bisher anstrengendste. Die Landschaft ist ziemlich flach
und man sieht ständig das Ziel Fitz Roy am Horizont, kommt aufgrund
der meist ungünstigen Windverhältnisse jedoch kaum vom Fleck.
Womit wir uns auf hohem Niveau beklagen. Die Aussicht auf den
Fitz Roy kann man aufgrund der ständigen Bewölkung nämlich nur
selten geniessen, wie man uns im Vorfeld erklärt hatte. Zum Teil
harren die Leute anscheinend Tage in El Chaltén aus, ohne ihn jemals
zu Gesicht zu bekommen. Uns hing er bereits vor der Mittagspause zum
Hals heraus.
Gegen Abend hatten wir uns schliesslich erfolgreich
angeschlichen. Kurz vor dem Ziel trafen wir auf den Italiener
Andrea, der am Strassenrand mit dem Selbstauslöser Bilder von sich,
seinem Mietbike und dem doofen Steinklotz im Hintergrund machte. Was
durch unsere Teilnahme dann zu einer regelrechten Fotosession in
allen denkbaren Kombinationen ausartete, bevor er uns zu seinem
Hostel führte, wo noch Plätze frei waren. Dort trafen wir wieder auf
Lara, welche wir in El Calafate auf der Bootstour kennengelernt
hatten. Man kennt sich in Patagonien.
El Chaltén, nicht nur Ausgangspunkt für den Fitz Roy, sondern
auch den mindestens so berühmten Cerro Torre, stellte sich als
ziemlich malerisches Touristendorf heraus. Nicht einmal das
inexistente Mobilfunknetz sowie die undenkbar langsame
Internetverbindung konnten den positiven Eindruck ernsthaft trüben.
Im lokalen Bergsportgeschäft (http://www.patagoniahikes.com)
richteten wir Grüsse von unserem Beinahe-Aconcagua-Guide Cesare aus,
wodurch man uns sofort herzlich in der "Familie" willkommen hiess.
Wir erfuhren, dass dem österreichischen Kletterer David Lama eben
zum ersten Mal eine freie Begehung einer uralten Route am Cerro
Torre gelungen war. Was ebenfalls für aktuell gute
Wetterverhältnisse sprach. (T)
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26.01.2012 – El Chaltén (Ruhetage)
Was machen wir heute? Das Wetter ist traumhaft, die Beine schlapp,
die Internetverbindung im Hostal nicht wirklich berauschend um Fotos
hochzuladen... Wir entscheiden uns dafür, am späteren Nachmittag zu
einem Campingplatz am Fusse des Fitz Roy zu laufen. Abmarsch ist um
16 Uhr, nachdem wir zwei Rucksäcke im Patagonia Hikes gemietet haben
– wir kamen mit je 5 Plastiksäcken im Sportgeschäft an und wurden
mit komischen Blicken angestarrt - und uns in der Panaderia mit
Brot, Sandwiches und Süssigkeiten eingedeckt haben.
Die Steigung gehen wir gemütlich an und begegnen
vielen entgegenkommenden Wanderern. Dass wir auch überholt werden,
stört uns nicht weiter, da es ja ein wohlverdienter Ruhetag ist.
Nach gut einer Stunde erreichen wir einen ersten Zeltplatz, welcher
nahe eines wunderschönen Sees gelegen ist. Der Lago Capri lud wegen
der warmen Lufttemperatur zum Bade ein und Thomas' Ziel war eine
kleine Insel etwa 150m vom Ufer entfernt. Natürlich konnte ich ihn
nicht alleine dorthin schwimmen lassen, obwohl ich eigentlich nicht
schwimmen wollte. Das Wasser war wärmer als befürchtet und lediglich
der Ausstieg sowohl auf der Insel wie wieder zurück an „Land“ war
aufgrund des Windes mit starkem Zittern verbunden. Die Erfrischung
war es alleweil wert und Thomas hat gleich noch einen neuen
persönlichen Rekord im Distanzschwimmen aufgestellt.
Danach ging es weiter in Richtung Camping Poincenot, welcher
benannt ist nach einem französischen Bergsteiger, welcher als
Teilnehmer der geplanten Erstbesteigung des Fitz Roy im Jahre 1951
auf dem Anmarsch bei einer Flussdurchquerung ertrank. Die
Erstbesteigung sollte dann 1952 folgen, in der Zwischenzeit hat es
zum Glück Brücken und wir kamen heil am Camp an. Die Zelte waren wie
immer schnell aufgebaut (bis jetzt sind wir mit dem Vaude Power
Lizard UL (Alexander) und dem Terra Nova Laser Photon II (Thomas)
sehr zufrieden) und so genossen wir die Pasta vom Vorabend mit Blick
auf den Fitz Roy. Am nächsten Morgen standen wir um 4 Uhr auf. Ziel
war es, die Morgenstimmung an der Laguna de Los Tres zu geniessen.
Die Stirnlampe wurde bald nicht mehr benötigt und um 5 Uhr befanden
wir uns auf der Moräne, welche den Gletschersee staut. Die
Stunde Wartezeit bis zum Sonnenaufgang wurde durch fünf israelische
Chippendales etwas verkürzt, welche eine Nacktfoto von sich und dem
Fitz Roy machten. Leider – oder zum Glück? – war unsere Kamera zu
wenig schnell griffbereit, um dies noch bildlich festzuhalten. Etwa
um 6 Uhr errötete der Fitz Roy vor lauter nackter Männerhaut. Die
morgendliche Stimmung war es alleweil wert, so früh aufzustehen und
wir sind wirklich Glückspilze, das wir so ein traumhaftes Wetter
haben durften.
Danach ging es zurück ins Zelt, wo wir uns nochmals hinlegten.
Um zwölf beim Zeltabbau hat mich ein Brasilianer auf das
Gewicht unserer Zelte angesprochen. Das Gespräch dauerte dann über
das Mittagessen aus an (immer noch Pasta vom Vortag) und war sehr
interessant. Manoel ist zusammen mit seiner Partnerin Lisete, welche
auch anwesend war, Tourenguide an verschiedenen Orten der Welt
(http://www.manoelmorgado.com.br). Er ist der dritte Brasilianer,
welcher die "Seven Summits" bestieg, die jeweils höchsten Berge der
sieben Kontinente. Nach Gesprächen über Buddhismus – Manoel ist
Buddhist, Lisete Yogaistin oder wie immer sich Yogaanhänger nennen –
und Bergsteigen ging es weiter an zwei wunderschönen Bergseen vorbei
zum Campamiento Agostini. Dort gab es nach dem Nachtessen (neue
Pasta wurde gekocht!) und 10 Minuten Marsch eine ebenfalls sehr
schöne Abendstimmung an der Laguna Torre unterhalb des diesmal
wolkenverhangengen Cerro Torres. Wieder sprachen wir lange
mit Manoel über Gott und die Welt. Er erzählte von einem
Brasilianer, welcher sich zwei Jahre aus seiner Firma befreit
hat und in dieser Zeit die Everestbesteigung schaffen will.
Allerdings hat er bis jetzt nichts mit Wandern und Bergen am Hut
gehabt. Somit musste Manoel bei den Basics beginnen. Er hat erzählt,
dass vielen Brasilianern zuerst beigebracht werden muss, wie man
einen Schlafsack benutzt. Danach gingen wir schlafen, am Morgen
nochmals bei sehr starkem Wind die Morgenstimmung geniessen und dann
runter nach El Chaltén. Dort haben wir in einem Café wieder Julie
und Alex getroffen, welche wir auf Feuerland bereits gesehen haben.
Die nächsten Tage geht es weiter über einen
abenteuerlichen Weg in Richtung Chile. Zuerst 40 km Rad auf Schotter
im Gegenwind, dann die Fähre über einen ersten See, danach 30
km über einen Wanderweg, davon 8 km aufwärts mit engem Weg und
hauptsächlich Schiebepassage. Der restliche Weg sollte besser
befahrbar sein, we will see... Am Lago O'Higgins übernachten wir,
sofern wir bis dorthin kommen, um am nächsten Tag die Fähre nach
Villa O'Higgins zu nehmen. Dort beginnt die Careterra Austral, 1300
km hauptsächlich Schotter mit wunderschöner Landschaft, kaum Autos,
vielen Radfahrern und vielen stechenden Bremsen. Wir trauen einer
gehörten Aussage, dass diese nur im Januar vorkommen, noch nicht
wirklich. Wir lassen uns überraschen... Auch was das Vorhandensein
von WiFi angeht, aber ihr hört wieder von uns... (A)
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27.01.2012 – Candelario Mansilla
Der am meisten erwartete Tag der Reise startete gut mit leichtem
Gegenwind und immer grüner werdender Landschaft, in der auch Bäume
wieder das Bild prägten. Die 30 km auf Schotterstrasse waren gut zum
Einfahren und wir wurden nur selten von Autos überholt. Nicht wegen
unserer Geschwindigkeit sondern weil es eine sehr selten befahrene
Strasse ist. Sie führt bis zum Lago del Desierto, welcher mit einem
Schiff überquert werden kann. Eine Stunde zu früh am See hatten wir
genügend Zeit um nochmals etwas zu essen. In der Zwischenzeit kamen
noch verschiedene Personen dort mit dem Bus an, welche ebenfalls auf
das Schiff wollten. Nach einer etwa einstündigen Fahrt auf dem Boot
vorbei an Gletschern in der Höhe erwartete uns ein argentinisches
Zollhäuschen und ein Wanderweg welcher in Richtung Chile führte. Wir
hatten von verschiedenen Radfahrern gehört, welche die Strecke in
der Gegenrichtung absolviert hatten, somit war sie sicherlich
machbar.
Der argentinische Zöllner zeigte uns liebenswürdigerweise den
Einstieg in den Weg. Ob er wollte, dass er uns sicher los hat? Uns
erwarteten 7 km Steigung mit schmalen Wegen und einigen Flüssen,
welche überquert werden mussten. Brücken gab es meistens, aber nicht
immer. Bäche wurden somit auf Baumstämmen überquert. Wo diese
fehlten, entledigte sich Thomas wagemutig seiner Schuhe um einen
Abschnitt im eiskalten Wasser zu überqueren, ich ersparte mir nasse
Füsse, muchas graçias! Ebenfalls konnten wir verschiedene
Schiebetechniken ausprobieren, welche mehr oder weniger erfolgreich
waren. Die Bilder sprechen sicherlich für sich, somit ersparen wir
uns hier grosse Beschriebe. Es war aber auf jeden Fall ein weiteres
Highlight der Reise und diese Abkürzung zu einer hunderte von
Kilometern in der argentinischen Pampa nach Chile führenden Strasse
war es ebenfalls. Auch waren wir wieder sehr froh mit einem Anhänger
unterwegs zu sein, da viele Stellen mit Seitentaschen nicht
befahrbar gewesen wären. Auf dem höchsten Punkt erreichten wir die
Grenze zu Chile. Die restlichen 15 km gingen mehrheitlich abwärts
und ab sofort auf breiter Strasse. Ein weiteres schönes Beispiel für
die nicht immer brüderliche Zusammenarbeit zwischen Argentiniern und
Chilenen.
In der Zwischenzeit begann es zu regnen. Hinauf waren die
Leute, welche zu Fuss unterwegs waren, schneller als wir, hinunter
waren wir wieder im Vorteil. Cédric und Teresa, ein
schweizerisch-deutsches Pärchen, hatten ein Pferd reserviert, welche
ihr Gepäck hätte transportieren sollen. Jedoch war das Pferd nicht
da und somit durften sie ebenfalls laufen. Auf der „Abfahrt“ holten
wir sie ein und konnten ihre schweren Rucksäcke auf unsere Anhänger
packen. Somit konnten wir wieder etwas für unser Karma tun und sie
waren ebenfalls erleichtert! An der chilenischen Grenze und zugleich
nahe des Lago O'Higgins angekommen, erhielten wir den
Einreisestempel und von da aus fehlte noch 1 km bis zum Camping, wo
es ebenfalls eine Unterkunft geben sollte. Der Weg dorthin war aber
nochmals ein Auf und Ab und eine letzte Herausforderung des Tages.
Die Abfahrt bei Regen und viel sandig steinigem Untergrund hat
unsere Bremsbeläge ebenfalls recht mitgenommen.
Dort angekommen erwarteten uns ein paar Häuser, welche einer
Familie gehörten. Zu unserem Glück boten sie auch Betten an und eine
warme Dusche war ebenfalls zu haben, herrlich! Kaffee und herrliches
Brot gab es bereits bei Ankunft und den Abend verbrachten wir mit
einem herrlichen Abendessen und danach guten Gesprächen mit Scott
und Afra (einem neuseeländisch-spanischen Pärchen) sowie Cédric und
Teresa. (A)
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30.01.2012 – Candelario Mansilla — Villa O'Higgins
Der Tag startete mit dem bereits erwähnten, unglaublich feinen
hausgemachten Brot und mindestens ebenbürtiger hausgemachter
Marmelade. Wir gönnten uns je ein Kilo davon. Das Wetter war nun
wieder sonnig, allerdings sehr windig. Weshalb die geplante
Bootsfahrt ausfiel und wir auf den Folgetag vertröstet wurden.
Stattdessen widmeten wir uns unglaublich männlichen Tätigkeiten wie
Fischen (erfolglos) und Dreck schaufeln (erfolgreich). Tito, einer
der Besitzer des Anwesens, begann nämlich im Verlaufe das Morgens
hinter unseren Schlafräumen mit dem Aushub für den Anbau von
Badezimmern. Das konnten wir uns selbstverständlich nicht entgehen
lassen. So pickelten, schaufelten und garettierten die Männer wie
die Wilden in der Gegend herum, während die Frauen im Garten Beeren
für neue köstliche Marmelade sammelten. Abends wurden wir wiederum
wunderbar bekocht und sassen danach bis in die Nacht um den warmen
Ofen herum und plauderten. Mit dabei die garantiert müdeste Katze
der Welt. Dieser mobile Oberschenkelwärmer liess sich nämlich
tatsächlich schlafend herumtragen.
In der Nacht regnete es stark und unser ofenloses Zimmer
zeigte sich wieder von seiner eisigen Seite. Wenn man
Winterbekleidung, Schlafsack und Wolldecken kombiniert, überlebt man
jedoch auch sowas souverän. Nach einem weiteren besten Frühstück
aller Zeiten liess die Bewölkung etwas nach und wir wurden etwas
zuversichtlicher, was das planmäßige Stattfinden der Bootsfahrt
anging. Und siehe da, bald einmal tauchte am Horizont ein kleiner
Punkt auf. Welcher bis zur Einfahrt in die Bucht nicht wirklich
grösser werden sollte. Wir fragten uns, wo man die angeblich 60
Passagiere unterbringen wollte. Allerdings kümmerte uns das
vorläufig nicht besonders, da das Boot erst eine Tour zu einem
nahegelegenen Gletscher machen würde, bevor es uns am späten
Nachmittag aufladen sollte. In der Zwischenzeit gingen wir erneut
Fischen (bis auf eine etwas professionellere Ausnahme mit einem um
eine Blechdose gewickelten Silkfaden). Dieses Mal war Alexander
erfolgreich und fing nach kurzer Zeit einen gar nicht so kleinen
Lachs. Was sich allerdings nicht beweisen lässt, da das meines
Wissens obligatorische Siegerfoto verweigert wurde.
Das Boot tauchte dann sowohl pünktlich als auch mit
überraschend viel Innenraum wieder auf und wir verliessen Candelario
Mansilla etwas wehmütig. Kurz nach dem Beginn der Überfahrt
entwickelten wir ein gewisses Verständnis dafür, dass man am Vortag
auf die Fahrt verzichtet hatte. Das Ding schaukelte nämlich weit
stärker als die Wellblechpisten im Süden Patagoniens. Auf der andern
Seite des Lago O'Higgins angekommen zeigten sich erneut die Vorteile
unserer Anhänger gegenüber Seitentaschen. Während Alexander und ich
nach wenigen Augenblicken startbereit waren, dauerte es bei zwei
weiteren Schweizer Velofahrern (Nadine und Michael aus Bern, welche
kurz vor der Überfahrt dazugestossen waren) garantiert enorm viele
Augenblicke mehr, bis alle Taschen montiert waren. Zu Viert machten
wir uns auf den Weg zum 7 km entfernten Villa o'Higgins. Gegen Ende
setzte Regen ein und Alexander und ich schafften es gerade noch
einigermassen trocken ins Hostel, welches man uns in Mansilla
reserviert hatte (da es von Titos Frau geführt würde). Wenig später
tauchte auch der Rest unserer verschworenen Sechsergruppe auf (Afra
und Scott, Teresa und Cédric). Das Abendessen war ausgezeichnet. Die
Tatsache, dass wir es in Daunenjacke und Mütze verbrachten, dämpfte
die Stimmung allerdings leicht. Da half auch die chilenische,
typisch südamerikanisch leichtbekleidete Version von «Big Brother»
am TV wenig.
