Hacia el norte

Fahrradreise vom beinahe südlichsten Punkt Südamerikas Richtung Norden.
Haciaelnorte gegen Wind, Wetter, Pinguine und den nervigen Mitreisenden!

Kontakt: a.buetzberger@gmail.com / thomas.jaggi@gmail.com

30.12.2011 – Zürich

Am 30.12. startet des Abenteuer. Vorerst einige Bilder aus der topseriösen Vorbereitungsphase.

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31.12.2011 – Madrid

Wir sitzen in Madrid fest, da der Flieger nicht starten wollte. Vermutlich stellte sich bei den letzten Checks heraus, dass ein Flügel fehlt. Das führte interessanterweise zu tumultähnlichen Zuständen, da die meisten Passagiere offenbar der Ansicht waren, der Flug sei wegen Unterbesetzung abgesagt worden und die technischen Probleme nur vorgeschoben. Für Unterhaltung war jedenfalls gesorgt. Speziell der Sprechchor "QUEREMOS UN VUELO" hatte es uns angetan ( http://db.tt/yDPKjXgt ).
Inzwischen wurden wir in einem Viersternhotel untergebracht, während der Rest vermutlich immer noch am Flughafen herumschreit. Silvester werden wir nun in Buenos Aires statt Ushuaia verbringen. Vorausgesetzt, sie haben den Flügel bis morgen gefunden. (T)

Zu unserem Glück (oder auch nicht) will ein ebenfalls gestrandeter Engländer mit uns Sylvester feiern. Zu zweit werden wir ihn locker unter den Tisch trinken! (A)

Als bekennender Alkoholiker kann ich da nur zustimmen. (T)


Update 31.12.11 (immer noch auf der Suche nach dem Flügel...)

Soeben haben wir eine Nachricht erhalten, dass wir am 1. Januar in Buenos Aires um 6 Uhr morgens den Weiterflug nach Ushuaia antreten dürfen. Somit gibt es ein kurzes aber hartes Kampftrinken. Jetzt machen wir uns auf den Weg zum Frühstücksbuffet hier im Hotel... Wenn es so reichhaltig ist wie das Abendessen hat sich der Flügelverlust für uns bereits gelohnt... (A)

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    01.01.2012 – Buenos Aires

    ¡Hola Buenos Aires! Der heutige Flug hat tatsächlich stattgefunden. Und morgen geht's weiter nach Ushuaia. Gemäss unseren neuen Tickets allerdings zu unterschiedlichen Zeiten. Und Flughäfen. Und ob wir das Gepäck nun unbedingt oder auf keinen Fall mitnehmen müssen, können sie sich auch nicht wirklich entscheiden. Die Ferien haben offiziell begonnen. (T)


    Eine Geschichte aus dem Flugzeug:
    Ein Mann hätte in der Silvesternacht einen musikalischen Auftritt in Paraguay gehabt. Zu unserem Glück durften wir uns von seiner Stimmkraft dann aber in Form von Ausrufen und Beschimpfungen des Personals überzeugen lassen! Die Halle in Paraguay hätte getobt!
    Ah ja und unsere Fahrradschachteln und Anhänger sind von aussen betrachtet unbeschadet in Buenos Aires angekommen!
    Ein frohes neues Jahr Euch allen in der kalten Schweiz (A)


    DER BUS ZUM HOTEL HAT WLAN!! WIR WERDEN NIE MEHR AUSSTEIGEN! (T)


    Die lange Reise hat ihre Spuren hinterlassen, vor lauter Schlafmangel haben wir auf dem Flughafen sogar Spiderman mit seiner Freundin mehrmals zu Gesicht bekommen... Die null Stunden Schlaf und das Anstossen mit Cerveza auf 2012 mit vielen Leidensgenossen aus aller Welt waren es aber alleweil Wert (A)

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    01.01.2012 – Ushuaia

    Bien venido en el fin del mundo!
    Wir sind nach 2 langen Reisetagen tatsächlich in Ushuaia angekommen. Und das Beste ist, unsere Fahrräder und Anhänger ebenfalls! Am Flughafen, welcher sich auf einer kleinen Halbinsel direkt vor der Stadt befindet, war es nicht möglich, ein geeignetes Taxi zu finden, welches uns und unser Gepäck zum Hostel bringt. Nach 1.5 h war aber auch dieses Problem gelöst und wir fuhren mit wiederaufgebauten Fahrrädern und glücklich wie kleine Jungs bei angenehmen Temperaturen in Richtung 'hostal de la posta' etwas ausserhalb von Ushuaia. Nach einem Abstecher zum Dinner in die Stadt (natürlich per Fahrrad und es hat am 1. Januar nichts anderes offen als eine Pizzeria) fielen wir todmüde aber happy ins Bett. Das Material hat auf der Reise übrigens nur ganz wenig Schaden genommen (ein kleines Loch in der Anhängertasche von Thomas sowie ein leicht verbogener Anhänger bei mir sind die einzigen Blessuren).

    Hasta luego y saludos del fin del mundo, Thomas und Alexander
    (A)

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      02.01.2012 – Ushuaia

      Seit gestern Morgen habe ich ein neues Lieblingslebensmittel: Dulce de Leche. Der helle Wahnsinn! Nach diesem kulinarischen Höhepunkt ging es an die Planung des Tages. Angedachte Programmpunkte waren eine Velotour zur Bahia Lapataia, einem der unzähligen südlichsten Punkte des Kontinents, und eine Bootsfahrt zu den Pinguinen. Das Problem: Gemäss Rezeptionist würde erstere einen Tag dauern, letztere aber bereits 4 Stunden später starten. Diese Herausforderung wurde selbstverständlich angenommen.
      Die Bedingungen für unsere ersten Meter auf dem Velo (allerdings ohne Gepäck) waren optimal. Kaum Wind, verhältnismässig wunderschönes Wetter (nur leicht bedeckt, ab und zu ein paar Sonnenstrahlen) und eine ziemlich gute Piste. Um den Staub etwas zu minimieren, fuhren Tanklaster mit Wasser hin und her, um die Strasse zu bewässern. Allerdings machten sie das nur bis etwa zur Hälfte der Strecke, anschliessend verschwanden wir hinter jedem der unzähligen Busse und Taxis in einer Staubwolke. Sobald sich der Staub jeweils vorübergehend verzogen hatte, wurden wir mit einen fantastischen Landschaft belohnt.
      Auf dem Rückweg machten die Passagiere eines überholenden Taxis den Fehler, uns zuzuwinken und zu fotografieren. Sie mussten daraufhin miterleben, wie aus der Staubwolke hinter ihnen plötzlich ein vermutlich irre grinsender Velofahrer auftauchte, auf der Gegenfahrbahn neben ihnen herfur und ihnen zurückwinkte, während ich weiter hinten vor Lachen beinahe aus dem Sattel fiel.
      Als wir neben der Strasse Schienen der südlichsten Bahn der Welt entdeckten, war sofort klar, dass wir dort ein Foto machen mussten. Da es sich um eine Schmalspurbahn handelte, waren wir sicher, dass ein allfälliger Zug langsam genug sein müsste, um ihn problemlos rechtzeitig zu entdecken. Nach erfolgreich durchgeführter Aktion mit dem Selbstauslöser nahmen wir die südlichste Kamera der Welt wieder von den Schienen, um unmittelbar darauf einen nahenden Zug zu hören, welcher dann doch ziemlich rasant um die südlichste Kurve der Welt kam. Die rhätische Bahn wäre vor Neid erblasst.
      Für die Bootstour waren wir dann natürlich viel zu früh zurück. (T)