Am nächsten Morgen war es unverändert kalt und regnerisch,
weshalb sich eine Mehrheit von Alexander und mir gegen die
Weiterfahrt per Velo entschied. Stattdessen buchten wir für den
kommenden Tag dieselbe Bustour nach Caleta Tortel wie unsere
Backpacker-Begleiter. Anschliessend zügelten wir alle ins beheizte
Hostel «El Mosco», welches uns seit Ushuaia von ungefähr jedem
Velofahrer empfohlen worden war. Zu Recht, wie sich herausstellte.
Äusserst nette Betreiber, perfekte Infrastruktur und ein unglaublich
gemütlicher Aufenthaltsraum. Was mich dazu bewog, den Nachmittag
dort zu verbringen und die letzten paar Ausgaben der NZZ am Sonntag
zu lesen (wobei mehr Zeit für vergebliche Downloadversuche als das
eigentliche Lesen draufging, da die entsprechende iPad-App bei
langsamer Verbindung definitiv nichts taugt). Alexander ging 2.5
Stunden joggen (es handelte sich schliesslich um einen Ruhetag) und
die andern spazierten etwas in der Gegend herum.
Abends zauberte Afra ein fantastisches Linsengericht auf den
Tisch, welches durch chilenischen Wein und ein paar Kilo Glacé aus
einem der ungefähr 100 lokalen Supermärkten abgerundet wurde. Dazu
ist zu sagen, dass mindestens jedes zweite Haus in Villa O'Higgins
ein Supermarkt ist. Und die restlichen haben ebenfalls irgendwelche
Werbungen in den Fenstern, wodurch wir uns beim Einkaufen plötzlich
mitten in einer Wohnstube wiederfanden und uns die teetrinkenden
Bewohner leicht irritiert ansahen.
Morgen fährt der erwähnte Bus nach Caleta Tortel, von wo wir
voraussichtlich mit einem weiteren Bus bis Cochrane oder allenfalls
Rio Tranquilo weiterfahren werden. Bei der aktuell vorherrschenden
Witterung haben wir wenig Lust, uns aufs Velo zu setzen. Im weiter
nördlich liegenden Chile Chico sei es im Normalfall warm genug für
den Anbau von Aprikosen, was uns etwas sympathischer ist. Deshalb
planen wir, nach dem Besuch der Marmorhöhlen in Rio Tranquilo
entlang dem Lago General Carrera auf einer gemäss Reiseführer
landschaftlich grossartigen Strecke bis dorthin zu radeln. Vorläufig
geniessen wir zusammen mit der katalanischen Krankenschwester, dem
neuseeländischen Primarlehrer, der deutschen SBB-Marketingfachfrau
und dem Schweizer Elektrotechniker nun einmal die etwas weniger
sportlichen Aspekte einer Südamerikareise. (T)
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02.02.2012 – Caleta Tortel
Der Bus nach Tortel fuhr wie erwartet verspätet ab. Allerdings war
die Verspätung einzig und allein auf die beiden Schweizer
Velofahrer, deren Fahrzeuge und Anhänger man auf dem Dach hatte
festbinden müssen, zurückzuführen. Die Tatsache ausnutzend, das für
einmal jemand anderes unser Fortbewegungsmittel lenkte, versuchten
wir, etwas zu schlafen. Die ersten Meter auf der Carretera Austral
stellten sich jedoch als ziemlich holprig heraus. Und das rasante
Tempo half ebenfalls wenig. So fühlten wir uns am Ziel erschöpfter
als nach einer üblichen Veloetappe. Immerhin gab uns das Wetter
recht, es war immer noch sehr kalt und in Tortel wartete Dauerregen
auf uns.
Während sich der Rest auf Hostelsuche begab, warteten
Alexander und ich einigermassen geschützt unter einem Baum und
bewachten das Gepäckdepot. Dass wir auch nach über einer Stunde noch
guten Mutes waren, beweist unsere erfolgreich erfolgte Assimilation
an die örtlichen Gepflogenheiten. Infolge fehlender Alternativen
entschied man sich schliesslich für jenes Hostel, vor dem wir die
ganze Zeit über geduldig gewartet hatten. Was wiederum keinerlei
Wutausbrüche mit sich zog.
Die vom benachbarten Konkurrenten als sehr böse beschriebene
Besitzerin stellte sich als ganz umgänglich heraus. Grosses Plus der
Unterkunft war die benutzbare Küche-Stube-Kombination, welche wir
sofort auf Saunatemperatur aufheizten. Im Verlaufe des Abends
komplettierte der legendenumrankte Rucksacktourist Garret, den wir
bereits in Candelario Mansilla angetroffen hatte, unsere Truppe.
Legendär, da er dort ohne Zelt draußen übernachtet hatte. Im Regen.
Unter einem Poncho und mit Gitarre. Letztere erfüllte souverän ihre
Aufgabe der musikalischen Untermalung unseres Aufenthaltes.
Da ich trotz ausgezeichneter pharmakologischer Betreuung immer
noch vergrippt war, gönnte ich mir erst einmal 15 h Schlaf, bevor
ich mich am nächsten Tag erstmals in Tortel umsah. Sogar bei
Regenwetter kann man sich dem Charme dieses Ortes nicht entziehen.
Es handelt sich im Prinzip um eine Art Pfahlbauerdorf am Hang,
welches sich über eine Länge von mehreren Hundert Metern an eine
Bucht schmiegt. Man bewegt sich ausschliesslich auf hölzernen
Stegen. Tipp vom Profi: Nasses Holz fördert rutschhaftes Verhalten.
Nicht ganz so malerisch wie der Gesamteindruck sind die
Abwasserleitungen, die gut sichtbar von jedem Haus unmittelbar in
den See führen, welcher diesen Namen längst nicht mehr verdient.
Andererseits wäre natürlich denkbar, dass ich hier die Kausalität
etwas durcheinanderbringe und der Ort damals an den Rand des
grössten Klärbeckens in der Geschichte der Abwasserreinigung gebaut
wurde. Als Tourist sollte man ja nicht ständig alles besser wissen.
Den Tränen nahe musste ich auf unserer Erkundungstour zur
Kenntnis nehmen, dass es am versprochenen Ort keine Empanadas gab.
Empanadas sind neben Dulce de Leche (welches mir eigentlich längst
wieder verleidet ist) mitunter das Beste an Südamerika. Ich tröstete
mich damit, dass die improvisierte Metzgerei in einem benachbarten
Schuppen meinen europäischen Hygieneerwartungen sowieso nur bedingt
standgehalten hätte. Was der am Boden herumliegende Kuhkopf
vermutlich ähnlich sah.
Glücklicherweise versteckte sich hinter einem am Rückweg
liegenden «Papas fritas»-Schild ein Imbiss, welcher auch Empanadas
verkaufte. Das lokale Food-Marketing böte also ebenfalls noch
Angriffsfläche für kritisierende Touristen. Nicht so die Empanadas
und Papas fritas, welche vor unseren Augen aus ihren Rohstoffen
hergestellt wurden. Wusstet ihr eigentlich, dass Pommes frites aus
Kartoffeln hergestellt werden? Ebenfalls neu für mich als
ausgewiesenen Experten auf dem Gebiet des Fastfoods war, wie lange
man auf diesen warten muss, wenn dahinter keine ausgeklügelte
Maschinerie à la Mc Donald's steckt. Was irgendwie das ganze Konzept
etwas in Frage stellt.
Heute Morgen früh buchte ich mir ein Ticket für den
nachmittäglichen Bus nach Cochrane, da auf der ursprünglich
geplanten Verbindung nach Rio Tranquilo anscheinend keine Velos
transportiert werden (Alexander hat sich entschieden, die gut 120 km
nach Cochrane per pedales zurückzulegen). So hiess es nach fünf
gemeinsamen Tagen nun Abschied nehmen. Muchissimas gracias für die
tolle Zeit, Teresa & Cédric, Afra & Scott! (T)
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02.02.2012 – Cochrane
Inzwischen sind wir beide in Cochrane angekommen. Unten einige
Eindrücke davon, wie der nicht-rekonvaleszente Teil unseres Teams
die Strecke ab Tortel erlebt hat (bis auf das fehlende Busfenster
dazwischen eigentlich ziemlich vergleichbar – es war landschaftlich
grandios).
Fun fact: Muskelkraft war dem ÖV überlegen. Liebe
Gigathlon-Single-Athleten, falls ihr gegen Alexander eine Chance
haben wollt, solltet ihr langsam aber sicher mit Contadors Metzgerei
Kontakt aufnehmen. (T)
Hier auch noch meine Sicht der ganzen Angelegenheit:
Caleta Tortel wurde um 8:30 von mir ganz alleine verlassen, da
Thomas lieber noch ein bisschen Zeit mit Maria, der grösstenteils
zahnlosen, nicht gerade untergewichtigen und zum Teil etwas
launischen Schönheit und Besitzerin der Hospedaje, verbrachte. Das
mit der Erkältung war nur ein Vorwand! Die ersten 2h war es relativ
frisch und flach. Danach kam die Sonne und es wurde auch hügeliger.
Normalerweise reicht mir Thomas in solchen Situationen die
Sonnencrème, aber diesmal musste ich meine zuunterst in der
Anhängertasche selbst herausgraben. Nach 30 Minuten des Suchens und
Eincrèmens ging es zügig weiter. An vielen kleinen Wasserfällen
vorbeifahrend traf ich bald einmal auf ein belgisches Paar. Sie
waren mit Liegevelos unterwegs und erzählten mir von schlechten
Strassenverhältnissen auf der restlichen Strecke und einem langen
Anstieg. Dieser Anstieg stellte sich schliesslich als tolle
Passstrasse heraus, vorbei an wunderschöner Landschaft. Auch mit
Anhänger ging es relativ zügig aufwärts. Ich freue mich jetzt schon
darauf, zusammen mit Thomas im Sommer die Schweizer Pässe
hochzufliegen. Danach kam eine relativ coupierte Strecke hinunter in
Richtung Cochrane, vorbei an wunderschönen Seen, Nadelbäumen (soweit
ich mich erinnern kann die ersten dieser Reise), Riesentannzapfen,
Gletschern in den Bergen und ab und zu ein paar Kühen und Pferden.
Zwei weitere Belgier traf ich noch, welche seit 19 Monaten unterwegs
sind und in Alaska gestartet sind. Komisch, ich hatte das Gefühl
dies schon einmal von jemandem gehört zu haben... Sie haben mir
erklärt, wo das einzige Hostal in Cochrane mit WiFi ist und dieses
wurde von mir bei der Ankunft natürlich pflichtbewusst aufgesucht.
Raul, der energische Besitzer, hiess mich herzlich willkommen und
knöpfte mir gleich 2'000 chilenische Pesos für den Internetzugang
ab. Dieses Willkommensgeschenk musste ich Thomas einfach machen.
Seine Frage per SMS, ob das von mir ausgesuchte Hostal Internet hat,
konnte ich somit mit ja beantworten... (A)
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03.02.2012 – Ruhetage in Cochrane
Da es Thomas leider auch heute nicht besser ging (vielleicht lag es
doch nicht nur an Maria), verlängerten wir bei Raul nochmals zwei
Nächte und es gab somit einen gemütlichen Tag. Thomas verbrachte ihn
vorwiegend schlafend und ich fuhr mit dem Rad in Richtung des 15
Kilometer entfernten Lago Cochrane um die Beine ein bisschen zu
lockern. Der Mann im Tourismusbüro sollte mit seiner Aussage recht
behalten, dass es sehr coupiert sei dorthin. Jedoch entschädigte die
schöne Aussicht für alle Mühen. Vor und nach dem Ausflug schaute ich
mich noch in Cochrane um. Ein kleines Dörflein mit etwa 3000
Einwohnern (Ich habe sie alle gezählt!), einem Supermarkt, vielen
kleinen Krämerläden, einer Bank, einem nahe gelegenen Naturpark und
ganz nett gebauten grossen Platz im Dorfzentrum. (A)
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06.02.2012 – Cochrane (fertig mit Ruhetagen!)
So, nach beinahe 1.5 Wochen gibt es nun endlich auch für mich wieder
eine Veloetappe. Auf vielfältigen Wunsch hin in neuem Look and Feel.
(T)
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06.02.2012 – El León
Nach ein paar wohlverdienten Ruhe- und Erholungstagen ging es weiter
in Richtung Norden. Mit unzähligen heruntergeladenen Terabytes (Raul
musste den Konkurs des Hostals bekanntgeben, weil er die
Internetrechnung nicht mehr bezahlen konnte), zwei Kilogramm weniger
Barthaar und wiedererlangter Gesundheit bei Thomas und von
mir gesichteten Huemulen (Andenhirschen) im nahe gelegenen
Nationalpark (siehe neu hinzugefügte Fotos beim Wegpunkt vom 3.
Februar) konnte der Aufenthalt in Cochrane als
erfolgreich bezeichnet werden. Nun galt es an diesem Tag, so weit
wie möglich in Richtung Puerto Tranquilo zu fahren. Puerto Rio
Tranquilo ist wegen seiner Marmorhölen bekannt. Ein Besuch dieser
wurde uns verschiedentlich angeraten. Auf einer coupierten Strecke
ging es dem Rio Baker folgend in Richtung Puerto Bertrand, einem
ersten Tagesziel. Wir radelten am Rheinfall der Region vorbei, einem
kleinen Wasserfall wo der Rio Baker und der Rio Neff
zusammentreffen. Später haben wir von einem lokalen Touristenguide
gehört, dass sich wagemutige Kayakfahrer dort hinunterstürzen. Die
Umfahrung der kleinen Ortschaft Puerto Bertrand haben wir verpasst
und kamen so in den Genuss einer steilen Strecke mitten im Ort. Das
Ortschaften umfahren werden ist uns schon ein paar mal aufgefallen.
Jedoch haben wir die „Einfahrt in die Umfahrt“ bis jetzt noch jedes
Mal verpasst. Dafür sahen wir auch immer die doch meist sehr schönen
Ortschaften, welche meistens auch nicht so gross sind, dass sich ein
kleiner Abstecher nicht lohnen würde.
Noch ein Beschrieb zur Carretera Austral im Allgemeinen:
Die Carretera Austral ist eine 1300 km lange Strasse, welche
Puerto Montt im Norden und Villa O'Higgins im Süden verbindet.
Hauptsächlich führt die Strasse, welche auch offiziel Ruta 7 genannt
wird, durch die südliche Seenregion Chiles und die chilenische
Region Aisén. Die ganze Strecke ist nur spärlich bewohnt, die
grösste Stadt der Region ist Coyhaique, wo etwa die Hälfte der total
100'000 Einwohner des Gebietes der Carretera Austral wohnen. Der
Strassenbau begann 1976 unter der Führung von Augusto Pinochet. Es
sollte das aufwändigste Grossprojekt Chiles im 20. Jahrhundert
werden. Ziemlich eindrücklich ist, wie in relativ kurzer Zeit eine
sehr grosse Strasse durch die Region gefräst wurde. Der grösste Teil
ist Schotterstrasse, jedoch befindet sich in der Mitte um die Region
von Coyhaique ein Abschnitt mit Asphalt. Der Gegenwind sorgt jedoch
dafür, dass auch auf diesem Abschnitt nicht allzu grosse
Durchschnittsgeschwindigkeiten entstehen, wenn man nach Norden
fährt. Die ganze Carretera Austral ist relativ stark coupiert und
ist durch das eher feuchte Klima auch viel grüner und farbiger als
der doch eher trockene und karge Süden Chiles. Gletscher sieht man
vor allem auf der unteren Hälfte der Carretera Austral, wenn man
östlich der riesigen Eisfeldern campo de hielo sur und campo de
hielo norte fährt. Wie der Norden der Carretera aussieht, wissen wir
bis jetzt nur von Beschrieben, jedoch soll er noch grüner werden,
wir lassen uns überraschen!
So ging es auf der mittlwerweile gefundenen Ausfahrt aus
Puerto Bertrand weiter. Das nächste Ziel war der Lago General
Carrera. Er ist mit 1850 km² der zweitgrösste See Südamerikas nach
dem Titicacasees. Der Zürichsee hat im Vergleich eine Fläche von 88
km². (Für die Fangemeinde aus der Region St. Gallen: Der Bodensee
hat eine Fläche von 536 km²). Der See liegt sowohl auf chilenischem
wie auch auf argentinischem Boden. Lustigerweise nennen ihn die
Argentinier Lago Buenos Aires. Zu diesem Zeitpunkt schon etwas müde,
haben wir die Abfahrt in Richtung See mit wunderschöner Aussicht
genossen. In El Maiten kam uns dann ein First-Class Touristenressort
ganz gelegen, um einen kurzen Halt zu machen. Wie sich später
herausstellte, gehört die Hacienda Tres Lagos zu den Top-Adressen in
Chiles Hotellerie (http://www.haciendatreslagos.com). Der Service
für einen Zvieri war super, eine Nacht dort hätte unser Budget aber
gesprengt und wir hätten am darauffolgenden Tag schon wieder
heimfliegen müssen aufgrund fehlender Liquidität.
So ging es dann weiter dem See entlang. Nach Rio Tranquilo
fehlten uns noch ca. 50 km. Die Hälfte davon legten wir noch
gleichentags zurück, um in El Léon auf einem schön gelegenen
Campingplatz zu übernachten. Auf dem Weg dorthin trafen wir ein
französisches Pärchen. Auf unseren Hinweis bezüglich des First-Class
Ressorts hat Guillaume gemeint, sie hätten kürzlich in einem Hotel
übernachten wollen, seien dort aber aufgrund seines ungepflegten
Bartes und der langen Haare mit der Ausrede weggeschickt worden, das
Hotel sei voll. Guillaume ist in Frankreich Banker und hätte sich
das Hotel locker leisten können.
Die obligaten 1000 g Pasta wurden wieder gekocht und nach dem
Essen ging es bei ruhigem Wetter schlafen. (A)
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07.02.2012 – Puerto Guadal
Die Nacht war trocken, der Zeltabbau ebenfalls, danach begann es
aber gleich leicht zu regnen. Kein starker
Regen, jedoch
genügend, um nass zu werden. Die Aussicht auf den Lago General hielt
sich wegen des Nebels in Grenzen, die Stimmung entlang des Sees war
aber alleweil sehenswert. Puerto Tranquilo war relativ rasch
erreicht. Um genau zu sein ein Abzweig etwa 5 km davor, da man von
dort aus die Marmorhöhlen per Schiff schneller erreichen konnte und
zudem noch weniger weit fahren musste. Nach einer steilen Abfahrt
auf schlechter Strasse hinunter zum etliche Höhenmeter tiefer
gelegenen See (ja, nachher ging es dort wieder bergauf!) kamen wir
durchnässt dort an. Die Enttäuschung dort kein Restaurant zu finden,
wo wir uns aufwärmen und trocknen konnten, hielt sich in Grenzen, da
der Besitzer Pedro uns Kaffee angeboten hat und es ein gemütliches
Feuer unter einem Blechdach gab. Gleich nach Ankunft konnten wir uns
mit einer chilenischen Familie das Motorboot zu den Höhlen teilen.
Die cuevas de marmol waren absolut sehenswert und die 50 km Umweg,
welche wir dafür in Kauf nahmen haben sich gelohnt! Die Bilder der
Höhlen sprechen hier sicherlich wieder für sich.
Nach dem Ausflug zurück am Lagerfeuer haben wir uns mit zwei
Trampern aus Chile und den USA unterhalten, zur
Abwechslung
wieder mal Pasta gekocht und Thomas hat seine Handschuhe noch auf
dem Holz am Feuer zuerst getrocknet und dann grilliert. Pedro der
Besitzer hat ihn zwar vorgewarnt, aber so ist dies halt mit kleinen
Jungs welche nicht zuhören wollen. Als Fingerlinge eignen sich die
Handschuhe aber immer noch! Nachdem das Essen gegessen, die
Kleider getrocknet, die Handschuhe abgebrannt und die Sonne
mittlerweile aufgetaucht war, ging es wieder in Richtung El
Maiten dem Lago General Carrera entlang. Das Wetter war während
diesen ca. 3 Stunden Fahrt weiterhin patagonisch, somit regnerisch
mit Wind, Wolken und Sonnenschein in einem. Von El Maiten am Ostufer
des Lago General Carrera ging es nun der Küstenstrasse in Richtung
Westen entlang bis Puerto Guadal. Dort ging es einkaufen und dann zu
einem Ökohostel, welches uns zuvor im Fünfsterneressort Tres Lagos
empfohlen wurde (http://www.destino-touristico.com).
Müde vom langen Tag ging es die letzten zwei Kilometer auf
einer Nebenstrasse hinauf zum Paradies für Freunde der
alternativen Lebensweise. Das Fahrrad wurde 50 Meter neben dem Haus
auf einem Fahrradparking abgestellt, um bei restlichen Gang
zum „Ressort“ den Boden nicht zu fest zu beschädigen. Die kleinen
Wege durften innerhalb des Gebietes ebenfalls nie verlassen werden,
um kein Grashalm zu viel umzuknicken. Das wunderschön und mit Stil
eingerichtete Holzhaus für Touristen hatten Thomas und ich für uns.
Ein grosser Aufenthaltsraum und eine grosse Küche standen uns für
die Zubereitung des Abendessens zur Verfügung, zuerst durften wir
aber noch in hungrigem Zustand einer Einführung zur Verhaltensweise
während unserem Aufenthalt beiwohnen. Brot wird von der jungen
spanischen Besitzerin und ihrem chilenischem Freund im Solarbackofen
gebacken, geduscht wird im ebenfalls sonnengewärmten Wasser und
sogar die Benutzung der sanitären Einrichtungen war bis ins letzte
Detail durchdacht, auf diese wird hier aber nicht näher
eingegangen. Gekocht wird bei Sonnenschein und Zeit mit wenig
Stromverbrauch. Wir durften unsere zwei zuvor gekauften Würstchen
(ja, wir hatten ein schlechtes Gewissen!) und Reis jedoch mit Hilfe
dese Gasherdes kochen, da es mittlerweile schon dunkel war. Die
Frage, ob wir das eher kühle Haus während der Nacht mithilfe der
vollen Inbetriebnahme des Gasherdes erhöhen können, wurde mit einem
Herzinfarkt der Besitzerin deutlich beanwortet. Sie hat unseren
Humor aber dann doch noch verstanden und so gab es einen sehr
spannenden Aufenthalt an einem wunderschönen Ort mitten in der
Natur oberhalb des Sees. Das Licht des Vollmondes trug noch seinen
Teil zur herrlichen Stimmung bei... (A)
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08.02.2012 – Chile Chico
Das Frühstück im Eco-Hostel nahmen wir in Winterbekleidung und mit
übergezogener Kapuze zu uns, da es dermassen kalt war. Dieses
Ökozeugs wird sich hoffentlich nie durchsetzen. Irgendwann machte
sich draussen jedoch die Sonne bemerkbar und mit etwa zwei Stunden
Verspätung auf unseren wie üblich ambitionierten Zeitplan machten
wir uns auf den Weg Richtung Osten. Es sollte die Königsetappe unter
den zwölfstündigen werden.
Von Beginn an ging es fleissig auf und ab. Zuerst in eher
waldiger Landschaft, später auf einer in den Fels gehauenen
Küstenstrasse. Die Aussicht war nonstop atemberaubend. Der Zustand
der Schotterpiste wurde gegen Mitte der Strecke etwas schlechter. Da
man uns im Hostel jedoch «relativ flache letzte 50 Kilometer auf
guter Piste» versprochen hatte, nahmen wir das gerne in Kauf.
Nachdem uns entgegenkommende Velofahrer mitteilten, es gehe auf der
zweiten Hälfte bezüglich Höhenprofil weiter wie bisher und der
Untergrund sei auch nicht wirklich besser, legte sich die Euphorie
etwas. Nach 1500 Höhenmetern auf Schotter gibt es Informationen, auf
die man verzichten kann. Wir lösten das Problem, indem wir so lange
andere Leute dazu befragten, bis uns ein Strassenarbeiter die
Angaben aus dem Hostel bestätigte. Anschliessend hüteten wir uns
davor, das Thema noch einmal aufzugreifen, wenn wir weitere
Velofahrer antrafen.
Unterwegs stellte sich noch heraus, dass Alexanders Anhänger
nicht nur zum Gepäcktransport taugt, sondern auch als
Ersatzteillager. Bei einer Pause bemerkten wir nämlich zufällig,
dass bei seinem Gepäckträger eine Schraube fehlte. Netterweise hat
die gefederte Variante unseres Lastenträgers hinten sagenhafte acht
Schrauben, welche vermutlich für die Befestigung von Flaschenhaltern
gedacht sind, sich jedoch auch hervorragend für allerlei anderes
sinnloses Zubehör wie Gepäckträger eignen.
Zu unserer Überraschung wurde die Piste dann tatsächlich
besser. Zudem hatten wir teilweise starken Rückenwind. Bei immer
nach bestem Wetter. Optimale Voraussetzungen für eine rauschende
Feier anlässlich Alexanders Knacken der 2000-Kilometer-Grenze.
Beziehungsweise der 1991-Kilometer-Grenze, aber wenn die Örtlichkeit
für eine Pause passt, sollte man das nicht allzu eng sehen. So
öffneten wir die konservierten Erdbeeren, welche wir aus Cochrane
angeschleppt hatten, und stiessen mit leicht trübem Flusswasser an.
Der letzte Teil der Route führte etwas vom Lago General
Carrera weg, war landschaftlich jedoch ebenso spannend. So trafen
wir nach gut 100 Kilometern und knapp 2500 Höhenmetern glücklich und
zufrieden in Chile Chico an, erleichterten den lokalen Supermarkt um
einige Liter Cola und machten es uns auf dem zentral gelegenen
Campingplatz bequem. Wo wir die Grillgelegenheit nutzten, ein paar
Meter Chorizo zu braten. (T)
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09.02.2012 – Cerro Castillo
Um die morgendliche Fähre nach Puerto Ibañez zu erreichen, stellten
wir einen neuen Rekord im Erstellen der Abfahrbereitschaft auf. Die
Überfahrt gestaltete sich kurzweilig, wir unterhielten uns mit einem
Pärchen, das in Santiago Recht studiert, aber anschliessend in
Coyhaique leben möchte, über die Perspektiven der Region.
Anscheinend handelt es sich klimabedingt um eine sogenannte «risky
region» und die Regierung unternimmt einiges, um sie attraktiv zu
machen. Beispielsweise seien die Löhne hier bis zu doppelt so hoch
wie in Santiago.
Ab Puerto Ibañez hatten wir wieder einmal Gegenwind. Da es zu
Beginn sowieso aufwärts ging, war das nicht weiter schlimm. Da nur
40 Kilometer auf dem Programm standen, legten wir uns unterwegs für
eine mehrstündige Mittagspause in die Sonne. Der zweite Teil
gestaltete sich dann relativ windarm. Dafür war die Aussicht umso
spektakulärer. Wie sich zeigte, ist Cerro Castillo nämlich nicht nur
ein Dorf, sondern auch ein ziemlich steiler Berg. Das mit Abstand
Beste an der ganzen Region ist jedoch ein zum Restaurant umgebauter
Bus am Strassenrand. Die dortigen Hamburguesas gehören definitiv auf
jede Burger-Hitparade. Und zwar zuoberst.
Bei unserer Ankunft gab ich mich jedoch vorerst mit einem
Cappucchino zufrieden, während Alexander ein Wechseltraining machte.
Die anderen Touristen waren leicht irritiert, als einer der beiden
eben eingetroffenen Velofahrer sein Fahrzeug an den Bus lehnte,
blitzschnell die bereits vorbereiteten Laufschuhe montierte und
Sekunden später mit doch ziemlich hoher Geschwindigkeit davonrannte.
Das Interesse hielt jedoch nicht lange an, fand doch nur ein paar
hundert Meter entfernt eine Demonstration statt, was dazu führte,
dass die Hauptstrasse (und damit die Nord-Süd-Verbindung) gesperrt
war. Liebe Ökonomen unter den Lesern: Ist eine solche Situation nun
vorteilhaft für unser Restaurant? Einerseits mussten alle Touristen
aus dem Norden unmittelbar davor anhalten und auf eine Auflösung der
Demo warten, andererseits hatten die Touristen aus dem Süden keinen
Zugang. Wie auch immer, viel spannender fanden wir sowieso die
Sprechchöre, da wir uns langsam aber sicher als Experten für
«Queremos Irgendwas» betrachten. Dieses Mal ging es anscheinend
nicht um Flugzeuge, sondern um Häuser.
Einen hostalischen Tiefpunkt erreichten wir im «Austral». Da
es günstig war und einen grossen Aufenthaltsraum besass, kümmerte
uns das jedoch nicht weiter. Und WiFi gab es sowieso im ganzen Ort
nirgends. Stattdessen eine
Supermarkt-Touristeninfo-Internetcafé-Kombi. Dort stellte sich
heraus, dass für die nächsten Tage Regen erwartet wurde. Wie
entschieden uns deshalb gegen einen längeren Aufenthalt mit
Wanderung zum Cerro Castillo und für die Weiterfahrt nach Coyhaique
am Folgetag. Worauf wir den Tag mit ebendiesen göttlichen
Hamburguesas und dem denkbar spannendenen Finale (Schafft er es, von
seiner eigenen, abgebrochenen Hochzeit kommend, rechtzeitig zur
Hochzeit seiner heimlichen Liebe, um diese zu verhindern?) einer
chilenischen Telenovela ausklingen liessen. (T)
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10.02.2012 – Coyhaique
Das Wetter war gar nicht so schlecht wie befürchtet, als wir Cerro
Castillo verliessen und die fünfzehn ansteigenden Kilometer auf den
Pass zwischen Start- und Zielort unter die Räder nahmen. Auf der
anderen Seite sah es dann etwas anders aus und wir durften die
nächsten paar Stunden mit Regen vorlieb nehmen. Allerdings war
dieser nie besonders stark und entsprechend akzeptabel.
Landschaftlich war erneut für Abwechslung gesorgt. Erst ging es
durch ein undurchschaubares Gewirr von einigermassen steinigen
Tälern und Seitentäler, dann wurde es zunehmend weiter und grasiger.
Da wir zügig vorwärts kamen, nutze ich die Gelegenheit, mein
Velomech-Fachwissen etwas aufzufrischen. Dazu fuhr ich Alexander
bergab auf der Suche nach der optimalen Windschattenposition mit dem
Vorderrad seitlich in den Anhänger, worauf dessen Schnellspanner
einige meiner Speichen halbierte. Nach einem kurzen Boxenstopp waren
diese ersetzt und ich um die Erkenntnis reicher, dass man den Reifen
dafür eigentlich gar nicht entfernen müsste.
Vor Coyhaique holte Alexander bei einem überraschenden
Endspurt mehrere Minuten auf mich heraus. Seine anschliessend
ziemlich übersäuerten Beine führten dazu, dass ich die Gelegenheit
wahrnahm, unzählige noch finalere Endspurts anzureissen und diese
sogar ab und zu für mich zu entscheiden. Wie XY so schön sagte:
«Velorennen werden im Kopf entschieden». (T)
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12.02.2012 – Coyhaique (Ruhetage)
Im Hostel «Maria Ester» fühlten wir uns dermassen wohl, dass wir
beschlossen, gleich zwei Ruhetage einzulegen und die Planung der
Weiterreise gemütlich anzugehen. So kamen wir auch endlich dazu,
Bremsklötze zu ersetzen, Schaltungen einzustellen und
herauszufinden, welche Farben unsere Rahmen unter der Schmutzschicht
eigentlich hatten.
Die ursprüngliche Idee, mit der Fähre nach Chiloé zu fahren,
stellte sich als nicht ganz so brilliant heraus, wie wir erwartet
hatten. Beim einen Unternehmen hätten wir mehrere Tage auf die
Überfahrt warten müssen und insgesamt beinahe eine Woche in einer
verhältnismässig wenig interessanten Gegend «verloren», während uns
das andere gar mitteilte, es sei bis Ende Monat vollständig
ausgebucht. Ziemlich sicher war Alexanders ungepflegte
Gesichtsbehaarung Schuld daran. Stattdessen werden wir nun direkt
über Futaleufú ins ungefähr 750 Kilometer entfernte argentinische
San Carlos de Bariloche pedalen, wo eine Gegend voller Seen und
Vulkane beginnt. Gegen Ende Februar werden wir dann in Pucón einen
Bus nach Santiago besteigen und dort Anfang März zum Abschluss den
beinahe 4000 Meter hohen Paso Cristo Redentor nach Mendoza
beradfahren. Einmal abgesehen davon, dass bestimmt irgendwas
dazwischen kommt.
Nachdem das geklärt war, machten wir uns auf den Weg zu einem
Rodeo etwas ausserhalb von Coyhaique. Allerdings verstanden wir
weder den Modus (eine Kuh wurde jeweils von berittenen Zweierteams
in der Arena herumgetrieben und immer nach einer halben Runde
unsanft gegen die Wand gedrückt, um sie anschliessend wieder in die
andere Richtung zu treiben, während der mässig motivierte Speaker
willkürlich Punkte vergab) noch war irgendwo etwas vom versprochenen
Asado zu sehen. Das menschenleere Restaurant neben der Arena hatte
einzig Empanadas im Angebot, diese aber immerhin im Zwölferpack.