      Um unsere mittlerweile eingetretenen Hunger etwas zu stillen gingen wir - ohne dem Receptionisten bei der Vorbeifahrt von unserer Heldentat zu erzählen - direkt in die Stadt. Nachdem wir mühelos beide Geld aus dem Bankautomaten gelassen hatten - die 17 Pesos Gebühren inklusive - fuhren wir ins Irish Pub von Ushuaia, um 10' später unbedient einen Sandwichladen aufzusuchen, damit wir es doch noch rechtzeitig auf das Boot schafften. Der warme Innenraum des Bootes war schnell gefüllt, was uns ohne zu zögern dazu bewog, direkt auf das Deck zu gehen um allen zu zeigen, wie wetterfest wir zwei mit unseren Goretexkleidern sind. Nachdem das Boot neben einem riesigen Kreuzfahrtschiff aus dem Hafen gefahren war, kamen wir zu einer kleinen Insel, auf der sich gemütlich Seelöwen tummelten. Der Chef der Bande war schnell auszumachen, da er nichts tat als seinen dicken Hals in den Himmel zu strecken und sich zu präsentieren. Weiter ging es an weiteren kleinen Inseln vorbei, mit Seelöwen, Vögeln, Leuchttürmen und unsichtbaren Meerjungfrauen in Richtung Pinguinera, welche ca. 30 Bootsminuten (und sicherlich extrem viele Seemeilen) weit entfernt gelegen ist. Dort haben wir das erste Mal in unserem Leben frei lebende Pinguine gesehen, ein wahrlich Freudentränen aus unseren Schweissporen drückender Moment. Die Pinguine sind an Land ziemlich ungeschickt und man fragt sich, wie so ein Tier das „Survival of the fittest-Spiel“ überleben konnte. Sobald man sie aber im Wasser schwimmen sieht, ist man unglaublich fasziniert von deren flinker und wendiger Art sich fortzubewegen. Auf dem Rückweg zum Hafen galt unsere ganze Faszination der durch Fahrt- und Gegenwind entstehenden Möglichkeit, sich stehend gaaaaanz weit nach vorne zu lehnen ohne dabei umzufallen. Zurück an Land fuhren wir zurück ins Hostal um dort Pasta zu kochen, zu waschen, mit einem Amerikaner der während 2.5 Jahren von Alaska nach Ushuaia mit dem Fahrrad gefahren ist zu plaudern und sehr deprimiert über die nicht mehr so heldenhaft wirkende 3 monatige Reise welche wir vor uns haben ins Bett zu fallen. Zu unserer Motivation hat der Amerikaner davon geschwärmt, wie schnell man dank des Rückenwindes vorwärts kommt, wenn man von Nord nach Süd fährt. Der nächste Flug nach Alaska geht in einer Stunde, wir müssen also nichts wie los... (A)

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      03.01.2012 – Lago Fagnano

      Unsere Fahrradreise hat offiziell begonnen.
      Nachdem wir ausgeschlafen haben und unsere Bäuche mit den besten Gipfeln auf Erden im Hostel la Posta gefüllt haben sind wir um ca. 13:30 losgefahren. Vorgenommen haben wir uns 12 Uhr. Wir sind zuversichtlich, in den nächsten 3 Monaten mindestens 1 mal rechtzeitig wie vorgenommen loszufahren. Gegebenenfalls müssen wir die vorgenommene Startzeit etwas nach hinten schrauben. Nach dem obligaten Abschiedsfoto mit der Crew des Hostels ging es zunächst in Richtung Osten. Das Wetter war wie so oft gehört sehr wechselhaft und innert 10 Minuten kann es regnen, winden wie verrückt und gleich danach scheint wieder die Sonne. Nach ca. 4 Stunden waren wir auf dem Paso Caribaldi, um mir beim obligaten "Gipfel-Foto" fast den linken Fuss zu verstauchen. Die Abfahrt in Richtung Lago Fagano, unserem ersten Schlafplatz im Zelt ging zügig voran. Um ca. 19:00 Uhr sind wir dort angekommen, nach 100'000 gemachten Fotos von der Strecke und der wirklich faszinierenden Landschaft. Das Zelt war auf einer Klippe oberhalb des Sees schnell aufgestellt und zum Znacht gab es - was für ein Wunder - Pasta... Die Aussicht vom Zeltplatz war wirklich atemberaubend, die Fotos zeigen die Schönheit nur ansatzweise. Nach dem Zähneputzen am See ging es in das zu diesem Zeitpunkt noch warme Zelt. Nach zwei Stunden fror ich so gewaltig, dass ich mich doch dazu entschloss, im und nicht unterhalb des Schlafsackes zu schlafen. Bald war es dann auch wärmer.... (A)

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      04.01.2012 – Tolhuin

      Nachdem wir wieder mal richtig ausgeschlafen haben (bis 11 Uhr) obwohl wir teilweise fast mit dem Zelt abgehoben sind vor lauter Windstärken, galt es das Frühstücken oberhalb des Lago Fagano zu geniessen. Ja, wir haben Gipfel aus dem Hostal in Ushuaia mitgenommen! Die heutige Etappe war nur ganz kurz (37 km) und dann noch mit Rückenwind. In Tolhuin, unserem Tagesziel, soll es eine Panaderia geben, in der Radreisende gratis übernachten können. Die Panaderia war schnell gefunden und der Empfang besser als erwartet. Die Übernachtungsmöglichkeit wurde uns sogleich gezeigt und zudem gab es Kaffee und Süssgebäck. Wir haben uns entschieden, für die nächsten 3 Monate hier zu bleiben! Da noch eine Westschweizer Familie mit zwei Kindern im Alter von 6 und 8 Jahren dazugestossen ist, wurden wir im Fitnessraum einquartiert. Eine super Gelegenheit um noch ein bisschen auszufahren. Nach einem 1stündigen lockeren Jogging gab es neben Empanades de Pollo wieder zahlreiches Süssgebäck. Denis von der Panaderia hat uns wirklich wie Könige behandelt! Muchismas graçias, Denis!!! Also, nun geht es wieder schlafen, da wir uns vorgenommen haben, mal nicht erst nach dem Mittagessen loszufahren sondern um 6 Uhr aufzustehen und um 7 Uhr abzufahren... Buenas noches y hasta luego... (A)

      Ich habe nach 100 Metern Joggen aufgegeben. (T)

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      05.01.2012 – Rio Grande

      Die Abfahrt um 7 Uhr haben wir schliesslich nur um wenige Stunden verpasst. Das Wetter war dafür wie geplant gut, allerdings ziemlich kühl (25 Grad kälter als am Tag zuvor, brr brr). Wir kamen gut vorwärts. Zum ersten Mal kreuzten Guanacos unseren Weg. Bzw. rannten verschreckt neben der Strasse vor uns her. Irgendwann wurde die Idee geäussert, zum Spass das Zelt in eine Steilwand zu stellen. Überraschenderweise stiess sie auf grossen Anklang und wenig später kraxelten wir breit grinsend unmittelbar neben der Strasse an einem Dreckhügel herum und lösten bei den vorbeifahrenden Autos ungläubiges Kopfschütteln aus. Von Alexanders Zelthersteller erwarten wir im Gegenzug einen Werbevertrag über einen enorm hohen Geldbetrag. Kurz vor Rio Grande verdunkelte sich der Himmel und die Stadt schien verregnet zu werden. Die Strasse in die Stadt macht jedoch einen dermassen grossen Umweg, dass bei unserem Eintreffen längst wieder die Sonne schien. Ziemlich unterzuckert kämpften wir uns durch die nicht enden wollende Hauptstrasse und befürchteten langsam, man hätte beim Bau das verzweifelt erwartete Stadtzentrum vergessen, als wir dann doch irgendwann die Erlösung in Form einiger Supermärkte erblickten. Ich kaufte so viel Frisches und Turrón, wie ich tragen konnte. An der Kasse beschloss ich, die ziemlich gemütliche Sache etwas zu beschleunigen, und packte meine Einkäufe selbst ein. Ich stand schliesslich kurz vor dem Zusammenbruch. Die Kassierin hatte dafür nur geringes Verständnis und schien sehr beleidigt, dass ich ihre Einpackfähigkeiten in Frage stellte. Dass es um Leben und Tod ging, konnte ich ihr in meinem Zustand nicht mehr erklären. Ein Kilo Zucker später ging es uns dann wieder besser.