Abends tauschten wir mit einem aus dem Norden kommenden
japanischen Velofahrer-Pärchen, das im selben Hostel residierte,
Reiseerfahrungen aus. Die Beiden sind bereits seit einem guten Jahr
unterwegs, im Gegensatz zu einem Grossteil der bisher Angetroffenen
beschränkten sie sich jedoch nicht auf Amerika, sondern haben so
ziemlich alle denkbaren Kontinente abgeklappert. Sie scheint indes
langsam genug zu haben. Seine Äusserung, diese Gegend gefalle ihm so
gut, dass er den baldigen Rückflug verschieben wolle, stiess auf
wenig Begeisterung.
Auf nicht viel grössere Begeisterung stiess mein Versuch,
einem deutschen Touristen beim WiFi-Zugang im Hostel zu helfen. Wie
wir nun bereits zum wiederholten Male erfahren mussten, haben die
WLAN-Router des dominierenden Internetanbieters in Chile nämlich
gewisse Probleme, mit unseren Geräten über DHCP zu kommunizieren.
Mit etwas Pröbeln findet man zum Teil die korrekten Adressen für
Router, DNS-Server und Subnet und kann sich dann selber eine IP
zuweisen (wie die Fachleute unter unseren Lesern bestimmt längst
bemerkt haben, lafere ich da gerade relativ ahnungslos vor mich hin,
aber das müsst ihr den restlichen Lesern ja nicht unter die Nase
reiben). Als das WiFi dann plötzlich ausfiel, hatte der Herr
selbstverständlich das Gefühl, meine zuvor funktionierenden
Basteleien an seinem Laptop seien daran Schuld (an dieser Stelle sei
noch erwähnt, dass ich tatsächlich googeln musste, wie man unter
Windows 7 eine statische IP vergibt, weil das Ding dermassen
unintuitiv ist). Da er jedoch auch das Gefühl hat, der Geheimdienst
überwache seinen Computer und kapere regelmässig seinen Bildschirm,
sehe ich grosszügig über diese Anschuldigungen hinweg. (T)
Für die weniger informatik- dafür mehr
leichtathletikinteressierten Leserinnen und Leser sei erwähnt, dass
Coyhaique sogar einer Leichtathletikanlage zu seiner
Sportinfrastruktur zählt und man dort perfekt Intervalltrainings
machen kann, leider aber ohne die Sparringpartner des LC Meilens.
(A)
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12.02.2012 – Coyhaique (Zwischenfazit Patagonien)
Passend zum baldigen Valentinstag eine Liebeserklärung an Land und
Leute:
Man weiss, dass man in Patagonien Rad fährt, wenn...
… man nach einem Windstoss mitsamt Fahrrad und Anhänger 20
Meter neben der Strasse steht
… die langen Geraden durch die
Pampa einfach nicht enden wollen
… das Wetter innert 24
Stunden von 4 °C und Regen auf 30°C und Sonne pur wechselt
…
der Wind immer von vorne weht
… man das Gefühl hat, man fahre
in Alaska Rad
… man das Gefühl hat, man fahre in Norwegen Rad
… man sich schon 5 Kilometer vor einer Kurve darauf freut,
wieder mal Lenken zu dürfen
… man auf einer 15 Kilometer
langen Abfahrt bei Regen 4/5 der Bremsbeläge aufbraucht.
… man
nach 60 Kilometer Fahrt bereits 8 Stunden unterwegs ist
… man
als „loco“ bezeichnet wird, nur weil man eine Nacht durchfahren will
… man beim Einschlafen noch das Schütteln von der
Waschbrettpiste am ganzen Körper spürt
… bis abends um 11 Uhr
bei Tageslicht Radfahren kann
… man am selben Tag Pinguine,
Flamingos, Guanacos, Nandus, Schafe, Kühe, Lamas und Radfahrer sieht
… man sich nach 15 Kilometer Radfahrt ohne eine Menschenseele
getroffen zu haben oberhalb eines Sees doppelt so gross wie der
Zürichsee wiederfindet
… einem alle Autofahrer das
internationale Handzeichen für „fahr mal schneller“ zeigen
(Daumenhoch) (A)
Man weiss, dass man mit Thomas Rad fährt, wenn...
… die Notfallcola bereits vor der Abfahrt getrunken wurde
… das Wort hamburguesa completa nur schon beim Hören
Aufstossen verursacht
… einem die Sonnencrème immer
rechtzeitig vor dem ersten Sonnenstrahl gereicht wird
… man
auch nach 1 Monat noch nie in einem Hostal ohne WiFi war
…
einem aus dem Windschatten zugerufen wird: „Von mir aus können wir
auch ein bisschen zügiger fahren“
… allmorgendlich bereits
warmer Tee für einem gekocht wurde nachdem man bei 0 °C aus dem Zelt
gekrochen ist
… jemand neben einem per Wheelie unterwegs ist
… alle ausgewählten Fotos und geschriebenen Texte beim
Aufstehen auf www.mahangu.com/haciaelnorte zu finden sind
…
einem die am Vorabend von Freunden geschenkten Süssigkeiten
weggegessen werden
… jemand neben einem fährt, dessen
Barthaare schneller wachsen als die Kopfhaare
… man nachts um
4 Uhr immer noch auf dem Rad sitzt
… man nach regenerativen
Wanderungen mehr Muskelkater hat als nach 10 stündigen Radfahrten
… den Mitreisenden in Puerto Natales alle Frauen heiraten
wollen
… einer mit einem Anhänger einen Singeltrail
hinunterfährt
… einem morgens gemütlich auf dem Sofa sitzend
und auf dem iPhone ein YouTube-Video anschauend zugerufen wird, man
solle nicht soviel Bandbreite benutzen
… es extrem gemütlich
wie auch extrem sportlich zu und her gehen kann
… wenn jeder
Stein am Strassenrand bezüglich seiner Bouldereignung beurteilt wird
… einem auch nach 1 Monat noch nicht verleidet ist, mit ihm zu
reisen (A)
Man weiss, dass man mit Alexander Rad fährt, wenn…
… man völlig erschöpft und spasseshalber aus dem Windschatten
fragt, ob es auch schneller ginge, sich der Windschatten plötzlich
in Luft auflöst und der Verantwortliche als kleiner Punkt am
Horizont verschwindet.
… man trotz zehn Stunden täglicher
Bewegung zunimmt, da man ihn bezüglich Nahrungsaufnahme
versehentlich als Referenz verwendet hat.
… man nach fünfzehn
Stunden Genesungsschlaf im Hospedaje auf dem Nachttisch ein
Frühstücksbüffet vorfindet.
… jede noch so absurde Idee auf
Begeisterung stösst, sofern sie sportliche Betätigung mit sich
bringt.
… die absolute Notwendigkeit von WiFi nicht diskutiert
werden muss.
… nach jeder noch so kurzen Pause irgendwas als
vermisst gemeldet wird, in 99% der Fälle dann aber doch wieder
auftaucht. Zum Teil erst Tage später.
… man knapp die
(digitale) NZZ am Sonntag fertig gelesen hat, wenn er von einem
Long-Run zurückkommt, der sich beim Blick auf die Karte als
Zweitageswanderung herausstellt.
… man sich darauf verlassen
kann, dass zu jedem Zeitpunkt mindestens zwei Liter Trinkwasser mit
dabei sind.
… man Reisebekanntschaften ständig erklären muss,
warum der Kollege für drei Stunden joggen geht.
… einem mit
einem Set ernsthaften Zeltheringen ausgeholfen wird, wenn sich die
eigenen als eher ungeeignet für das Aufstellen von Zelten
herausstellen.
… man sich dank dessen Einkaufs-und
Kochgeschick unterwegs ausgewogener ernährt als zuhause. (UPDATE:
siehe Berichtigung beim folgenden Wegpunkt)
… die
250-Gramm-Tafel Schokolade im Supermarkt an der Kasse nur noch 1
Gramm wiegt. Und er dann die Kassierin fragt, ob er sie umtauschen
kann.
… man sich so ziemlich alles erlauben kann, ohne dass er
auch nur ansatzweise die Geduld verliert (beispielsweise während
mehreren Tagen eine Grippe vortäuschen).
… jeder einzelne
Reisetag Spass macht. (T)
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13.02.2012 – Villa Amengual
Kurzbericht, da wir huschhusch ins Bett müssen, um es auf der
morgigen Etappe wieder einmal massloss übertreiben zu können:
- Wir begegneten dem Schweizer
Stefan (http://blog.biketravel.net), der auf dem Weg zum Schweizer
Michu ist (http://blog.travelpod.com/members/michu_on_bici), den wir
in El Chaltén angetroffen hatten.
- In Villa Mañihuales
genossen wir im «Cazador de Ciclistas», wo Velofahrer gratis
übernachten können, einen Kaffee. Jorge, der Besitzer, fragte uns
(nicht als Erster) sofort, ob wir Alex Zülle kennen, nachdem wir uns
als Schweizer zu erkennen gegeben hatten. Dass dieser nur 25 km von
mir entfernt wohnt, konnte er kaum glauben. Aber Chile ist ja auch
minim weniger dicht besiedelt.
- Es regnete ab und zu, das
Wetter war aber im Allgemeinen ganz ok. Die Landschaft war erneut
toll.
- Im Hospedaje in Villa Amengual zeigte man sich gehörig
beeindruckt, dass wir im 150 km entfernten Coyhaique gestartet
waren. Wir seien die ersten velofahrenden Gäste, die sich das
angetan hätten, und sie würden gerne ein Foto von uns machen.
- An dieser Stelle wäre noch zu erwähnen, dass wir gemäss
Karte mit 125 km gerechnet hatten, unterwegs dann plötzlich von 135
km die Rede war und es schliesslich noch mehr wurden. Wir können
also echt nichts dafür. (T)
Und noch eine Berichtigung:
Im gestrigen
Vorvalentinstagsbeitrag schrieb ich unglücklicherweise, ich würde
«dank Alexanders Koch- und Einkaufskünsten» ausgewogener essen als
zuhause. Korrekterweise müsste es heissen, dass ich hier aus
unbekannten Gründen meine grenzenlose kulinarische Banausigkeit
etwas verloren habe, was durch Alexanders Dingskünste sicher nicht
negativ beeinflusst wird. Meine Freundin kocht zuhause jedenfalls
ganz ausgezeichnet und trägt nicht die geringste Schuld daran, dass
ich dort einen Grossteil meiner Mahlzeiten bei McDonald's einnehme
und diese ominösen 5 Früchte und Gemüse höchstens pro Jahr schaffe.
Aber das ist jetzt Vergangenheit! Eventuell.
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14.02.2012 – La Junta
Unglaublich, aber wahr: Wir fuhren kurz nach sieben Uhr ab. Und zwar
morgens. Die ersten 50 Kilometer waren asphaltiert, anschliessend
gönnten wir unseren Velos wieder Ripio, wie man die
südamerikanischen Schotterpisten unter Fachleuten nennt. Sie
startete gleich mit einem kleinen Pass, die tropische Umgebung
entschädigte jedoch für die Anstrengung und den leichten Regen. Auf
der anderen Seite trafen wir einen Amerikaner mit einem
«Hefeweizen»-Trikot, dessen Kernaussage durch die beachtliche
Wölbung darunter unterstützt wurde. Stolz berichteten wir, zu diesem
Zeitpunkt bereits knapp 100 Kilometer in den Beinen zu haben. Er
hatte jedoch nichts Besseres im Angebot als ein «me too», was uns
nachhaltig am Boden zerstörte. Allerdings war er bereits kurz nach
fünf Uhr losgefahren. Und überholte uns wenig später auf der
Ladefläche eines Pickups sitzend, womit sich das manische Überprüfen
des Rückspiegels, das nach der Verabschiedung von uns Besitz
ergriffen hatte, ebenfalls erledigte.
In Puyuhuapi machten wir Pause und gönnten uns Fisch mit
Kartoffelstock. Ich habe in diesen eineinhalb Monaten mehr Fisch
gegessen als in den vorangegangenen 25 Jahren. Neben einer
Vitamin-Überdosis ist entsprechend auch eine durch
Omega-3-Fettsäuren nicht mehr ganz auszuschliessen, bevor ich
endlich wieder in einer Gegend mit anständiger McDonald's-Dichte
lande.
Wenig später trafen wir auf Matt aus den USA und den seit
37’000 Kilometern auf dem Velo liegenden Christoph aus der Schweiz
(http://www.icetofire.ch), welche sich irgendwo in Zentralamerika
kennengelernt hatten und nun zusammen unterwegs waren. Weitere 50
Kilometer Ripio später erreichten wir La Junta und hielten nach
einem gemütlichen Hostel Ausschau. Wir landeten irgendwann vor dem
«Residencial Cordillera», die edel anzusehende Veranda liess uns
jedoch auf einen ähnlich edlen Preis schliessen. Wir fragten
trotzdem nach, wurden herzlich empfangen und erfuhren, dass es sich
um eine der bisher günstigsten Übernachtungsgelegenheiten handelte.
Etwas Salat, Fleisch, Reis, Fuchtsalat, Brot, Tee und Kaffee später
gönnten wir uns eine Portion Schlaf. (T)
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15.02.2012 – Futaleufú
Bei schönstem Wetter machten wir uns auf den Weg nach Santa Lucia.
Auf den letzten 10 Kilometern wurde die Strasse grenzwertig holprig.
Die Tatsache, dass es diese 10 Kilometer gemäss unserer Karte gar
nicht gab, machte die Sache auch nicht angenehmer. Wir erholten uns
mit einigen Litern Fanta und etwas Glacé, liessen uns von einem
Jungen mit der Wasserpistole abkühlen und verliessen die Carretera
Austral schliesslich ostwärts in Richtung Futaleufú. Es sollte
grenzwertig holprig bleiben. Wenigstens war für Unterhaltung gesorgt
(Lastwagen-Abschleppaktionen) und die Landschaft blieb wunderbar
(Lago Yelcho).
Da uns auf der Carretera zum Teil dermassen viele Velofahrer
entgegen gekommen waren, hatten wir uns angewöhnt, nur noch
anzuhalten, wenn man uns den Weg abschnitt. Aus noch nicht restlos
geklärten Gründen machten wir bei Marta und Thomas
(http://www.2bicicletas.com) eine Ausnahme. Es sollte sich lohnen,
sie empfahlen uns nämlich eine nette Lodge vor Futaleufú, wo es sich
hervorragend raften liesse. Und siehe da, hinter dem Schild
«Futaleufú Explore» (http://www.futaleufuexplore.com) verbarg sich
tatsächlich ein gemütliches Haus mit netten Bewohnern. Josh, der
Betreiber, war anscheinend vor knapp 20 Jahren einer der Ersten
gewesen, die das Potential des Rio Futaleufú für Rafting- und
Kayak-Aktivitäten erkannt hatten.
Wir stellten neben dem Haus unsere Zelte auf und kochten wie
üblich ein halbes Kilo Pasta (wie Alexander einige Tage später
herausfinden sollte, ist das mengenmässig von einem halben Kilo Reis
zu unterscheiden). Als ich abends noch kurz in der Lodge
vorbeischaute, um mich bezüglich Frühstück zu informieren, wurde ich
von den anwesenden Gästen (dem Landbesitzer mit Tochter und deren
Lebensgefährten sowie Sohn) gleich zu einem Glas Wein eingeladen.
Was ich selbstverständlich ablehnte, da ich grosse Bedenken hatte,
es noch bis zum Zelt zu schaffen, sollte ich mich einmal gesetzt
haben. Stehend erzählte ich ihnen kurz, was wir so taten und woher
wir kamen. Ziemlich perplex nahm ich zur Kenntnis, dass diese
Chilenen allesamt St. Gallen kannten. Bis der Name Iván Zamorano
fiel. Vielleicht ist Fussball ja doch irgendwie völkerverbindend
oder was auch immer. (T)
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16.02.2012 – Futaleufú (Rafting)
Marcela und Josh verliessen die Lodge gegen Mittag, um im 30
Kilometer entfernten Futaleufú Rafting-Kunden zu akquirieren. Zuvor
diskutierten sie lange darüber, wie man uns in der Zwischenzeit
beschäftigen könnte. Anscheinend machten wir einen leicht
unselbständigen Eindruck. Wir halfen schliesslich etwas im Haushalt,
die Haushälterin schien uns jedoch eher als Konkurrenz denn als
Unterstützung zu betrachten. So legten wir uns halt stattdessen an
den Fluss und waren ganz zufrieden mit dieser Beschäftigung.
Nachmittags tauchten die beiden dann tatsächlich mit vier
weiteren furchtlosen Touristen auf und die Tour konnte starten. Sie
war jeden Peso wert. Spektakulärste Filmaufnahmen folgen Ende März.
Nach der Tour wurden wir zurück zur Lodge transportiert und assen
gemeinsam einen für unsere Verhältnisse etwas klein geratenen, aber
superfeinen Znacht. Anschliessend machten wir mit der Familie des
Landeigentümers eine Besichtigungstour. In der Nähe der Lodge zeigte
man uns einen sehr idyllischen, aber leicht verfallenen
Campingplatz, welcher in den kommenden Jahren wiederbelebt werden
soll. Inklusive Wasserfall und Sauna.
Auf den Abend wurden drei englische Lords inklusive Bodyguards
angekündigt. Es kam dann ein einziger. Ohne Bodyguards, dafür mit
Frau und Tochter. Laaangweilig. Dafür hatte es zu regnen begonnen.
Ich montierte einen Satz Oropax, um das eindeutig gesetzwidrig laute
Plätschern der Regentropfen zu ertragen. Morgens um zwei Uhr
erwachte ich hungrig und vertilgte meine Lenkertaschen-Notration
Guetzli. (T)
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17.02.2012 – Esquel
Nach einer regnerischen Nacht und nassem Innenzelt sowohl bei Thomas
wie mir (ob es am undichten
Aussenzelt oder dem Kondenswasser
liegt konnte nicht herausgefunden werden) galt es, bei anhaltendem
Regen das Zelt abzubauen. Dies gelang nicht allzu schlecht, zumal
Thomas bereits mit gekochtem Tee auf mich wartete, da er
ausnahmsweise früher aufgestanden war. Wir verabschiedeten uns noch
von Alexandra und fuhren bei Regen in Richtung Futaleufú. Die
Stimmung war traumhaft, die Temperaturen nicht allzu tief und
wunderbare Landschaften geschmückt mit Nebelschwaden machten die
ganze Angelegenheit recht angenehm trotz durchnässter Kleidung. Nach
zwei Stunden gab es in Futaleufú nach einem Frühstück mit Brot,
Marmelada, Kaffee, Schinken und Käse noch je eine Pizza. Die Wirtin
servierte ungläubig, über den Umsatz aber sicherlich nicht allzu
enttäuscht. Um die Kleider am kleinen Ofen zu trocknen verbrauchten
wir etwa 5 Stück ihres wertvollen Holzes. Diesmal wurde
erstaunlicherweise keine Handschuhe verbrannt. Am Lokalradio
Futaleufús machten sie noch Werbung für einen Raftingwettkampf,
welcher Anfang März stattfinden wird. Ob die Zielgruppe der
Touristen damit erreicht wird bleibt unbekannt, jedoch ist es
spannend, wie hier oft auch ganz kleine Ortschaften ihren eigenen
Radiosender haben. Dies war bereits in Cerro Castillo der Fall,
südlich von Coyhaique.
So ging es mit vollem Bauch weiter in Richtung argentinischer
Grenze, wo uns, wie verschiedentlich berichtet, besseres Wetter
erwarten sollte. Die Strasse war bis zur Grenze asphaltiert und wir
flogen nur so durch den Regen. Natürlich waren die Kleider rasch
wieder nass. An der chilenischen Grenzstation gab es wie oft erlebt
eine genaue Kontrolle, an der argentinischen Grenze konnte man sogar
darüber Witze machen wieviel frisches Gemüse wir ins Land
einführten. Ein Grenzbeamter mit deutschen Vorfahren empfing uns
freundlich jedoch leicht über unsere Fahrradtour belächelnd.
Obwohl wir nun in Argentinien waren, regnete es immer noch.
Trotzdem fuhren wir weiter in Richtung Trevelín. Auf dem Weg dorthin
fragte uns ein Motorradfahrer, ob wir uns auch auf dem Weg dorthin
befinden würden, da er anscheinend nicht mehr sicher war, ob er eine
Abzweigung verpasst hatte. Der Grund für seine Reise war, dass es in
Chile kein Benzin mehr gab aufgrund eines Protestes von Fischern. Es
soll um Gehälter und Fischfangquoten gehen. Auch später wurde
uns verschiedentlich berichtet, dass Leute in Coyhaique oder La
Junta stecken blieben, weil es keinen Tropfen „combustible“ mehr
gab. Zum Glück fährt unsere Fahrrad mit Brot, Schokolade und Wasser,
davon gab es bis jetzt immer genügend, ausser wenn Thomas mir mit
dem Essen davonfährt, was unwesentlich später der Fall sein sollte.
Der Motorradfahrer war also weg und wir auf Schotter in Richtung
Trevelín.
Da der Schotter nicht enden und durch Asphalt abgelöst werden
sollte und wir seit mindestens zwei Stunden nichts mehr gegessen
haben entschied ich mich das eingetretenen Hungergefühl zu stillen.
In meinem Essenssack gab es aber nur ein letztes, altes, trockenes
Brot, ein bisschen Käse und Fleisch. Thomas radelte mit dem frischen
Brot und ebenso frischem Fruchtsaft (welcher hilfreich gewesen wäre
beim Runterspühlen des trockenen Brotes) frischfröhlich an mir
vorbei, da er erstaunlicherweise keinen Hunger verspürte. So bis
jetzt eigentlich auch immer üblich und abgemacht, nur diesmal zu
meinem Pech unpassend, wie ich zu spät realisieren sollte. Somit
wurde ich im wahrsten doppelten Sinne der Wörter sowohl im Regen wie
im Trockenen stehen gelassen. Trotzdem sprach ich danach noch mit
ihm und wir kamen relativ rasch in Trevelín an.
Dort angekommen galt es eine Bleibe zu finden. Dies stellte
sich als recht schwierig heraus, da es Wochenende war und Trevelín
anscheinend sehr beliebt. Thomas wühlte sich in einer kleinen
Abfahrt von einem Hostel zum nächsten mit seinem Fahrrad noch ein
bisschen im Dreck (die von ihm gewählte Abkürzung stellte sich als
Schlammstrasse heraus), was auch nicht dabei half, ein freies Zimmer
zu finden. Er schmutzige Schuhe und nasse Kleider, ich seit 2
Monaten unrasiert und nasse Kleider, so konnten wir ja nirgends
aufgenommen werden. Nach einem kurzen Nachfragen im Tourismusbüro ob
es noch andere Unterkünfte gäbe (die Leute dort waren sehr
hilfsbereit) und leider keiner passenden Lösung entschieden wir uns,
in Richtung des 20 km entfernten Esquel zu fahren, welches einiges
grösser ist.
Esquel war dann relativ bald erreicht, der Regen hatte der
Sonne Platz gemacht, die Landschaft sehr schön und die Kleidung
langsam wieder trocken. Somit hatte der Tag ein absolutes Happy End!
Auch die Leute auf dem Tourismusbüro in Esquel waren sehr
hilfsbereit und so fanden wir rasch eine Unterkunft. Dort gab es
einen Schlauch um das schmutzige Rad und Schuhe abzuspritzen und wir
hatten ein günstiges Doppelzimmer mit Platz für uns und einen
angrenzenden Schlafraum mit Platz für das Trocknen unserer Zelte. Da
dieser dann aber nachts doch noch besetzt wurde, schliefen wir unter
den auf einem Verbindungsbalken aufgehängten Zelten ein, froh
darüber, nach einem Regentag im Trockenen ausruhen zu können. (A)
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18.02.2012 – Esquel (Ruhetag)
Da die Fahrt bis Bariloche nochmals zwei bis drei Tage dauern würde
entschieden wir uns für einen Ruhetag in Esquel. Dort kann man eine
historische Eisenbahn anschauen, könnte sogar damit ein Stück weit
fahren, wenn man Frühaufsteher wäre, es gab eine „feria“, das heisst
eine Handwerksmesse welche von uns besucht wurde, ein nettes Café
lud zum Frühstücken ein, auf der feria gab es eine
Breakdancedarbietung von Einheimischen, endlich fanden wir wieder
eine Panaderia mit wunderbarem Süssgebäck, die Wäsche konnte
gewaschen werden (oder waschen gelassen werden) und das Abendessen
fand in einem gemütlichen Restaurant statt. Die Chronologie nicht
ganz eingehalten war dies so in etwa das Tagesprogramm in einem ganz
hübschen und sympathischen Städtchen mit wunderschöner Natur
rundherum. Am nächsten Tag war das Ziel, den Nationalpark Los
Alerces zu durchqueren um nach Cholila oder Epuyén zu gelangen. (A)
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19.02.2012 – Epuyén
Los ging es frisch rasiert um 7:30 bei leicht bewölktem Himmel, an
dem bereits blaue Stellen zum Vorschein kamen. Die Fahrt in Richtung
Park war traumhaft, bei angenehmen Temperaturen, wunderschöner
Landschaft und perfekter Strasse. Soger der Wind kam von der
richtigen Seite, was will man mehr. Auf der Strasse zu einem kleinen
Pass kamen wir an Esquels Longboardstrecke vorbei. Leider kam uns
kein Longboarder entgegen, obwohl die Strecke super ausieht und eine
der schönsten weltweit sein muss in dieser traumhaften Umgebung!
Darüber nachdenkend, ob es wohl sinnvoll sein würde, unsere
Reise mit der Überquerung eines hohen Andenpasses zu beenden, kamen
wir rasch bis zum Eingang des Parkes, wo uns drei sympathische
Argentinierinnen bemitleidend über unser schweres Gepäck empfingen.
Nach einem Erinnerungsfoto ging es noch zehn Kilometer auf Asphalt
in den Park. Darauf folgten etwa 50 km auf zum Teil recht schlechter
Schotterstrasse, die Natur aber immer noch traumhaft. Nadelbäume,
Seen, viele kleine Flüsse und angenehmes Wetter entschädigten für
die Anstrengung. Nur die einzige an der Strasse sichtbare Alerce
(Patagonische Zypresse) 75 km nach Esquel wurde von uns verfehlt,
weil wir in ein Gespräch vertieft waren. Da diese laut Angaben eines
Parkmitarbeiters am Vorabend nur wenige Jahre alt sein soll und die
einzig richtig alte Alerce (über 2500 Jahre, 57 Meter hoch und 2
Meter Durchmesser) nur über eine Bootsfahrt zu erreichen gewesen
wäre, entschieden wir uns, nicht nochmals umzukehren.
Beim Parkausgang riet uns ein Parkwächter davon ab, einen
Umweg über Leleque zu nehmen, wo ein Indianermuseum stehen soll,
welches von den Gründern der Kleidermarke Benetton aufgebaut wurde,
da der Weg dorthin sehr schlecht sein soll und die Landschaft
auf der Alternativroute viel schöner. Im Nachhinein stellte sich
sowieso heraus, dass wir beide gar nicht unbedingt dorthin wollten,
aber dachten, der andere würde sehr gerne zum Museum fahren. Die
Kommunikation zwischen uns ist also auch nach fast zwei Monaten noch
top! So entschieden wir uns, nach Epuyén (sprich Epuschén) zu
fahren. Auf der Abfahrt in Richtung Cholila, wo die Ruta 40 uns in
Richtung Norden führte, war ein Schlagloch wahrscheinlich zuviel für
mein Hinterrad und es gab einen Riss in der Felge. Durch Lösen der
Bremse war das Rad noch fahrbar, jedoch würde die Felge bald ersetzt
werden müssen, zum Beispiel in Bariloche, wo es sicherlich
Fahrradläden geben würde. 1000 km Schotterstrasse und ein 30
Kilogramm schwerer Anhänger hinterlassen halt ihre Spuren und unser
Fahrstihl ist sicherlich auch nicht allzu schonend für das Material!
Ab Cholila führte wie erwähnt die asphaltierte Ruta 40 in Richtung
Norden, eine durch Argentinien führende Strasse, auf der wir schon
nach Feuerland und abschnittsweise zwischen El Calafate und El
Chaltén unterwegs waren. Epuyén erwies sich dann als extrem
langgezogene Siedlung, an deren Ende wunderschön gelegen ein super
Hostel auf uns wartete. Auf dem Weg dorthin erkundigten wir uns
wieder auf dem Tourismusbüro oberhalb des Dorfes (die Ruta 40 macht
einen Umweg um das Dorf) nach Unterkunftsmöglichkeiten und kamen an
einer weiteren Panaderia vorbei. Das Rennen um das bessere
Süssgebäckangebot gewinnt Argentinien eindeutig gegenüber Chile.
Auch ist zu sagen, dass alle bis jetzt aufgesuchten Tourismusbüros
sowohl in Argentinien wie auch in Chile absolut spitze sind. Man
wird immer sehr liebenswürdig empfangen, schnell bedient und mit
vielen wertvollen Informationen versorgt.
Am Abend gab es im Hostel Lemuria
(http://www.lemuriahostel.com.ar) von uns selbst gekochten Reis mit
Salat. Die Besitzer, ein junges argentinisches Paar, haben vor ca. 7
Jahre alles selber aufzubauen begonnen und so ist aus einer
ursprünglichen kleinen Pizzeria ein super Hostel mit vielen
Schlafmöglichkeiten entstanden. Epuyén ist wie das morgen zu
durchfahrende El Bolsón mitunter von Hippies geprägt, welche der
ganzen Region ein spezielles Flair verleihen. Im Hostel trafen wir
eine deutsch-chilenische Familie und ein argentinisches Paar und so
gab es spannende Unterhaltungen und ein schönes Ausklingen des Tages
im Aufenthaltsraum des Hostals. (A)
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20.02.2012 – El Bolsón
Tagesziel: 170 km bis Bariloche
Gefahrene Strecke: 35 km bis
El Bolsón
Grund: Bicicleteria La Rueda, welche, man staune,
Räder verkauft!
Dies stimmt zwar nur bedingt, aber nun der Reihe nach:
Die Abfahrt in Epuyén fand nach einem sehr erholsamen Schlaf
um 8 Uhr statt. Wir verabschiedeten uns vom sehr liebenswürdigen
Wirtepaar - deren Namen wir leider vergessen und nicht
herausgefunden haben, obwohl wir
mittlerweile auf Facebook
Fans des Hostals sind – und fuhren los in Richtung El Bolsón. Nach
einer leichten Steigung ging es danach mehrheitlich flach und leicht
abwärts an vielen kleinen sehr schönen Häusern vorbei. Wir
passierten El Hoyo, hätten an verschiedenen Orten entlang der
Strecke Erdbeeren kaufen können, welche hier sehr gut zu gedeihen
scheinen, und fuhren nach 2 Stunden in El Bolsón ein, der Hippie-
und Aussteigerdorf mit ungefähr 15'000 Einwohnern. Kurz nach
Einfahrt galt es, einen von drei Fahrradläden zu finden, welche es
in El Bolsón geben soll. Dies gelang uns beim zweiten Versuch
erfolgreich, da der erste Veloladen geschlossen war. Das zweite
Fahrradgeschäft nannte sich vielversprechend Bicicleteria La Rueda,
welche trotz verlängertem Messe- und Carnevalwochenende zu unserem
Glück offen war. Der Name schien leider nicht ganz Programm zu sein,
da sie keine Räder an Lager hatten, welche für uns passten. Aber sie
konnte uns mit Felgen aushelfen, welche vom Velomech Marcello
nebenan, der ein eigenes unabhängiges Geschäft betreibt, in mühsamer
Handarbeit mit unseren „alten“ Speichen zu einem neuen Rad
zusammengebaut wurden. Dies zu einem Spottpreis in Anbetracht des
grossen Aufwandes. Da Thomas schon seit längerem eine Delle in
seiner hinteren Felge hat, gaben wir sein Rad auch gleich in den
Service.
Da die Arbeit aber erst gegen Abend fertig wurde, kamen wir
glücklicherweise zu einem unerwarteten Ruhetag im schönen Ort El
Bolsón. Wir gingen auf Empfehlung der Touriinfo zum Hostel la Casa
del Arbol (http://www.elbolsonhostel.com). Dort wurden wir sehr
herzlich empfangen. An der „Reception“ und beim Eingang hing ein
Schild, auf dem sinngemäss stand: „Wenn Du nur am Preis interessiert
bist, dann geh besser zu den Leuten, die auf dieselbe Art denken.“
Natürlich mussten wir daraufhin erst recht nach dem Preis fragen,
trotzdem durften wir bleiben! Wir wurden in der „cueva del lobo“
(alle Zimmer hatten dort einen Namen) einquartiert. Danach
besichtigten wir das Zentrum mit kleinem See inklusive Pedalos,
einen Markt rundherum und vielen kleinen netten Cafeterias und
Restaurants, währenddem Marcello wahrscheinlich jede Speiche einzeln
fluchend weg von den alten hin zu den neuen Felgen setzte... Abends
konnten wir die Räder dann wieder abholen und bedankten uns herzlich
bei ihm! Der Service war für uns wirklich perfekt, da er uns
sogleich helfen konnte. Und über den nicht angezogenen
Schnellspanner, nicht zentrierten Pneu und schlecht eingestellten
Bremsen kann man in so einer Situation ruhig hinwegsehen!