      Der Zeltplatz stellte sich als geschlossen heraus, was uns gerade Recht kam. So konnten wir uns ein Hostel nehmen, ohne das Gesicht zu verlieren. Nicht weit vom Camping entdeckten wir ein malerisches Bed & Breakfast mit einem nicht minder malerischen «WiFi»-Kleber an der Tür. Da unser Zimmer erst noch bereit gemacht werden musste, nutzten wir die Gelegenheit und holten uns wieder einmal einen Sonnenbrand. Kurz darauf traf auch Matthias ein, den wir in Tolhuin kennengelernt hatten und der etwas später losgefahren war. Wir konnten ihn ebenfalls von den Vorzügen eines Hostels überzeugen. Den späten Nachmittag verbrachten wir dann alle bei einer heissen Schokolade, netter Musik und tonlosen Folgen von Simpsons im gemütlichen Wohnzimmer und unterzogen den Internetanschluss einem Stresstest. (T)

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      06.01.2012 – San Sebastián

      Frühmorgens (wir nahmen die Angelegenheit langsam ernst) stellte sich dann als Erstes heraus, dass die Argentinier unter trockener Wäsche nicht unbedingt dasselbe verstehen wie wir. Die Sonne schien jedoch bereits wieder intensiv, was das Problem entschärfte. Während die Sonne ihren Verpflichtungen nachkam, stellte sich der Wind etwas quer. Bzw. frontal. Nett, wie wir nun mal sind, liessen wir Matthias mit seinen wenig windschnittigen Seitentaschen bald darauf zurück. Ich übernahm die Rolle des grossen Motivators im Windschatten. Wobei ich mit der Zeit sogar dort leicht ausser Atem kam. Ich habe den Verdacht, dass Alexander sich nicht an unsere Abmachung gehalten hatte, so unvorbereitet wie nur möglich auf diese Velotour zu starten.

      Unterwegs beschlossen wir, im Windschatten einer kleinen Industrieanlage eine Pause zu machen. Sofort tauchten in der Tür einer Baracke zwei freundliche Gesichter auf, welche uns in ihren Pausenraum baten. Die Anlage stellte sich als Gaskomprimierdings heraus. Fabian, einer der beiden Arbeiter, machte mit uns eine ausgiebige Führung. Fun fact: Da sie einen viel zu starken Generator haben, lassen sie auch am helllichten Tag unzählige grosse Scheinwerfer brennen, um möglichst viel Strom zu verbrauchen. Wir zählen seither neben einem Bäcker aus Tolhuin auch einen Mitarbeiter der «Del Plata Ingenieria S.A.» zu unseren (Facebook-)Freunden.

      Schweren Herzens und schwerer Beine machten wir uns wieder auf den Weg. Wenig später kamen uns zum zweiten Mal an diesem Tag Velofahrer entgegen, die seit Alaska unterwegs waren. Aber mit Rückenwind ist das ja keine Herausforderung. Nach weiteren Pausen tauchte dann tatsächlich irgendwann die Grenze auf. An der Tankstelle wollten wir unsere Spritflasche auffüllen, der Tankwart meinte jedoch, er warte seit Tagen vergeblich auf eine neue Benzinlieferung. Und hörte dabei in Endlosschleife «Crazy Frog». Herzlichen Dank dafür, Jamba!. Nicht lange darauf traf auch Matthias ein. Wir waren gebührend beeindruckt, wie schnell er allein und mit grösserer Windangriffsfläche vorwärts gekommen war. Eventuell war unsere Intervall-Taktik doch nicht die raffinierteste. Während er auf der argentinischen Seite zelten wollte, machten wir uns auf den Weg zum knapp 15 km entfernten chilenischen Grenzübergang. Damit begann die staubige Schotterpiste, auf welcher wir bis zum Ende von Feuerland unterwegs sein würden. Netterweise wurde der Gegenwind von einem Moment auf den andern abgeschaltet und wir bummelten in einer grandiosen Abendstimmung nach Chile. Beansprucht wurde in erster Linie der Zeigefinger, wir knipsten praktisch pausenlos.

      Am Zoll mussten wir unsere frischen Lebensmittel deklarieren und vor Ort verspeisen, da deren Einfuhr verboten ist. Wir konnten die beiden Tomaten aber auf die Schnelle nicht finden und assen sie schliesslich erst einen Tag später, als sie wie durch ein Wunder in unserem Gepäckchaos wieder zum Vorschein gekommen waren. How badass is that?

      In einer kleinen, minim überteuerten Osteria mit minim demotivierter Bedienung gab es minim zähes Fleisch, bevor wir etwa um Mitternacht im Windschatten eines anscheinend unbewohnten Gebäudes gleich daneben unser Zelt aufschlugen. (T)

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      07.01.2012 – Parque Pingüino Rey

      Nach ca. 6 Stunden Schlaf hörten wir um 7 Uhr morgens nicht eine einzige Windstärke. Pünktlich kurz um 8 Uhr, bevor es nach zügigem Zeltabbau in Richtung Osteria ging, kam der Wind aber wieder auf. Es wäre auch wirklich enttäuschend gewesen, die schlechten Strassenverhältnisse ohne Gegenwind überwinden zu müssen. In der Osteria, wo sie um 8:15 ihre Öffnungszeit nur um 15’ verpasst haben, was für südamerikanische Verhältnisse schon fast übereifrig ist, kamen wir also noch zu einem Kaffee und einem jamón y queso Sandwich. Von denen hätten wir besser noch etwa je 4 Stück mit auf den Weg genommen, wie sich später herausstellen sollte. Begleitet von bewundernden Blicken einer italienischen Familie fuhren wir los gegen den Wind. Die schlechten Verhältnisse liessen leider keine allzu grossen km/h-Zahlen auf dem Tacho erscheinen. Nach einer Stunde gab es die erste Pause im Windschatten einer kleinen Blechhütte. Zu unserem Erstaunen hatte es sogar noch Matratzen darin, welche man aber auch bei noch so schlechter körperlicher Verfassungen nicht hätte benutzen wollen. Weiter ging es nach ca. 30’ wieder gegen den Wind. Bald einmal sahen wir noch Flamingos in einer Pfütze nahe der Strasse. Das war bis dahin neben der wieder minim unmotivierten Bedienung am frühen Morgen sicherlich das Tageshighlight bis zu diesem Zeitpunkt.

      Unsere Taktik mit Vollgas gegen den Wind zu fahren während ca. 1 Stunde um dann 30’ auszuruhen ging bis zur 3ten Pause nicht allzu schlecht, diese musste dann aber als ausgiebige Mittagspause genutzt werden. Obwohl wir uns fühlten, wie wenn wir 180km Rad in 5 Stunden gefahren wären, hatten wir bis dahin gerade mal schlappe 30 km geschafft. An die 5 Stunden kamen wir aber schon erstaunlich nahe heran. Nun stellten wir fest, das wir ausser 10 kg Turrón und genügend Wasser nicht mehr allzu schmackhaftes Essen ausser Pasta auf uns trugen, welche aber zuerst noch hätte gekocht werden müssen. Nachdem auch der Versuch per iPhone einen Pizzaservice in der Pampa zu suchen fehlgeschlagen war, entschieden wir uns für einen ausgiebigen Mittagsschlaf. Danach ging es weiter in Richtung 10 km entferntem ersten Tagesziel. Dies war eine Kreuzung, an welcher es geradeaus weiter in Richtung Porvenir gehen würde, von wo einem die Fähre über die Magellanstrasse nach Punta Arenas bringt. Bei der Kreuzung links abgebogen führt einem die Strasse zu einer Pinguinera wo man die Möglichkeit hat, Königspinguine zu sehen. An dieser Kreuzung angekommen trafen wir auf Julie + Alex, ein Schweizer Paar, welches auch per Rad unterwegs ist, allerdings in der viel langweiligeren Rückenwindrichtung (http://www.2mal2raeder.ch).

      Nach ca. 30’ angenehmen Plauderns und dem Hinweis, dass es nur 14 km anstelle der zuvor gehörten 20 km bis zu den Pinguinen ist, ging es mit neuer Energie dieser Strasse entlang. An einer grossen Estancia vorbeifahrend entschieden wir uns, dort um Wasser zu bitten. Dort trafen wir auf Wolfgang Kalt, einen ca. 60jährigen Mann der auf der Estancia arbeitet und Vorfahren aus Deutschland hat. Der deutschen Sprache somit mächtig unterhielten wir uns mit ihm auf hochdeutsch über die am Tag darauf bevorstehende Schafschur. Dafür erwartete man am Abend die Ankunft von ca. 15 Arbeitern in der Estancia, um Tags darauf früh mit der Arbeit zu beginnen. Mit aufgefüllten Wasserflaschen ging es nichts wie los in Richtung Pinguinera, da diese nur bis 18:00 Uhr geöffnet hat und es bereits ca. 16:30 war. Auch dieses Stück war natürlich geschmückt mit Gegenwind, jedoch auch deutlich besserer Strasse. So kamen wir rechtzeitig an und konnten uns in einem Igluzelt welches zugleich auch eine Fliegenzucht war, für die Führung zu den Pinguinen eintragen. Wie wir erst später erfahren haben, versprach man mit der Unterschrift auch, dass man die Pinguine in Ruhe lasse. Aber der Pinguin ist jetzt halt schon bei uns in der Anhängertasche.

      Die Führung war sehr interessant und die Leute die dort arbeiten geben sich wirklich Mühe (http://www.pinguinorey.com). Es hat zwei kleine Kolonien zu je etwa 20 Pinguinen. In der einen Kolonie sind 4 Männlein damit beschäftigt, die Eier auszubrüten, während die Weibchen faul herumsitzen und den Touristen schöne Augen machen. Die andere Kolonie ist etwas näher am Meer und dieser kann man sich bis auf etwa 20 Meter nähern. Dazu muss man einen kleinen Umweg zu einer “Brücke” machen, um einen kleinen Fluss zu überqueren. Entlang dem Meer laufend sieht man immer wieder Spuren von Pinguinen und Guanacos, welche sich dadurch unterscheiden, dass Guanacos die Füsse hintereinander reihen beim Laufen, während sie die Pinguine nebeneinander stellen. Würden Pinguine wie Guanacos laufen, würde ihnen wohl ständig schwindlig von den vielen 180° Drehungen, welche sie aufgrund mangelnder Beinlänge machen müssten. Genügend über Tiere und deren Laufstil nachgedacht ging es zurück zum Eingang des Parks. Dort wurden wir von der “Chefin” der Pinguinera gefragt, ob wir nahe des Igluzeltes neben einem Wind- und Sichtschutz übernachten möchten. Nach reiflichen Überlegungen haben wir uns auf die Knie werfend und sie danksagend anhimmelnd dazu entschlossen, das Angebot anzunehmen. Die restlichen 14 km bis zur bereits beschriebenen Kreuzung zurück wurden also auf den nächsten Tag verschoben.

      Um 18 Uhr kam noch ein Camper am Eingang an. Der Parkwächter wurde sogleich von der “Chefin” dazu verdonnert, Überstunden zu machen. Währenddessen haben wir versucht, den Benzinkocher dazu zu bringen, länger als 1 Minute Hitze von sich zu geben. Leider ist dieses Unterfangen gescheitert, wahrscheinlich aufgrund der zu wenig gefüllten Spritflasche. «Crazy Frog» wird eindeutig zu unserer Reise-Hymne erkoren. Auf die Leute vom Camper wartend haben wir damit begonnen, das Zelt aufzustellen. Die Franzosen, welche den hungrigen Parkwächter mittlerweile zur Weissglut gebracht haben mit ihren unzähligen Fotos welche sie noch von den Pingus machen wollten, haben uns aber das Leben gerettet. Sie hatten Sprit dabei und wir somit eine wunderbare Mahlzeit. Beim Spritabfüllen ausserhalb des Parkes ist dem Parkwächter (er wird von uns übrigens “Sonnenschein” genannt) zum zweiten mal der Kragen geplatzt, da er warten musste, um nach uns wieder den Eingang abzuschliessen. Er hat uns dann noch gesagt, das wir besser draussen hätten campieren sollen. Sonnenschein wird seiner “Chefin” jetzt noch dankbar sein, dass sie uns erlaubt hat, drinnen zu zelten. Murmelnd verzog er sich dann in seinen “Container” von welchem aus er immer wieder einen kritischen Blick auf uns warf. Erstaunlicherweise konnte ihn auch meine Anfrage, ob er uns morgens um 6 Uhr das Tor öffnen könne, da wir zeitig abfahren wollen, nicht wirklich beruhigen. Als wir ihm von draußen aber mit Zeichensprache das Angebot gemacht haben, auch von unserer leckeren “Maggi-Pollo-Mais-Pasta” zu essen, hat sich seine “Aura” merklich verbessert, auch wenn er das Angebot leider nicht angenommen hat. Wir gingen nun zeitig schlafen, damit wir “Sonnenschein” am nächsten Morgen auch rechtzeitig wecken konnten... (A)

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      08.01.2012 – Punta Arenas

      Die Sonne schien, als wir Sonnenschein weckten. Inzwischen hatte er sich jedoch vom Stress am Vortag erholt und war ganz umgänglich. Wir fuhren bereits um 6.30 los, erhofften wir uns doch insgeheim, die 115 km bis Porvenir, von wo uns die Fähre nach Punta Arenas übersetzen würde, gleich in einem Zug zu erledigen. Und siehe da, der Wind verhielt sich kooperativ. Er hatte also über Nacht spontan um 180 Grad gedreht (wenn auch ziemlich abgeschwächt). Zudem wurde die Schotterpiste besser und wir flogen nur so dahin. Mit der Zeit wurde es hügelig und wir krochen wieder. Mittags hielt ein Wohnmobil mit Berner Kennzeichen neben uns an und Matthias kam auf der Rückbank zum Vorschein. Unterwegs hatte er von den Besitzern des Wohnmobils, die er auf seiner Reise ab Buenos Aires bereits mehrfach getroffen hatte, erfahren, dass die Fähre von Porvenir nach Punta Arenas gemäss ihren Informationen bereits zwischen 14 und 15 Uhr loslegen und am nachfolgenden Tag ausfallen würde, weshalb er sich ihnen anschloss. Beatrix und Christophe (http://sites.google.com/site/juratourdumonde/), wie die beiden heissen, sind der Traum eines jeden Velofahrers. Sie halten jedes Mal an, erkundigen sich nach den Wasservorräten und kochen sogar Kaffee.

      Unser Ego liess selbstverständlich nicht zu, ebenfalls auf motorisierte Hilfe zurückzugreifen. Wir kalkulierten, dass 15 Uhr knapp machbar sein dürfte. Andernfalls würden wir halt zwei Tage in Porvenir verbringen. Wir beschlossen jedoch, uns beim nächsten entgegenkommenden Autofahrer zu erkundigen, ob diese Abfahrtszeiten stimmten, da wir an den Vortagen bereits diverse andere Varianten gehört hatten. Und siehe da, dieser sprach tatsächlich von 17 Uhr und meinte ausserdem, die Fähre würde auch am Folgetag fahren. Dankbar schraubten wir das Tempo etwas herunter. Kurz vor dem Ziel gönnten wir uns eine letzte Hypoglykämie, welche ich in meinem Fall innert fünf Minuten mit knapp 1000 kcal Turrón behob. Was für ein fantastisches Nahrungsmittel.