Morgen geht es weiter in Richtung Bariloche, wo es
ausgezeichnete Schokolade geben soll! (A)
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21.02.2012 – Bariloche
Das Frühstück im Casa del Arbol startete zwar erst um halb Neun,
dafür gleich mit fünf verschiedenen Konfis und feinem Brot. Negativ
bemerkbar machte sich einzig mein Knie. Nachdem ich es auf den
vergangenen Etappen ab und zu etwas gespürt hatte, war dies nun
erstmals bereits vor der Abfahrt der Fall. Ich beschloss deshalb,
wieder einmal etwas motorisierte Hilfe in Anspruch zu nehmen und wir
machten uns auf zum Busterminal. Um 9.40 löste ich ein Billett für
den 9.30-Bus nach Bariloche. Als der Chauffeur realisierte, dass
mein Velo noch nicht vorschriftsgemäss auseinandergeschraubt war,
durfte ich es gleich als Ganzes darin verstauen. Merke: Je spontan,
umso unkompliziert. Kurz nach Abfahrt überholten wir Alexander, was
mich etwas überraschte, da er immerhin einen Vorsprung von knapp
fünf Minuten hatte. Als Coach war ich leicht enttäuscht, dass er
diesen nicht bis nach Bariloche hatte verteidigen können.
Dort angekommen fuhr ich auf direktem Weg zum Hostel «San
Antonio», welches man uns in Epuyén empfohlen hatte. Die Lage haute
mich nur wenig vom Sattel, es sollte sich jedoch als jene Unterkunft
mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis herausstellen. Für
umgerechnet 8 CHF gab es ein Bett im absolut einwandfreien
Sechserzimmer plus Frühstück. In äusserst sympathischer Atmosphäre.
Wenig später tauchte Alexander auf, der vermutlich endlich
wieder einmal aufs Gaspedal hatte drücken können, da er auf
niemanden Rücksicht nehmen musste. Win-Win.
EINSCHUB: Originalbericht von der Strecke: «Die Strasse nach
Bariloche war durchgehend asphaltiert. Über
verschiedene
kleine Pässlein ging es immer hoch und runter inmitten von
Nadelwäldern und vorbei an Seen und Bergen. Da die Strasse immer
noch die Ruta 40 war und Bariloche eine relativ grosse Stadt, kam an
einiges an Verkehr auf. Zum Teil kamen einem sowohl auf der
Gegenfahrbahn wie auf der eigenen Strassenseite Autos entgegen.
Velofahrer scheinen nicht genügend wertvoll zu sein, um nicht zu
überholen. Dies konnte leider nicht fotografisch festgehalten
werden, sonst hätte dieser Bericht aus einem Spital geschrieben
werden müssen und ob man dort WiFi hat wusste ich nicht. Dank den
sonst aber sehr guten Strassenverhältnissen ging es zügig nach
Bariloche....» (A)
Abends setzten wir uns in eine Pizzeria. Bevor wir ganz Platz
genommen hatten, stand bereits eine Pizza auf dem Tisch. Man nahm
das Pizza-A-Discrétion ziemlich wörtlich. Dank dem Fernseher über
unserem Tisch wussten wir anschliessend, wie man sich als Autofahrer
auf einer Passstrasse verhält, wenn die Bremsen aussteigen, und wie
sich ein Messerangriff abwehren lässt. Beim Hinausgehen lernte ich
ausserdem, dass man sein iPhone etwas im Auge behalten sollte, wenn
man es zum Laden auf einen Stuhl legt. Dem ziemlich beleibten Gast
war es etwas peinlich, dass er anscheinend seit einiger Zeit darauf
gesessen hatte.
In strömendem Regen machten wir uns auf die Suche nach einem
Bancomaten, waren dann jedoch beide erfolglos, als es um den Bezug
von Geld ging. So bezahlte ich unseren üblichen Grosseinkauf im
Supermarkt halt mit Kreditkarte. Meine Nummer und das Ablaufdatum
wurde dabei kilometerweit lesbar auf dem Bildschirm bei der Kasse
angezeigt. Netterweise verzichtete man darauf, den dreistelligen
Code auf der Rückseite per Mikrofon durchzugeben. Überrascht hätte
das eigentlich nicht, die Kompetenz war in diesem Supermarkt nämlich
mit Händen greifbar. Es hatte beispielsweise nur 5 Minuten gedauert,
beim Wiegen den Preis für eine Tüte Brötchen herauszufinden. Zuerst
quälte sich der nette Herr hinter seiner Waage hervor, schlurfte zum
Gestell, um die entsprechende Nummer in Erfahrung zu bringen, kam
erfolglos zurück, erkundigte sich bei einem der unzähligen
Sicherheitsbeamten danach, der wiederum per Funk einen Kollegen
fragte, welcher dann von beiden lauthals verspottet wurde, als er
einen unmöglich langen Code durchgab. Gerettet wurden sie dann von
einer Arbeitskollegin, welche die Nummer auswendig wusste. Im
vierten Anlauf, selbstverständlich. Solche Angelegenheiten gehen
jedoch üblicherweise dermassen entspannt und mit allseitigem Grinsen
über die Bühne, dass man sie vielmehr als Bereicherung denn als
Ärgernis sieht. Da kann man sich als Schweizer eine Scheibe
abschneiden. (T)
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22.02.2012 – San Martín
Die Busfahrt vom Vortag bewährte sich, meine Knie sollten sich den
ganzen Tag über kooperativ verhalten. Bevor wir Bariloche
verliessen, kurvten wir etwas in der Stadt herum und fanden doch
noch das eine oder andere schöne Fleckchen. Sogar ein
McDonald’s-Wegweiser wurde gesichtet. Hätten wir das doch nur
bereits am Vorabend genutzt, welch verpasste Chance...
Die ersten 80 Kilometer waren asphaltiert, Wind- und
Fahrtrichtung in Einklang und die Landschaft grandios. Nach der
Carreta Austral, die gemäss unserem Bikeführer durch eines der
feuchtesten Gebiete der Welt führt, genossen wir nun die felsige und
zum Teil sehr weitläufige Gegend in vollen Zügen. Nach einer ersten
Essenspause (auch die Zeit verging wie im Zuge) ging es darum, die
geplante Abzweigung zu finden. Leider gab es gewisse Unstimmigkeiten
zwischen (1:2'000'000-)Karte und Realität, in einem Restaurant half
man uns jedoch weiter. Der ältere Herr war zuerst leicht irritiert,
als wir ihn nach dem Weg nach dem auf der Karte vermerkten Caleufú
fragten, erinnerte sich dann doch und betonte schliesslich mehrfach,
es handle sich um Ripio. Wir verzichteten darauf, ihn darüber zu
informieren, dass wir bereits gut 1000 Kilometer davon in den Beinen
hatten.
Caleufú stellte sich dann als nicht ganz geeignet für den
Vermerk auf einer Landkarte dieser Art heraus, da es den Ort gar
nicht gab. Es gab zwar zwei 50 Meter voneinander entfernte Schilder,
eine in Fahrt- und die andere in Gegenrichtung, dazwischen konnten
wir jedoch beim besten Willen absolut keinen Unterschied zur
restlichen Strecke erkennen. Als würde man irgendwo in der Schweizer
Bergen mitten in einem Wald zwei Ortsschilder aufstellen.
In der Zwischenzeit war die Landschaft nämlich wieder etwas
grüner geworden, was im Zusammenspiel mit hohen, freistehenden
Felstürmen wiederum wunderschön war. Dazwischen wartete in Form
eines Passes der bisher höchste Punkt der Reise auf uns. Zuoberst
offenbarte sich uns eine tolle Geschäftsidee, als sich
automobilisierte Touristen mit unseren Velos fotografieren wollten.
Die Ausarbeitung eines entsprechenden Businessplans wurde auf später
verschoben und wir genossen die Abfahrt.
Den letzten Teil der Etappe durften wir erneut auf Asphalt
zurücklegen. Ein weiterer kleiner Pass wartete auf uns. Auf dessen
Rückseite kamen uns ziemlich viele Velofahrer entgegen. Wenig später
rannten sogar Jogger auf der Hauptstrasse herum, worauf ich mir
langsam etwas Sorgen machte, wo um Himmels Willen wir da gelandet
waren. In einem Aufstieg kurz vor San Martín legten wir einen
Fotostop ein, worauf uns ein ambitioniert aussehender Biker
überholte. Wenig später hatten ihn zwei nicht minder ambitionierte
Tourenfahrer eingeholt und hielten die Aktion filmisch fest. Die
Begeisterung war etwas einseitig. Noch nachhaltiger hätten wir ihm
den Abend vermutlich nur versauen können, wenn wir weiblichen
Geschlechts gewesen wären.
Wir kamen thematisch passend im «Bike Hostel» unter. Beim
Abendessen zeigte sich der Vorteil von stark touristisch
orientierten Orten wie San Martín: es gibt unzählige gute
Restaurants. Cesar-Salat mit grilliertem Hähnchen und getrockneten
Tomaten, gefolgt von Kürbis-Ravioli mit Käsesauce in meinem Fall und
ein paar Tonnen Parilla für Alexander rundeten diese fantastische
Etappe ab. (T)
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23.02.2012 – Laguna Verde
Bei schönstem Wetter machten wir uns auf den Weg in Richtung Pucón.
Dieses Mal hatten wir vorgesorgt und den ersten Teil der Route in
etwas höherer Auflösung auf dem iPhone gespeichert, wodurch wir die
erste Abzweigung problemlos fanden. Die Landschaft war wiederum
famos, nun wieder ziemlich grün und mit Seen bestückt. Bald einmal
trafen wir auf startnummerierte Biker mit Laufschuhen und
Trekkingstöcken am Rucksack. Wie sich später herausstellen sollte,
waren sie Teil eines siebentägigen Outdoor-Races. Zu ihrem Glück in
Gegenrichtung.
Am Zoll wurden wir wie so oft freundlich angesprochen und nach
Reise, Berufen etc. befragt. Spasseshalber erkundigte ich mich auch
beim Zöllner nach seinem Beruf. Der Spass war dann jedoch auf seiner
Seite, er hatte nämlich eine ziemlich eindrückliche Liste an bereits
ausgeübten Berufen auf Lager, u.a. Bergführer am Aconcagua und
Mechaniker. Etwas später erreichten wir eine tolle Lagune, wo wir
zusammen mit unzähligen weiteren Velofahrern Pause machten. Zwei
davon waren wie wir bepackt unterwegs. Indira und Marc
(http://www.2greenprints.org) aus Chile bzw. Spanien sind seit
mehreren Jahren unterwegs. Marc startete 2007 in Alaska, lernte
unterwegs die damals in Kalifornien arbeitende Indira kennen, worauf
diese sich ein Velo kaufte und ihn seither begleitet. Von ihnen
erfuhren wir, dass nur wenige hundert Meter entfernt ein schöner
Campingplatz zu finden sei, woraufhin wir uns tatsächlich
entschieden, den Rest des Tages badend und am Strand herumliegend
statt pedalierend zu verbringen.
Der Campingplatz war kaum besucht und die Lage konkurrenzlos
gut. Während abends die Pasta vor sich hin köchelte, machten wir uns
auf die Suche nach einem Schweizer Wohnmobil, von dem uns Indira und
Marc erzählt hatten. Wir stiessen auf Brigitte und Lukas
(http://www.lukasbrigitte.ch), welche uns herzlich willkommen
hiessen und zu einem Glas Wein einluden. Unkompliziert, wie wir
sind, brachten wir gleich unsere Pasta-Pfanne mit und schlugen vor,
ihr Wohnmobil mit Tomatensauce vollzukleckern, während sie bereits
mit dem Wein starteten. Da wir seit dem Torres del Paine praktisch
ständig eine Büchse Erdbeeren mit uns herumtragen (man kann ja nie
wissen), durften wir immerhin ein kleines Dessert beisteuern. Es
wurde ein total gemütlicher Abend. Muchas gracias in das mobile
Exil-Fehraltdorf! (T)
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24.02.2012 – Coñaripe
Heute morgen entschied ich mich, auf einen Vulkan zu rennen, welcher
uns gestern empfohlen wurde. Da Thomas schon auf Vulkanen
radgefahren ist, entschied er sich auszuschlafen. Der Einstieg in
den Wanderweg befand sich direkt am See, von dort ging es durch
dichten Urwald zwischen Bambus und anderen Sträuchern und Bäumen
vorbei auf eine kleine Anhöhe, von welcher der Vulkan bereits
sichtbar war. Es tat sich eine sehr spezielle Landschaft auf, die
ganz andere Farben bot als bisher gesehen und viel farbenfroher als
zunächst erwartet. Schwefel und Co. leisten gute Arbeit für das
bildliche Aufpeppen der sonst schwarzen Gesteinslandschaft. Hinauf
ging es im Zickzack durch feinen Lavasand, zudem wurde der doppelt
zurückgelegt, da man nach jedem Schritt wieder herunterrutschte. Ein
idealer Ort um mal einen Berglaufwettkampf zu organisieren. Der
Vulkan war zum Glück schon seit langem stillgelegt, man hätte auch
problemlos in den Krater steigen können. Die Aussicht war mit dem
Vulkan Lanin, welchen wir schon am Vortag zu Gesicht bekamen,
traumhaft, obwohl der Himmel eher bedeckt war. Als Entschädigung für
den harzigen Aufstieg war der Abstieg geradlinig in Fallrichtung
entsprechend rasch und mit viel Spass zurückgelegt. Am späten
Vormittag war ich wieder am Zeltplatz und gegen Mittag fuhren wir
mit dem Rad in Richtung chilenische Grenze.
Auf dem Weg in Richtung Westen galt es auch, Abschied von
Patagonien zu nehmen. An jedem Tag unserer Reise durften wir die
wunderschönen Landschaften auf situationsbedingt unterschiedlich
begründet atemlose Art und Weise geniessen. Wir kamen vorbei an
Tausenden von Schafen, Flamingos, Pinguinen, Kondoren, Guanacos,
Pferden, Nandus, Ziegen, Spinnen, Käfern,...
Fuhren über
Schotterstrassen, perfekte Asphaltstrassen, Bergpässe, Wanderwege,
Brücken, in Fels gehauene Küstenstrassen, brückenlose Flüsse, Seen
und Meer per Fähre,...
Kamen in Kontakt mit Neuseeländern,
Spaniern, Franzosen, Kanadiern, Amerikanern, Brasilianern,
Australiern, Österreichern, Schweizern, Italienern, Kolumbianern,
Deutschen, Belgiern, Holländern, Japanern und natürlich Argentiniern
und Chilenen,...
Sahen Sand, Schnee, Gletscher, sagenumwobene
Bergspitzen, ewig lange Pampa, traumhafte Lagunen, Vulkane, schöne
Städte, Wälder, Wasserfälle, kleine Dörfer, Siedlungen bestehend aus
weniger als einem Haus, Schluchten, wilde Seen, Meer, etliche
Estancias, Blockhütten,…
Muchas gracias patagonia, tu fuiste
una anfitriona magnífica...
Entlang der Strecke gab es eine Therme, welche einen super
Eindruck machte und ganz schön eingerichtet war, jedoch völlig leer
stand. Die Inhaber hatten, wie uns von Argentiniern aus Junin de los
Andes mitgeteilt wurde, Probleme mit der Nationalparkorganisation
bekommen und durften somit nicht weiter Geld damit verdienen. Der
Grund bleibt unbekannt und auch wieso das Land überhaupt an sie
verkauft wurde. Zum Baden hatten wir heute aber keine Zeit, wartete
doch ein heftiger Aufstieg auf schlechter Strasse auf uns. Nach dem
höchsten Punkt ging es nochmals einige Kilometer hinunter, bis die
chilenische Zollstation auftauchte. Dort durften wir Bekanntschaft
machen mit einem Zöllner, der sicherlich nicht unser bester Freund
werden wird. Wir kannten das Prozedere am Zoll wahrscheinlich besser
als er, durften ihm dies aber natürlich nicht mitteilen. Danach
wurden unsere Essensvorräte von einem chilenischen
Gesundheitsbeamten durchsucht. Das Fleisch, den Käse und die
geöffnete Packung Dörrfrüchte durften wir aber vor Ort noch essen.
Hier hätten wir eine so strenge Kontrolle zuletzt erwartet, war es
doch ein recht verlassener Grenzübergang. Dort trafen wir auch auf
vier israelische Touristen, welche entgegen dem bisher gemachten
Erfahrungen nicht per Autostop unterwegs waren, sondern eigens ein
Auto gemietet haben. Sie haben es ein bisschen wie Thomas, mit
gemieteten Autos alles aus schlechten Strassen herauszuholen. Bei
unserer Ankunft boten sie uns sogleich Tee aus frischen Blättern an
und nach einem kleinen Schwatz ging es weiter.
Mit vollem Magen und in Regenmontur düsten wir runter in
Richtung Liquiñe, wieder vorbei an Thermen, welche diesmal jedoch
offiziell geöffnet waren und entsprechend viele Leute tummelten sich
darin. Die Abfahrt war recht steil, auf 10 Kilometern wurden
fast 1000 Höhenmeter zurückgelegt. Wir hatten die richtige Richtung
gewählt! In Liquiñe gab es eine kleine Zwischenverpflegung in Form
von frischen Früchten und einer Fanta. Danach begann es richtig zu
regnen und die
restlichen 38 Kilometer zum Tagesziel Coñaripe
waren nochmals gespickt mit einigen Höhenmetern. Coñaripe ist ein
kleiner Touristenort inmitten einer Landschaft, welche auch in der
Schweiz sein könnte. Wir quartierten uns im Hostal Mirel ein, wo wir
herzlich empfangen wurden und eine ganze Familie für unser Wohl
sorgte. Das Abendessen fand zusammen mit Busfahrern statt, welche in
der Nacht nach Santiago fuhren. Wir würden sie am übernächsten
Morgen beim Frühstück wiedersehen, wenn sie wieder aus Santiago
angekommen sind... (A)
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25.02.2012 – Coñaripe (Ruhetag)
Ein typischer Ruhetag, mit Kaffee und Kuchen, Kaffee, Kuchen und
Kaffee und Kuchen. Dazwischen gab es einen kurzen Spaziergang zu
einem kleinen Wasserpark, wo ein Fluss sich inmittten eines Urwaldes
seinen Weg schluchtartig sucht. Das Abendessen war wieder im Kreise
der absolut liebenswürdigen Familie und der Kanadierin Cristina,
welche sich dazu entschieden hat, in Coñaripe Land zu kaufen, um
dort später hinziehen zu können. An diesem Abend fand sie das für
sie perfekte Stück Land und war entsprechend glücklich und aufgeregt
darüber. Sie schlief sicherlich die ganze Nacht nicht, wir hingegen
schon, da am nächsten Tag ein anstrengender Ausflug zu warmen
Thermen geplant war... (A)
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26.02.2012 – Pucón
Auf unserer letzten «regulären» Etappe (bevor wir uns mit dem Bus
nach Norden befördern lassen, um zum Abschluss über die Anden zu
pedalieren) erlebte Alexander einen regelrechten
Destruktivitätsschub. Innerhalb von zehn Kilometern zerriss er die
Kette, zerbrach die Aufhängung des vorderen Schutzbleches und
beschädigte zum Nachtisch schliesslich noch den Freilauf, was dazu
führte, dass er die bisher wohl technisch anspruchsvollste Abfahrt
ununterbrochen tretend absolvieren durfte. Da wir uns jedoch zuvor
in den heissen Becken der «Termas Geometricas» wunderbar entspannt
hatten, nahmen wir auch das ziemlich locker. Man muss seinem Velo
jedoch zugute halten, dass es praktisch unmöglich ist, dieser
übermenschlichen Tretkraft während mehr als 3500 Kilometern
standzuhalten.
Pucón erreichten wir in strömendem Regen. Zu unserem Glück
ging am Vortag die chilenische Feriensaison zu Ende und wir fanden
problemlos ein hübsches Hostel. (T)
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27.02.2012 – Pucón (Ruhetag)
Der Vulkan Villarica muss zu seinem Pech auf unsere Besteigung
verzichten, da der Wetterbericht vorläufig wenig Besserung
verspricht. Stattdessen nehmen wir morgen früh den Bus nach Talca,
wo das Klima touristenfreundlicher ist. Anschliessend geht es mit
weiteren Bussen über Santiago nach La Serena, dem Ausgangspunkt für
den Paso Agua Negra, welchen wir inzwischen als bessere Alternative
zum ursprünglich geplanten Cristo Redentor auserkoren haben. In
erster Linie, weil er mit 4700 Metern um Einiges höher ist, in
zweiter Linie, weil anscheinend ein Grossteil davon auf Schotter
zurückgelegt werden darf.
Alexanders Freilauf wurde heute Nachmittag im lokalen Bikeshop
«Cycle Center», dessen Besitzer Fernando wir gestern unterwegs
wandernd angetroffen hatten, ersetzt. Es kann also nichts mehr
schief gehen.
Pucón ist ziemlich hübsch. Wir verbrachten den trockenen Teil
des Tages am Strand, wo wir uns mit Desserts vollstopften und auf
unseren Tastaturen herumhämmerten. (T)
INFO: Ab dem Wegpunkt vom 14. Februar wurden Texte und Bilder
nun nachgeführt.
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29.02.2012 – Talca (Ruhetage)
Als wir Pucón am 28. verliessen, regnete es in Strömen. Wir
schafften es knapp trocken zum Busbahnhof, der netterweise nur
wenige Meter vom Hostel entfernt lag. Erneut durften wir die Velos
einladen, ohne sie auseinanderzunehmen. Beim Ticketkauf wird einem
das jedes Mal angedroht, vor Ort findet man dann jedoch meistens
eine weniger umständliche Lösung.
Busfahren ist auch auf längeren Distanzen ganz angenehm.
Abhängig von der Kategorie hat man unterschiedlich viel Platz.
Später fuhren wir meistens «Semi Cama», aber auch «Classic» ist
akzeptabel. Bei den restlichen 200 Kategorien blicke ich nicht ganz
durch, aber vermutlich lässt es sich dort ebenfalls gut reisen.
Unterwegs laufen bei jedem längeren Halt - und zum Teil auch bei
10-Sekunden-Stops auf der Autobahn - diverse Händler durch den Bus
und bieten Zeitungen, Getränke und Essen an. Ausgerüstet mit den
notwendigen Gadgets überlebt man so auch eine achtstündige Fahrt
ohne Probleme.
In Talca erkundigten wir uns bei einem Polizisten nach der
Touri-Info. Von einer solchen hatte er allerdings noch nie gehört.
Stattdessen empfahl er uns direkt ein Hotel und fand ausserdem, wir
seien ziemlich loco, nachdem ihm Alexander die Kurzversion unseres
Trips vermittelt hatte. Das Hotel war dann eher an der oberen
Grenze, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Vor allem das
Kabelfernsehen stiess auf grosse Begeisterung. Zumindest bei mir,
Alexander verbrachte nämlich einen Grossteil der Zeit damit, sinnlos
in der Gegend herumzurennen. So konnte ich endlich wieder einige
«House»-Episoden geniessen. Diesbezüglich hatte ich noch ein Trauma
von der Hinreise zu verarbeiten. Für den Flug hatte ich mir im
Vorfeld mehrere Episoden auf das iPad geladen, dabei jedoch nicht
realisiert, dass es sich bei der letzten um eine Doppelfolge
handelte. Ich hatte entsprechend nur den ersten Teil dabei. Irgendwo
über dem Atlantik zwischen Madrid und Buenos Aires war dann auf dem
Höhepunkt des Spannungsbogens Schluss mit «House». Vor einer
dreimonatigen Veloreise ohne Breitbandanschluss. Ich überlegte kurz,
den Piloten zur Umkehr zu zwingen, fand mich dann aber mit meinem
Schicksal ab. Und nun, nach zwei Monaten Entzug, konnte ich mir
wenigstens ein paar der neusten Folgen ansehen. Womit ich mit dem
Universum wieder im Reinen war.
Am nächsten Tag erkundeten wir mit dem Velo die Stadt. Talca
ist ziemlich un-touristisch (wenige Cafés etc.) und kaum jemand
empfiehlt einem, den Ort zu besuchen, uns gefiel er jedoch trotzdem
ganz gut. Abends assen wir für einmal chinesisch.
Am Folgetag radelten wir inklusive Gepäck (aber immerhin in
Flipflops, es handelte sich ja schliesslich um einen Ruhetag) zum 15
Kilometer entfernten Maule, um Victor zu treffen. Victor ist einer
unserer Schicksalsgenossen vom verschobenen Hinflug, mit denen wir
in Buenos Aires Neujahr gefeiert hatten. Trotz Umzugsstress (er
zieht gerade nach Santiago) und Geburtstag seiner Mutter wurden wir
überaus herzlich empfangen und genossen ein tolles Abendessen
(selbstgemachte Pizza, da Victors Grosseltern italienischen
Ursprungs waren). Seine Familie war nach Pinochets Machtübernahme
nach England ausgewandert und lebte dort bis zu dessen Abwahl. So
sprachen alle perfekt englisch, was für mich eine angenehme
Abwechslung war. Anschliessend sahen wir uns im Fernsehzimmer seines
Bruders einen Film an. Wenn ich gross bin, möchte ich ebenfalls so
ein Zimmer. Unzählige DVDs, Grossbildschirm, alte Comics an den
Wänden - ein Paradies. Die Nacht verbrachten wir auf der Terrasse
unter einem ziemlich eindrücklichen Sternenhimmel. (T)
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04.03.2012 – Santiago (Ruhetage)
Gegen Mittag verliessen wir Maule und radelten zurück nach Talca, um
dort den Bus nach Santiago zu besteigen. Drei Stunden später
erreichten wir die 7-Millionen-Metropole. Am Busbahnhof wartete
bereits Paulina, eine weitere Bekanntschaft vom Hinflug, die uns
angeboten hatte, das Wochenende bei ihrer Familie zu verbringen. Im
kleinen Lieferwagen ihres Vaters, welcher mittels Plastikstühlen im
Laderaum zum Mehrplätzer umfunktioniert worden war, brachte sie uns
zu sich nach Hause, wo sie mit Vater, älterer Cousine und jüngerem
Cousin lebt. Wiederum wurden wir herzlichst empfangen und
verköstigt.
Das unscheinbare Haus im Westen der Stadt entpuppte sich als
kleine Oase. Der Innenhof beherbergt Kakteen (Paulinas Vater züchtet
diese hobbymässig und verkauft sie einmal pro Woche auf dem Markt),
Hühner, Tauben, Gemüsebeete und mehrere Bienenstöcke. In guten
Zeiten produziert jeder dieser Stöcke innert drei Wochen bis zu 20
kg Honig, da dürften selbst Honigliebhaber wie C.W. aus M. an ihre
Grenzen stossen. Ebenfalls präsent war Johnny, der kleine Kläffer
der Nachbarn, der sich jedoch schnell an uns gewöhnte.
Nach dem Essen fuhren wir zu dritt mit Metro und Taxi in den
Osten der Stadt, wo wir mit Carl, einer weiteren Bekanntschaft vom
Hinflug, verabredet waren. Ursprünglich aus England, war er Anfang
Jahr zu seiner Frau nach Santiago gezogen. Zusammen mit seinem
Bruder, der gerade zu Besuch war, seiner Frau, deren Cousine und
einigen Freunden hatten wir schliesslich bis morgens um 6 eine
Riesengaudi.
Irgendwann gegen Mittag waren wir dann aber bereits wieder auf
den Beinen, da eine Stadtführung angesagt war. Paulina zeigte uns
zusammen mit ihrer Kollegin Carolina und dem Nachbarsjungen Nicolas
einen interessanten Ort nach dem anderen. Wobei wir gleich auf den
ersten Metern unserer Busfahrt zum Zentrum herausfanden, dass
Velofahren in Santiago ziemlich gefährlich sein kann. Hinter
Absperrbändern der Polizei lag eine zugedeckte Person neben einem
Fahrrad.
Wir machten den obligatorischen Abstecher auf den Cerro San
Cristóbal, tranken das Nationalgetränk «Mote con huesillo»,
schlenderten durch die erstaunlich wenig belebten Einkaufsgassen und
sahen viele schöne Pärke. Ziemlich erschöpft kamen wir abends nach
Hause, wo bereits wieder ein feines Essen auf uns wartete.
Gemeinsam mit den Nachbarn ging es am nächsten Tag nach
Valparaíso. Wiederum in einem theoretisch zweiplätzigen Lieferwagen.
Dieses Mal zu acht. Dort machten wir zuerst eine Bootstour und
besuchten dann verschiedene Aussichtspunkte und Quartiere.
Valparaíso wird definitiv nicht umsonst «das Juwel des Pazifiks»
genannt. Am späten Nachmittag fuhren wir zu den etwas nördlicher
gelegenen Stränden von Viña del Mar, wo ich herausfand, dass man
seinem Rücksack grundsätzlich nie den Rücken zudrehen sollte. Um
iPhone, Kamera und Portemonnaie ärmer muss ich ab sofort immerhin
auf viel weniger Wertsachen Acht geben.
Da ich Daten-Roaming deaktiviert hatte, war eine Ortung des
iPhones leider nicht möglich. «Find my iPhone» hat im Ausland so
seine Grenzen. Immerhin konnte ich den Dieb mit den fernausgelösten
Signaltönen nerven. Vor allem, da er/sie wohl nicht in der Lage war,
das iPhone auszuschalten, weil der entsprechende Knopf seit einiger
Zeit streikt. So blieb mir als einziger Trost, auf Alexanders iPhone
alle paar Minuten den «Play Sound»-Button zu drücken. Und irgendwann
den «Wipe iPhone»-Button. Cloud sei Dank habe ich keine Daten
verloren, da ich in Valparaíso noch kurz online war.
Und noch einmal für Leute, die einen Teil ihres Lebens analog
verbringen: Es gibt theoretisch eine Möglichkeit,
verlorene/gestohlene iPhones zu orten, allerdings funktionierte das
aus Gründen nicht. Der Verlust ist jedoch insofern mässig schlimm,
da ich praktisch keine Daten verloren habe. Fotos, E-Mails,
Adressbuch, Notizen etc. sind beinahe vollständig online gespeichert
und ich kann vorläufig vom iPad aus auf alles zugreifen.
Die Kamera bzw. deren Speicherkarte wird diesbezüglich etwas
schmerzlicher vermisst, da das letzte Backup der Fotos in Pucón
gemacht wurde. So fehlen nun halt ein paar auf Bild gebannte
Erinnerungen. Was jedoch auch zu verkraften ist, da Alexander das
meiste ebenfalls fotografisch festgehalten hat.
So tat diese unglückliche Sache der guten Stimmung (fast)
keinen Abbruch. Zurück in Santiago gab es erneut ein feines
Nachtessen und gemeinsam mit den Nachbarn liessen wir diesen tollen
Tag ausklingen. (T)
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05.03.2012 – La Serena (Ruhetag)
Für chilenische Verhältnisse frühmorgens verabschiedeten wir uns
schweren Herzens von Paulinas Familie, die uns anschliessend auf dem
Weg zur Arbeit beim Busbahnhof absetzte.
Muchissimas gracias, Paulina (Santiago) und Victor (Talca bzw.
Maule), für diese unglaubliche Gastfreundschaft! Da können wir
Schweizer uns definitiv eine Scheibe abschneiden. Herzlichen Dank
auch an Aerolineas Argentinas, die diese Bekanntschaften durch den
Ausfall eines Fluges überhaupt erst möglich gemacht haben.
Sechs Stunden später waren wir in La Serena und fanden ein
hübsches Hostel, wo Alexander sich erst einmal gründlich erbrach.
Nachdem wir uns als erfahrene Lebensmittelmikrobiologen zwei Monate
lang konsequent an «Boil it, peel it, cook it, or just eat it
anyway!» gehalten hatten, erwischte es ihn nun doch auch noch (ich
hatte ja bereits in El Calafate das Vergnügen). Als es ihm etwas
besser ging, besuchten wir die ziemlich imposante Mall, um uns für
die Andenüberquerung einzudecken. Und zwar dermassen gründlich, dass
wir die Einkäufe mit dem Taxi nach Hause bringen mussten. Vorher
bekam ich von einem etwas bleichen Alexander die Erlaubnis, mich bei
McDonald’s mit einem Abendessen einzudecken, vorausgesetzt, dass ich
es nicht in seiner Gegenwart zu mir nehmen würde. Deal.
PS: Tag 1 meines harten iPhone-Entzugs ging ohne nennenswerte
gesundheitliche Probleme meinerseits über die Runden. Auch wenn ich
mich bei jeder Gelegenheit unglaublich langweilte. (T)
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06.03.2012 – Vicuña
Das finale Teilstück über den Paso Agua Negra nach Argentinien
begann mit dem freundlichen «que le vaya bien» einer älteren
Passantin. Bei gefühlten zwölfunddreissig Grad pedalten wir heute
aber nur nach Vicuña. Da Alexander sich nicht besonders gut fühlte,
beschlossen wir, hier nicht zur zu Mittag zu essen, sondern gleich
auch zu übernachten. Bei diesen Temperaturen ist es definitiv
angenehmer, im Pool eines Hostels herumzupaddeln, als auf dem Velo
zu sitzen. Glücklicherweise wird es mit zunehmender Höhe dann wohl
bald angenehmer. Bzw. arschkalt. Wir werden sehen. (T)
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08.03.2012 – Las Flores (Paso Agua Negra)
Nachdem mein Körper nach der Entschlackungskur vom Vortag wieder
bereit war, Energie aufzunehmen, stand dem definitiven Beginn der
Königsetappe nichts mehr im Wege. Los fuhren wir kurz nach der
Dämmerung, um der Hitze in den Niederungen zu entfliehen.