      In Porvenir erwartete uns bereits das Wohnmobil und wir plauderten eine Weile, bevor wir uns auf den Weg zum 5 km entfernten Ablegeplatz machten. Bevor wir das Städtchen verliessen, fiel uns ein, dass wir kaum chilenisches Geld hatten. Da wir uns beim Wechselkurs um etwa Faktor 100 vertaten, hob Alexander ungefähr das chilenische BIP ab. Wir dachten darüber nach, die Fähre zu kaufen, entschieden uns dann aber doch dagegen.

      Wie sich bei Ticketkauf herausstellte, wäre am kommenden Tag tatsächlich keine Fähre gefahren, somit hatten alle ein bisschen recht. Auf der Überfahrt nach Punta Arenas wurde ich von der Müdigkeit übermannt, während die andern draussen angeblich Delfine beobachten konnten. Auf den vermeintlichen Beweisfotos waren dann aber nur dunkle Punkte zu sehen (siehe Bildmaterial unten). Da könnte ja jeder kommen.

      In Punta Arenas angekommen machte Matthias sein Velo wieder fahrbereit und wir verabschiedeten uns von Beatrix und Christophe, um uns zu einem Hostel aufzumachen, welches man uns unterwegs empfohlen hatte. Es gab jedoch keinen Platz mehr, weshalb wir den beschwerlichen Weg zum 10 m entfernten Nachbarhostel unter die Räder nahmen. «Hostel Pink» erwies sich als total gemütliches Bed & Breakfast. Ein Passant zeigte sich äusserst interessiert an unseren Anhängern und liess sich alle Infos aufschreiben. BOB (http://www.bobgear.com/trailers) sollte uns wie Vaude sehr viel Geld für unseren Marketingtrip bezahlen. Im Gegenzug empfahl uns der Typ ein Restaurant für das Abendessen. Es war dann jedoch geschlossen und wir besuchten stattdessen ein urgemütliches kleines Restaurant mit viel Fleisch auf der Karte. Chiles «Hamburguesa Completa» ist mir inzwischen beinahe so ans Herz gewachsen wie der Big Tasty von McDonald's. Also enörmstens. Musikalisch und visuell untermalt wurde das Ganze von «Men at work», deren urkomische Musikvideos wir bisher nicht kannten.

      Die Rückfahrt wurde dadurch etwas erschwert, dass ich den Veloschlüssel nicht mehr finden konnte. Der Kellner erinnerte sich daran, ein Kind mit einem Schlüssel spielen gesehen zu haben, was uns auch nicht unbedingt weiterhalf. Gerade, als wir mit der Uraufführung unserer «Choreografie auf zwei zusammengeschlossenen Rädern» starten wollten, tauchte der Schlüssel im Lokal auf. Tja, ein andermal.

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      09.01.2012 – Punta Arenas, Tag 2 und 3

      Zwei Ruhetage.
      Siehe Bildbeschriftungen.

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      11.01.2012 – Villa Tehuelches

      ​​Motto des Tages: che voust fer cunter il vent nu poust pischer.

      Tagwache um 6:30, Frühstück um 7:00, Abfahrt um 8:00 Uhr, der Ablauf ist langsam eingespielt... Die Abfahrt fand übrigens unter bewundernden Blicken eines sehr sympathischen chilenischen Professors im Pijama statt, welcher auch im Hostal Pink hauste und uns von seinem Fenster aus fotografierte. Unsere Fotos dokumentieren dieses Ereignis aber leider nur ungenügend. Danach ging es optimistisch los in Richtung Norden (haciaelnorte - der Name ist tatsächlich Programm), da der Wind noch nicht eingeschaltet war. Leider hat der dafür zuständige Chilene heute aber nur wenig verschlafen, denn bereits nach einer Stunde Fahrzeit wurde der Normalzustand wieder hergestellt. Zu Beginn entlang der Magellanstrasse führte uns der Weg bald einmal ins Landesinnere. Die erste Pause gönnten wir uns auf der windgeschützten Seite eines der zahlreichen kleinen Häuschen, welche als Bushaltestellen vor Estancias gedacht sind. Sie sehen ähnlich aus wie Toi-Toi-Einrichtungen bei uns und werden nicht selten auch als solche benutzt, einfach ohne regelmässig entleert zu werden. Weiter ging der Kampf gegen den Wind, immer angetrieben von meinem unermüdlichen Motivator und Coach Thomas! Neben dem Wind kam jetzt noch eher hügelige Landschaft hinzu, welche die ganze Angelegenheit aber tatsächlich etwas abwechslungsreicher gestaltete. Das höchste der Gefühle wurde jeweils dann erreicht, wenn wir uns im Gegenwind bergauffahrend - nachdem in Gegenrichtung ein 40 Tönner mit 100 km/h vorbeidonnernte - 20 m weiter hinten wiederfanden. Zum Glück nahm der Verkehr nach einer Abzweigung, von welcher eine Strasse nach Buenos Aires führt, relativ stark ab. Der Wind kommt aber leider nicht aus Buenos Aires.

      ​Auf den Weiten der Landschaft sahen wir neben Tausenden von Schafen zum ersten Mal auch Nandus, eine dem Vogel Strauss sehr ähnliche Vogelart. Auch heute kamen uns wieder einige Radfahrer entgegen. Wir haben aber damit aufgehört anzuhalten, da die Antworten auf unsere Fragen sowieso immer 1. “in Alaska gestartet”, 2. “seit 1.5 bis 2.5 Jahren unterwegs” und 3. “wir hatten immer Rückenwind” lauten. Nach der ersten Hälfte kurz vor der Laguna Blanca lud uns ein leerstehendes Häuschen unweit der Strasse dazu ein, Mittagsrast zu machen. Nachdem wir die zwei Holzzäune überquert haben, stellten wir fest, dass es jeweils neben dem abgeschlossenen Tor noch ein offenes hatte. Nur für den Fall, dass dort mal jemand vorbeifährt und Mittagspause machen möchte. Das Häuschen war wahrscheinlich für Schafhirten gedacht, war es doch gut ausgestattet mit Bett und Ofen. Es gab sogar ein kurzes Mittagsnickerchen, welches nach 20’ aber durch starkes Frieren unterbrochen wurde. Obwohl es zwischenzeitlich leicht regnete, wagten wir uns wieder auf die Strasse. Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch davon überzeugt, dass der Wind abends eher nachlässt und spielten somit mit dem Gedanken, die Nacht durchzufahren, um schneller voranzukommen. Mehr dazu aber später.

      ​Villa Tehuelches war die nächste Ortschaft welche es zu erreichen galt. Nicht unglücklich darüber, dass dieses schmucke Dörflein auch ein Restaurant zu seinem Dienstleistungsangebot zählt, wurde ebendieses als nächsten Ort für eine Pause benutzt. Begleitet von Panflötenmusik - Thomas fühlte sich sofort sehr wohl dort - durften wir uns mit zwei leckeren hausgemachten Suppen, einem Fleischsandwich sowie zwei Colas und zwei Kaffees verköstigen. Lediglich das Ausbreiten der leicht durchnässten Sportkleidung war der Wirtin nicht allzu genehm. Da es im Restaurant viel wärmer war als draussen und die Wirtin unseren Irrglauben korrigiert hat, dass es nachts weniger windet als tagsüber, kam keine Eile auf um weiterzufahren. Trotz dem gut gemeinten Hinweis der Wirtin, es gebe in Tehuelches neben der Möglichkeit das Zelt windgeschützt aufzustellen auch ein Hotel, warfen wir uns wieder gegen den Wind, mit dem Vorsatz, möglichst lange in die Nacht hineinzufahren. Nach weiteren 20km entdeckten wir auf der linken Strassenseite eine kleine Blechhütte, optimal war für eine nächste kurze Pause. In der Blechhütte hatte es 2 Kajüttenbetten ohne Matrazen, welche sich für die Nachtruhe eignen würden, hätten wir uns nicht vorgenommen, noch weiterzufahren. Diesen Gedanken noch nicht einmal zu Ende gedacht, waren beide Anhängertaschen vom Portier des Hotels Blechhütte namens Thomas bereits auf das Zimmer gebracht und die Fahrräder in der Garage verstaut. Die Abmachung war dann aber, dass wir uns um 3:15 wecken liessen, um dem Wind zu entgehen, welcher frühmorgens hier nicht weht. (Wer auch immer dies gesagt haben soll...) Die Blechhütte bot wirklich alles was man in so einer Situation braucht. Lediglich aufgrund der fehlenden Haken an der Wand um den Bademantel aufzuhängen gibt es bei www.holidaycheck.cl nur 4 der möglichen 5 Sterne... (A)