Optimistisch wie wir nun mal sind, dachten wir in Schweizer
Verhältnissen und gingen davon aus, ab 2000 m.ü.M. angenehmere
Temeperaturen vorzufinden. Sogar der Wind schien uns gegen Ende
unserer langen Reise gut gesinnt und blies uns ins Elqui-Tal in
Richtung chilenischem Zoll, den wir etwa auf diesen 2000 m.ü.M.
erwarteten. Bis dorthin fanden wir eine perfekt geteerte Strasse
vor, welche uns vorbei an unzähligen Weinreben führte. Pisco, ein
chilenischer Nationalschnaps, wird ebenfalls in dieser Gegend
hergestellt. Auch bekannt ist diese Region für die Beobachtung des
Himmels, da die Luft sehr trocken ist und man somit sehr oft
perfekte Sicht zu den Sternen hat. Wir hatten aber weder Zeit
Schnaps zu trinken noch in den Himmel zu schauen, vielmehr waren wir
mit dem Nachliefern von über die Haut verlorener Flüssigkeit und dem
Abklatschen der auf uns schwarzfahrenden und dabei stechenden
Bremsen beschäftigt. Je höher wir kamen, desto wärmer wurde es. Aber
bald würde es ja besser werden, waren wir noch immer optimistisch.
Der Fluss Elqui, welcher dem Tal seinen Namen gibt, lud immer
mal wieder dazu ein, sich kurz abzukühlen. Gegen Nachmittag
erreichten wir den chilenischen Zoll und waren froh darüber, wieder
mal im Schatten stehen zu können. Auch hier zeigte das Thermometer
aber noch deutlich über 35° C. Die Nullgradgrenze schien somit heute
auf dieser Erde nicht mehr erreichbar. Die Zöllner waren sehr nett
und boten uns sogleich an, uns in einem Aufenthaltsraum zu
verpflegen und auszuruhen. In den Aufenthaltsraum eintrettend wurden
wir aber zuerst von einer kochenden Frau (ein weiterer Sonnenschein
auf unserer Reise) wenig erfreut begrüsst. Sie dachte wohl, wir
wollten uns hier niederlassen und ihre Küche in Anspruch nehmen. Mit
unserem Charme konnten wir die Stimmung aber wieder heben und somit
entwickelte sich ein sehr angenehmes Gespräch. Wir wurden sogar
schon erwartet. Carolina, welche uns zusammen mit Paulina durch
Santiago führte, (auch wenn schon mal erwähnt, an dieser Stelle
nochmals ein muchissssssssimas gracias für die beispiellose
Gastfreundschaft!!!) hat uns bereits angemeldet. Sie kommt alle drei
Monate hierhin, um seismologische Messungen durchzuführen. Ein
weiterer Grenzwärter zeigte uns Fotos vom Pass, welche er drei
Wochen zuvor geschossen hat. Darauf sind viel Schnee und zwei
steckengebliebene Autos zu sehen, er als Chilene sagte, es seien –
was denn sonst – Argentinier gewesen.
Nachdem wir etwas weniges gegessen haben, legten wir uns hin,
um während unserer Siesta eine Folge der Telenovela Esmeralda
mithören zu können. Jede Bemermatte ist nichts gegen diese Art der
unterbewusstseinserweiternden Regeneration. Nach unserem Powernap
legte uns Sonnenschein tausendmal ans Herz, die Nacht doch dort zu
verbringen und uns nicht zu überanstrengen. Wir hatten jedoch den
Plan noch etwa 1000 Höhenmeter hinter uns zu bringen, sonst wäre der
nächste Tag doch etwas zu lange geworden. Wir versicherten ihr aber,
dass wir zurückkehren würden, wenn wir uns nicht gut fühlen.
Anscheinend erweckten unsere zuvor schlafenden Körper keinen allzu
gesunden Eindruck.
Weiter ging es also in Richtung Pass. Von einem chilenischen
Gendarmeristen wurden wir 100m nach Abfahrt wieder zurückgepfiffen.
Der weisse Zettel, welcher uns am Zoll gegeben wurde, war für ihn
gedacht. Yvan Carrera meldete unsere Abfahrt auf chilenischer Seite
des Passes seinen Berufskollegen auf argentinischer Seite, um uns
suchen zu kommen, falls wir dort nicht innert drei Tagen auftauchen.
Wir fühlten uns gleich viel sicherer. Er nahm uns aber nicht ab,
dass wir die Überquerung am nächsten Tag schaffen würden und
belächelte unser Vorhaben entsprechend. Wer uns kennt weiss, dass
sein Zweifel an unserern athletischen Fähigkeiten uns noch mehr
motivierten. Ab hier begann nun auch die Schotterstrasse, welche
aber tausendmal besser war als alle Strassen dieser Klasse welche
bis jetzt von uns befahren wurden. Die Hitze blieb uns jedoch treu.
Obwohl wir uns bewusst mit dem Tempo zurückgehalten haben, kamen wir
um halb sieben erschöpft bei einer Lagune an, wo wir unser
Nachtlager errichteten. Nach einer wahrscheinlich letzten
selbstgekochten Portion Pasta unserer Reise legten wir uns im
wunderbaren Licht des Vollmondes schlafen.
Wir schliefen erstaunlich ruhig, da wir zuvor nicht genau
wussten, wie unsere Körper auf das Schlafen in der Höhe reagieren.
Der Mond beleuchtete vor dem Sonnenaufgang noch die
gegenüberliegende Talseite und bot somit etwas Licht für das
Abbrechen des Zeltes. Wie am Vortag ging es kurz nach der Dämmerung
los.
Da war er nun, der Tag der Höhenrekorde. Die Montur war auch
auf über 3000 m.ü.M. und morgens um halb 8 kurz-kurz. Bis zur
Passhöhe hatten wir etwa 50 km und 1700 Höhenmeter vor uns, nichts
was uns bis jetzt hätte aus der Ruhe bringen können. Die ersten 10
Kilometer brachten wir gut hinter uns und die Landschaft war absolut
einzigartig. Man hätte meinen können, das wir uns auf dem Mond
befinden. Ob die Mondlandung wohl hier gefilmt wurde? Obwohl es
praktisch keine sichtbaren Pflanzen mehr hatte, war die Umgebung
sehr farbenfroh. So fuhren wir langsam aber stetig immer weiter nach
oben, jeder in seinem Rhythmus. Ab und an kreuzte uns auch ein Auto
und ein Radfahrer mit Fully kam von oben heran- und vorbeigebraust.
Das stand uns auf der anderen Seite des Passes noch bevor, jedoch
galt es bis dahin noch ein bisschen etwas zu leisten. Alle 5
Kilometer zeigte uns eine Tafel die Distanz ab La Serena und wir
wussten, dass die Passhöhe etwa bei Kilometer 235 erreicht sein
sollte. Die 5 Kilometer scheinen aber auf dieser Höhe nicht alle
gleich lang zu sein. Vielleicht hatte auch die immer noch vorhandene
Hitze einen gewissen Ausdehnungseffekt.
Die Luft wurde ebenfalls immer dünner und das ganze
Vorankommen wurde entsprechend träge. Etwa 15 Kilometer vor der
Passhöhe begannen die „Kehren“. Dabei ist zu bemerken, dass sich
gewisse Kehren mehrere Kilometer auseinander befinden und man somit
fast eine Stunde braucht, um von einer Kurve zur nächsten zu
gelangen. Meine leichten Kopfschmerzen, welche mich seit dem Morgen
begleiteten, wurden ebenfalls stärker. Thomas schien die Höhe nicht
allzu viel auszumachen, obwohl auch er als Bergfloh nicht mehr den
Berg hochsprintete. Die letzten 5 Kilometer waren nicht mehr
wirklich Radfahren. Die Beine fühlten sich eigentlich recht gut an,
mein Herzkreislaufsystem hatte aber irgendwie keine Lust mehr, Sport
zu treiben. So entwickelte sich das ganze zu einem Intervall
zwischen 500m fahren, kurz abstehen und Pause machen, Wasser
trinken, abkühlen, wieder weiter fahren... Das allgemein von Coach
Thomas propagierte Motto „Kette rechts“ (Für Nicht-Radfahrer: Fahren
im schwersten Gang) konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal mehr
buchstabieren. Juhiii, endlich erfuhr ich mal ansatzweise, was all
die Leute immer von dieser Höhenkrankheit erzählen. Ob es Thomas
wohl nur deshalb besser ging, weil er heimlich Cocablätter am kauen
war? Diese haben wir von Victors Bruder erhalten, als wir sie in
Talca besuchten. Oder aber er hat abends in seinem Zelt jeweils
heimlich mit dem Spiro-Tiger trainiert? Ich werde es wohl nie
erfahren.
Irgendwie ging es aber trotzdem vorwärts und die Stimmung war
auch immer gut! Etwa 400m vor Passhöhe kamen uns zwei Radfahrer
entgegen, ein Argentinier und ein US-Amerikaner. Sie bestätigten,
dass es sich beim sichtbaren Masten um den höchsten Punkt der
Strecke handle. Somit hatten wir es doch noch geschafft.
Kurz vor 16 Uhr standen wir gemeinsam unter dem Schild Paso
del Agua Negra, auf 4780 m.ü.M., bei etwa 20° C, gut zwei Monate und
über 3500 Kilometer nachdem wir in Ushuaia gestartet waren und um
unzählige Erlebnisse und unbezahlbare Erfahrungen reicher, auf dem
höchsten Punkt der haciaelnorte-Tour - ein wunderbares Gefühl. Zu
erwähnen ist noch, dass wir vor allem wegen Thomas hier oben stehen,
da ich eher zum weiter südlich gelegenen Paso Cristo Redentor
tendierte, er aber zum Glück die Vorteile dieses Passes genügend
hervorhob. Das erste mal gehört haben wir von diesem Pass übrigens
von Christoph, dem Schweizer Alaska-Ushuaia-Liegeradfahrer, welchen
wir auf der Carretera Austral getroffen haben. So erging es uns auf
dieser Reise sehr oft, dass wir von verschiedenen Seiten einen
unerwarteten Tipp erhielten, der sich nachher jeweils als absolutes
Highlight herausstellte.
Nachdem die obligatorischen Fotos mit allen Kleidungsstücken
unserer Sponsoren gemacht waren ging es in Richtung argentinischem
Grenzposten. Die beiden zuvor angetroffenen Radfahrer meinten, dass
es knapp werden könnte, es heute noch bis Las Flores zu schaffen, da
sich die Strecke in die Länge ziehe und die Abfahrt nicht immer in
Höchsttempo befahren werden konnte. Motivation genug, es doch zu
schaffen. Kurz nach der Passhöhe fuhren wir vorbei an sogenannten
Büsserschneefeldern, auch Penitentes genannt, welche davon zeugen,
dass die 20° C nicht der Jahresdurchschnittstemperatur in dieser
Höhe entsprechen. Wie wir zuvor gelesen haben, soll der Pass nur
wenige Monate im Jahr geöffnet sein. Auf dieser Seite des Passes
wehte auch gleich wieder ein eher kühler Wind, der diesmal von vorne
kam. Die Abfahrt war aufgrund der schlechteren Strasse und der
anhaltenden Kopfschmerzen für mich nicht allzu angenehm, jedoch
kamen wir trotz Gegenwind recht gut voran. Nach etwa 40 Kilometern
passierten wir eine Stelle, wo ein Tunnelbauprojekt durch den Berg
ausgeschrieben ist. Beim nächsten mal müssten wir uns also nicht
mehr oben rüber kämpfen, würden es aber auf alle Fälle wieder tun,
da die Landschaft absolut einzigartig ist. Nach einer Schiebepassage
über einen Bach und weiteren Kehren kamen wir am argentinischen
Polizeiposten an. Aufgrund der tieferen Höhenlage waren die
Kopfscherzen wie verschwunden und die Beschreibung meines Zustandes
konnte von „nahe an der Bewusstlosigkeit“ zu „kerngesund“ geändert
werden. An der Polizeistation versicherte uns der Beamte auch, dass
sie am 35 Kilometer entfernten Zoll in Las Flores auf uns warten
würden.
Bereits brach die Dunkelheit ein, jedoch kam der Vollmond auch
heute zum Vorschein und die Strasse wies wieder Asphalt als oberste
Schicht auf. Auf abfallender Strasse und mit wiedererlangten Kräften
konnte ich mich bei Thomas im Gegenwind für die missliche Darbietung
in höheren Lagen rehabilitieren, indem ich ihm wieder mal ein
bisschen Windschatten offerierte. Die Stimmung war wiederum
einmalig. Links und rechts im Abendrot leuchtende Wolken, die
Temperaturen sehr angenehm und keine Spur von Müdigkeit, wir mit
über 40 km/h dem direkt vor uns am Horizont aufgehenden Vollmond
entgegenfahrend, eine bessere Gestaltung für das Finale unserer per
Rad zurückgelegten Reise hätte auch Steven Spielberg nicht
hinbekommen. Am Zoll angekommen begrüssten uns die Zöllnerinnen
freundlich, drückten einen weiteren argentinischen Stempel in
unseren Pass und verabschiedeten uns in die Nacht.
Den Tag schlossen wir wie üblich nach langen Radetappen in
einem Restaurant im zwei Kilometer entfernten Las Flores ab, wo wir
wieder mal für 10 Personen Znacht essen wollten und uns der Kellner
bei Auftischen des Brotes besorgt darauf aufmerksam machte, wir
sollten nicht zuviel davon essen, aufgrund der vielen Speisen, die
wir zuvor bestellt hätten. (A)
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10.03.2012 – San Juan
Von Las Flores fuhren wir mit dem Bus nach San Juan, wo wir bei der
Familie meines ehemaligen WG-Mitbewohners Arturo zwei fantastische
Tage verbringen durften.
Am Busbahnhof holte uns César, der Vater, ab und fuhr dann mit
eingeschalteter Warnblinkanlage vor uns her. Da das Ziel etwas
ausserhalb lag, nahmen wir vernünftigerweise die Autobahn.
Anschliessend arbeiteten wir an unserer Karriere also internationale
Fotomodelle, indem wir in unseren letzten halbwegs sauberen
Kleidungsstücken für die Lokalzeitung posierten, bei welcher Celia,
die Schwester, tätig ist
(http://www.sanjuan8.com/sociales/La-YPF-que-marca-tendencia-20120312-0012.html,
siehe zweites Bild). Am folgenden Abend genossen wir zusammen mit
einer befreundeten Familie das grösste Asado in der Geschichte des
Fleischkonsums. Zumindest für meine Verhältnisse. Für argentinische
war es vermutlich ein Zvieri. Ein unvergesslicher (Vor-)Abschluss
unserer Reise. (T)
Muchísimas gracias an Celia, Betty und César!!
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14.03.2012 – Asunción bzw. Zürich
Die letzten beiden Tage unserer Reise verbrachten wir faulenzend und
packend in Mendoza. Mit dem weitgehend zahnlosen Besitzer eines
35-jährigen Pickups fuhren wir schliesslich zum Flughafen, von wo
Alexander nach Asunción flog, um noch zwei Wochen bei seiner
Schwester in Paraguay zu verbringen, während ich mich bereits auf
den Weg nach Europa machte.
In Madrid hatte ich sechs Stunden Aufenthalt, was
selbstverständlich nur mit WiFi zu überleben ist. Netterweise gab es
ein Netz, welches ich als Swisscom-Kunde hätte benützen können.
Leider wäre dazu ein Mobiltelefon vonnöten gewesen, um ein
Bestätigungs-SMS zu erhalten. Oder alternativ eine Kreditkarte.
Alexander, die Buchung vom 14. März, die auf deiner nächsten
Kreditkartenabrechnung auftauchen wird, läuft entsprechend unter
«lebenserhaltende Sofortmassnahmen».
Nach etwa 30 Stunden in Zürich angekommen, übergab ich mich
erst einmal ausführlich auf den Flughafenparkplatz. Mein Körper
hatte sich offensichtlich dermassen ans Fliegen gewöhnt, dass er vom
festen Boden unter den Füssen überfordert war. Oder es handelte sich
bereits um die ersten Entzugserscheinungen.
Danke Alexander
Danke an unsere unglaublich
gastfreundlichen Reisebekanntschaften
Danke liebe Leser
Es war schlicht und einfach grossartig.
¡Hasta la próxima! (T)
PS: Es ist gut möglich, dass sich hier in den nächsten Wochen
noch das eine oder andere tut. Berichte über unsere
Wiedereingliederung, weitere Bilder, wer weiss. Auf jeden Fall
werden wir unser Videomaterial zu einem absoluten Blockbuster
verarbeiten, sobald Alexander zurück ist. Es könnte sich also
lohnen, weiterhin ab und zu vorbeizuschauen.
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