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      12.01.2012 – Puerto Natales

      3 Uhr: Thomas' iPhone gibt, als Weckruf gedacht, ein Grillenzirpen von sich, er hört nichts, der Wind weht, ich stelle mein iPhone auf 4 Uhr
      4 Uhr: Mein iPhone vibriert, der Wind weht, ich stelle den Wecker auf 5 Uhr
      5 Uhr: Mein iPhone vibriert, der Wind weht,… 6 Uhr
      6 Uhr: Dito...7 Uhr
      7 Uhr: Mein iPhone vibriert, der Wind weht nicht, wir stehen auf, frühstücken (inkl. warmem Tee, danke Thomas!) und richten unsere Sachen.
      8 Uhr: Wir fahren los, der Wind weht wieder wie am Vorabend.

      Die Landschaft ist eher karg und die Strasse geht ständig leicht auf und ab. Von Weitem sehen wir einen dem Ayers Rock nicht unähnlichen Hügel, der sich später als Morro Chico erweist, ein erstes Ziel unserer Morgenetappe. Bis jetzt von Süd nach Nord fahrend zweigt dort die Strasse in Richtung Nordwesten ab, der Wind ändert seine Richtung natürlich mit und weht uns weiter ins Gesicht. In Rio Rubens soll es ein Restaurant geben, in welchem wir uns wieder stärken können. Pünktlich um 12 Uhr treffen wir nach einem intensiven Morgentraining dort ein, nicht unglücklich darüber, dass das Restaurant auch wirklich geöffnet ist. Der Kellner fragt etwa 4 mal nach, ob wir auch sicher sowohl Pommes Frites, Kartoffelstock sowie Reis als Beilage möchten, wir bejahen seine Frage natürlich jedesmal. Zur Sicherheit bestelle ich dann noch eine Extraportion Pommes Frites, was mir auch erst nach mehrmaliger Bestätigung wirklich abgenommen wird. Das Dessert sparen wir uns dann aber, um den Kellner nicht zu überfordern.

      Die Nachmittagseinheit verläuft gleich wie die Morgeneinheit, Wind von vorne und unendliche lange Geraden welche vor uns liegen. Nach einem kurzen Nickerchen irgendwo auf einem kleinen Pass erreichen wir gegen Abend bei wunderschöner Stimmung Puerto Natales, welches am Meer liegt, diesmal in einer Bucht des Pazifiks. Das Hostal Dumestre, welches uns von Radfahrern empfohlen wurde, ist rasch gefunden und wir quartieren uns dort ein. Unsere Skepsis gegenüber der Sauberkeit der Betten drückt sich dadurch aus, dass wir diese mit der Zeltunterlage bedecken und im Schlafsack schlafen. WiFi ist aber vorhanden und somit sind unsere Grundbedürfnisse befriedigt. Zudem ist  das „Wirteehepaar“ sehr hilfsbereit und nett. Nachtessen besteht aus Joghurt und ein bisschen Brot – da die Kalorien des Mittagessens erstaunlicherweise immer noch nicht ganz verbrannt sind. 

      Nach einem langem und tiefen Schlaf gehen wir den Tag gemütlich an. Der angestellte ältere kleine Herr kocht uns sogar Eier zum Frühstück am nächsten Morgen. Der Tag war dann geprägt von Regeneration, Fotobearbeitung und einem Gespräch mit Glenn, einem Nordiren, welcher sich schon fast alle Berge Südamerikas von oben angeschaut hat. Er hat unsere aufgekommene Idee, wir könnten zum Abschluss unserer Reise auf den Aconcagua, belächelnd in der Luft zerplatzen lassen, da er von Akklimatisationszeiten um die 3-4 Wochen erzählt hat. Herzlichen Dank aber trotzdem an Cesare, den Bruder eines guten Freundes von Thomas, welcher uns die Besteigung des Aconcagua organisiert hätte. 

      Danach war Einkaufen angesagt. Die gesuchten Handschuhe, Schuhüberzüge gegen Kälte sowie FlipFlops konnten nicht aufgetrieben werden, eine benötigte Schraube nachdem wir in 3 verschiedenen Läden nachgefragt haben, im Fahrradgeschäft „el rey de la bicicletta“. Dem verkaufenden jungen Mann war Fabian Cancellara ein Begriff und wir haben ihm verprochen, ihn zu grüssen wenn wir wieder zu Hause sind! Hungrig gingen wir danach Proviant für die nächsten 4 Tage einkaufen, da man uns gesagt hatte, es gebe im Torres del Paine Nationalpark sowie auf der Strecke danach in Richtung El Calafate nur wenig und teure Möglichkeiten. So kam einiges zusammen und danach gingen wir Fisch essen in einem uns empfohlenen Restaurant. Als Thomas zum Fisch noch Salat, Gemüse und Fruchtsaft bestellt hat, begann ich mir Sorgen zu machen, jedoch ist auch ihm einmal ein kleiner Faupax zu verzeihen. 

      Danach kauften wir 1 Liter Eis und besuchten damit Matthias, welcher sich auf dem Camping einquartiert hatte und dort mit einem Schweizer Paar (Christine und Benjamin, http://www.volfeu.ch) sowie ein paar Amerikanern und Neuseeländern am Grillieren war. Eine Amerikanerin (Holly) ist von Ushuaia in Richtung Alaska unterwegs und für sie haben wir in Tolhuin das Datum an die Wand geschrieben unter den Text, welchen sie verfasst hat. Sie hatte dies vergessen. Den Auftrag haben wir in Ushuaia von Paul gefasst, welchen sie unterwegs getroffen hat. Und nun treffen wir sie hier in Puerto Natales, herrlich. Matt, ein Amerikaner, ist momentan mit dem Motorrad unterwegs, fuhr aber mit Rad und Machete auf dem Lenker (um sich gegebenenfalls sofort zur Wehr zu setzen) durch Peru (http://www.spokecount.com). Seine Räubergeschichten waren sehr eindrucksvoll, durch seine amerikanische Erzählart vorgetragen sowieso. Er hat uns sogleich als Radfahrer identifiziert, als wir mit dem Literkübel Eis angekommen sind. Mit Matthias haben wir dann noch Pläne geschmiedet, um am nächsten Tag um 8 Uhr in Richtung Torres del Paine loszufahren. (A)

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      14.01.2012 – Torres del Paine

      Matthias stand pünktlich um 8 Uhr beim Hostel, obwohl er eigentlich langsam wissen müsste, dass wir damit 9.30 meinen. Über der Bucht von Puerto Natales erwartete uns ein riesiger Regenbogen. Selbstverständlich war mein Kamera-Akku zu diesem Zeitpunkt leer und der Ersatzakku zuunterst in der Anhängertasche. Worin man fünf Minuten nach Abfahrt prinzipiell noch nicht herumzuwühlen beginnt. Tja. Neben dem Regenbogen präsentierte sich uns auch der bis anhin heftigste Gegenwind. Wir kämpften uns mit 8 km/h vorwärts. Bald einmal durften wir die Richtung ändern, wodurch wir den bis anhin heftigsten Seitenwind geniessen konnten.

      Der Seitenwind war relativ böig, was beim Velofahren jeweils den Effekt hat, dass man sich regelmässig um 90 Grad gedreht neben der Strasse  wiederfindet. Und sich anschliessend schiebend wieder darauf zurückkämpfen muss, um sich nur wenig später wieder in der gleichen Situation zu befinden. Auch hier sei erwähnt, dass der Anhänger weit weniger Angriffsfläche bietet als Seitentaschen. Wir würden unsere BOBs (http://www.bobgear.com/trailers) nicht einmal gegen einen fahrenden WiFi-Hotspot eintauschen, wir sind dermassen happy damit.

      Allein wäre man vermutlich nach wenigen Kilometern ausgerastet und hätte umgedreht, in der Gruppe kann man solche Situationen jedoch ziemlich gelassen nehmen. Wir verbrachten viel Zeit damit, unsere akrobatischen Einlagen gegenseitig zu filmen und dabei schadenfreudig zu grinsen.

      Mittagspause machten wir an einem kleinen See, dessen Beschaulichkeit nur durch die anliegenden Minenfelder etwas gemildert wurde. Wenig später drehte die Strasse erneut etwas und wir hatten plötzlich Rückenwind. Was unsere Geschwindigkeit beinahe verdreifachte. Einen Teil der (ebenen) Strecke fuhren wir mit 50 km/h, was jedoch damit zu tun haben könnte, dass ich Alexander kurz davor informierte, ich sei dann übrigens schneller als er.

      Da wir in Cerro Castillo wiederum die Richtung wechselten, hatten wir erneut Gegenwind. Was einen kurzen Aufstieg zum vermutlich anstrengendsten Teilstück meiner bisherigen Velokarriere machte. Kurz darauf begann die Schotterpiste, welche sich dann bis in den Nationalpark "Torres del Paine" ziehen sollte. Auch hier bewährten sich die Anhänger. Im Vorfeld hatte ich mir noch Gedanken darüber gemacht, meinen alten, ungefederten durch einen gefederten zu ersetzen (wie ihn auch Alexander hat). Der Velomech meines Vetrauens (http://www.gaetzi.com) riet mir jedoch davon ab und meinte, ich solle das eher über den Luftdruck des Anhängerrades regulieren. Was zwar nicht für seine Verkaufstüchtigkeit spricht, aber umso mehr für sein Fachwissen. Inzwischen sind wir nämlich zum Schluss gekommen, dass der ungefederte auf den örtlichen Wellblechpisten stabiler rollt als der gefederte. Muchas gracias an Markus, Patrick und Team!

      Mit der Zeit kam der Wind wieder eher von der Seite. Auf Schotter macht das noch viel mehr Spass als auf Asphalt, da man zum Teil einfach seitlich wegrutscht. Gegen Abend  zeigte sich, dass unsere 1:2'000'000-Karte auch im weitläufigen Patagonien irgendwann an ihre Grenzen stösst. Weshalb wir uns auf die Infos von passierenden Autofahrern verlassen mussten, was Route und verbleibende Entfernung zum nächsten Campingplatz anging. Welche sich als ziemlich vielfältig herausstellten. Bei einer Ansammlung von Baubaracken wollten wir unser Ziel, bis in den Park zu fahren, langsam aufgeben. Wir waren jedoch unerwünscht ("Chef will nicht, dass hier gezeltet wird"). Dafür ging es ab sofort zu viert weiter, ein streunender Hund rannte begeistert vor uns her.

      Der Vorteil unserer späten Ankunft war eine wunderschöne Abendstimmung, welche die berühmten Torres in rotes Licht tauchte. Der Hund scheuchte der Reihe nach die gesamte Fauna Patagoniens auf. Wir trafen sogar auf eine ziemlich verwirrte junge Gans, welche unbeholfen auf der Strasse herumirrte. Interesanterweise liess der Hund sie jedoch in Ruhe, er schien nicht besonders hungrig zu sein. Meine Rettungsaktion mit Brot fand bei der Gans wenig Anklang, anscheinend steht das nicht auf ihrem natürlichen Speiseplan. Bei einem leicht angetrockneten See stellten wir schliesslich die Zelte auf und verschoben die Einfahrt in den Park auf den Folgetag.

      Rantaplan, wie wir unseren neuen Beleiter inzwischen getauft hatten (womit wir jedoch keinesfalls seine Intelligenz in Frage stellen wollen) nagte an irgendwelchen alten Knochen herum und legte sich anschliessend neben unsere Zelte. (T)

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      15.01.2012 – Torres del Paine (Wandertag)

      Am nächsten Morgen war es erstaunlich windstill und wir machten uns bereits früh auf den Weg. Selbstverständlich kamen wir bereits nach wenigen Minuten an einem ersten Campingplatz vorbei und passierten wenig später den  Parkeingang. Es dauerte einige Zeit, den Parkwächtern klar zu machen, dass Rantaplan nicht zu uns gehörte. Er rannte auch die restlichen 15 km bis zum anvisierten Campingplatz im Park neben uns her. Dort angekommen frühstückten wir den Rest der 20 Portionen Reis, die Alexander am Vorabend gekocht hatte. Unsere beiden Zelte stellten wir bewusst nicht auf, um Zeit zu sparen. Was Matthias, der seines aufbaute, nicht daran hinderte, vor uns abmarschbereit zu sein.

      Bei schönstem Wetter gönnten wir unserer Beinmuskulatur für einmal etwas Abwechslung und machten uns auf den Weg zu den Torres. Zusammen mit unzähligen anderen Touristen. Vermutlich hatten sich die Besucher in diesem Teil des Parks etwas konzentriert, da der Rest aufgrund des Waldbrandes Anfang Jahr noch gesperrt war. Was jedoch nicht weiter störte. Rantaplan hatte sich in der Zwischenzeit aus dem Staub gemacht. Unterwegs wurden wir jedoch von Leuten, die wir zuvor auf dem Camping getroffen hatten, informiert, dass "unser" Hund sich für die selbe Wanderung entschieden hatte und nicht weit vor uns unterwegs sei. Tatsächlich trafen wir ihn oben bei den Torres wieder. Zu den knapp 30 Kilometern, die er neben den Velos her gerannt war, kam zu seinem Sportprogramm der letzten 24 h also noch eine zweistündige Wanderung. Womit das mit der Intelligenz wohl auch langsam geklärt wäre.

      Das Ziel der Wanderung ist ziemlich spektakulär gelegen. Man macht es sich auf einem Geröllfeld neben einem See bequem, hinter welchem unmittelbar die Torres aufragen. Von einem kleinen Gletscher über dem See bricht ab und zu etwas Eis ab, für Spektakel ist also ebenfalls gesorgt. 

      Nach einem kurzen Mittagsschlaf ging es wieder zurück. Alexander und mich befiel eine spontane Trailrunning-Attacke, was uns ziemlich rasch nach unten brachte. In einem Restaurant unterwegs spendierte uns Matthias ein Bier, was nicht einmal ich ablehnen konnte, wie untenstehendes Foto auf eindrückliche Art und Weise dokumentiert. Auf dem Camping angekommen bewies Alexander seine Lernfähigkeit und kochte dieses Mal nur für 19 Personen, während Matthias eine feine Sauce beisteuerte und ich schliesslich eine Dose Erdbeeren (!), welche ich im Supermarkt in Puerto Natales entdeckt hatte. Rantaplan schaute kurz vorbei und stellte sich für einige Minuten tot, um dann plötzlich wieder wegzurennen. Vermutlich hatte er noch eine Trainingseinheit im See vor sich. (T)

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      17.01.2012 – El Calafate

      Nach einem tollen Wandertag im Torres del Paine haben wir uns eben rasch 285 km gegönnt (davon 130 auf Schotter und davon wiederum 90% auf «Wellblech», wir schrieben also definitiv ein unglaublich heldenhaftes neues Kapitel Radsportgeschichte —Paris Roubaix hätten wir bereits vor dem Frühstück erledigt gehabt). Der gestrige windfreie Tag brachte uns dermassen aus dem Häuschen, dass wir die Nacht gleich durchfuhren. Vor einer Stunde, knapp 24 Stunden nach der Abfahrt im Nationalpark, feierten wir unsere frenetisch umjubelte Einfahrt in El Calafate. Details folgen später, jetzt legen wir uns erst einmal für eine Weile ins Koma. Ich zumindest. Alexander macht vermutlich vorher noch ein mehrstündiges Lauftraining. (T)



      Nachtrag:

      Bereits um 7 Uhr starteten wir auf die nächste Etappe, während Matthias es etwas gemütlicher nehmen wollte und noch auf dem Camping blieb. Die 65 km Schotter bis Cerro Castillo gingen dieses Mal etwas schneller vorüber als auf dem Hinweg, da es vollkommen windstill war. Ohne den Wildtierschreck Rantaplan, der seit dem Vorabend nicht mehr aufgetaucht war, hatten wir unterwegs endlich die Möglichkeit, einige Tiere zu fotografieren. Während uns wiederum die Touristen aus ihren Bussen heraus fotografierten. In Cerro Castillo wollten wir eigentlich nur kurz etwas trinken, blieben dann aber zwei Stunden, schrieben Karten und assen Hamburguesas completas. Glücklicherweise funktionierte das WiFi nicht, sonst wären es wohl Tage geworden.

      Am Zoll gleich daneben fiel mir ein, dass mein Pass - wer hätte das gedacht - zuunterst in der Anhängertasche lag. Der Zöllner zeigte wenig Interesse an meiner ID und ich packte wieder einmal neu. Auf der einige Kilometer entfernten, ziemlich einsamen argentinischen Seite unterbrachen wir die Grenzbeamten beim Tischtennis. Sie schrieben unsere Passnummern auf einen Zettel und spielten weiter.

      Auf den nächsten 15 km (leicht aufwärts und immer noch auf Schotter) entwickelte sich eines dieser Rennen, von denen niemand zugibt, dass es sich um ein Rennen handelt. In meinem Fall kurz vor dem Herzinfarkt und mit vollkommen übersäuerten Beinen erreichten wir die Abzweigung nach Tapi Aike, wo uns zwei entgegenkommende Velofahrerinnen erlösten. Es ist hier nämlich ungeschriebenes Gesetz, dass man bei entgegenkommenden Radfahrern anhält und sich von ihnen darüber aufklären lässt, dass sie aus Alaska kommen und seit Jahren unterwegs sind, bevor beide Seiten ihres Weges gehen.

      Im Sinne der aktiven Erholung legten wir die folgenden 40 km in einer guten Stunde zurück. Allerdings auf Asphalt und mit Rückenwind. Da es erst später Nachmittag war, beschlossen wir, die noch fehlenden 150 km bis El Calafate gleich anzuhängen. Offensichtlich waren unsere zentralen Nervensysteme ebenfalls leicht übersäuert.

      An der Tankstelle in Tapi Aike füllten wir die Kocherflasche (bzw. den Vorplatz) mit Benzin, stellten den Cola-Nachschub sicher und assen kalte Pasta vom Vorabend. Die nächsten 65 km legten wir wieder auf Schotter  und bei verhältnismässiger Windstille zurück. Nachdem ich irgendwann auch bei kurzen Pausen das Schütteln nicht ganz ablegen konnte, kam ich gegen Ende des Teilstücks auf die grandiose Idee, bei den Reifen Luft abzulassen. Der Unterschied war eindrücklich. Vermutlich hätte ich die Lebensdauer des Velos (und meiner Hirnzellen) etwa verdoppelt, wenn mir das bereits früher in den Sinn gekommen wäre. Immerhin konnte ich nun die erneut fantastische Abendstimmung geniessen, da ich endlich wieder in der Lage war, mit den Augen etwas für länger als eine Millisekunde zu fixieren.

      Bevor es eindunkelte, trafen wir auf ein Fahrzeug, dessen linkes Vorderrad etwas quer in die Landschaft schaute. Die Fahrerin lehnte unser Abschleppangebot jedoch ab und meinte, ihr Mann hole gerade Hilfe. Wir  montierten unsere Stirnlampen und brachten die letzten 20 km Schotter rasch hinter uns. Bei der Kreuzung, wo wir auf die Asphaltstrasse nach El Calafate trafen, kochten wir uns im Aussenlicht einer Estancia unser Mitternachtsmahl. Der Besitzer machte uns sicherheitshalber gleich mehrmals darauf aufmerksam, dass wir gerne unser Zelt aufstellen dürften.

      Der wolkenfreie Himmel erlaubte es, im Mondschein und mit Hilfe der weissen Randlinien ohne Licht zu fahren. Die Stimmung war einzigartig. Da wir anscheinend durch eine relativ flache Landschaft fuhren, sah man die vereinzelten anderen Fahrzeuge bereits mehrere Minuten im Voraus und konnte sich so rechtzeitig neben die Strasse stellen. Was vermutlich nicht einmal nötig gewesen wären, da meine reflektierende Weste jeden noch so übermüdeten Fahrer aus dem Sekundenschlaf gerissen hätte.

      Die mitgebrachten iPods erwiesen sich als äusserst hilfreich dabei, die Zeit zu vertreiben. Ungefähr stündlich machten wir eine kurze Pause. Morgens um 4 kochten wir Tee (es hatte in der Zwischenzeit auf knapp 5 °C abgekühlt) und assen Überbleibsel des Nachtessens. Mit guter Musik im Ohr in den Morgen hineinzufahren war ein unglaubliches Erlebnis. 

      Durch regelmässige Kontrollblicke in Richtung Alexander wurde sichergestellt, dass er zumindest alle paar Kilometer kurz die Augen öffnete. Leider mussten wir auf den geplanten 20-Kilometer-Endspurt verzichten, da sich plötzlich meine Knie meldeten. Interessanterweise an den so ziemlich einzigen Stellen, die sich bisher nie bemerkbar gemacht hatten. So musste der inzwischen aufgewachte Alexander sich wieder einmal etwas zurücknehmen. Gemütlichst erreichten wir die Stadt und setzten uns in eine Bäckerei mit WiFi-Kleber, um unsere Heldentat möglichst rasch mit der Welt teilen zu können.

      Irgendwann machten wir uns auf die Suche nach einem Hostel. Als sich unsere erste Wahl als ausgebucht herausstellte und man uns weiterschicken wollte, zogen wir alle Register. Die Mitleidsnummer à la "wir sind seit 24 h unterwegs" war dann dermassen erfolgreich, dass der Typ am Empfang so lange herumtelefonierte, bis er ein freies Zimmer für uns gefunden hatte. Dort legten wir uns eine Weile in den Garten, bis die Vormieter ausgecheckt hatten. (T)

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      18.01.2012 – El Calafate ("Ruhetage")

      Den Tag verbrachten wir dann vorwiegend herumliegend, wobei sich die Embryonalposition von Thomas als sehr regenerativ herausgestellt hat. Mit Herumliegen wechselten wir uns ab, zuerst ich bis ca. 13 Uhr, Thomas ging in der Zwischenzeit in die Stadt und kam mit Joghurt und Kiwis zurück, danach schlief er und ich ging in die Stadt zu Mate Cosido und einer Cassatta. Thomas habe ich nett wie ich bin nichts mitgebracht ins Hostal. El Calafate ist ein sehr touristisches kleines Städtlein, welches am Lago Argentino gelegen ist. Mit seinen schönen Häuslein an der Hauptstrasse und den vielen Strassencafes hat es aber schon seinen Charme.

      Am Abend gönnten wir uns Pizza à discrétion, was uns etwas dabei half, die 10 kg Gewicht die wir in den letzten 24 h verloren hatten, wiederzuerlangen. Wir buchten noch eine Schifffahrt zu den Geltschern für den nächsten Tag und legten uns dann in den redlich verdienten Tiefschlaf. 

      Um 7:15 des nächsten Tages fuhr dann der Bus in Richtung Hafen. Wir begaben uns nun auf das Schiff, auf welchem wir ca. 8 Stunden Zeit verbringen würden. Dazu haben wir uns am Vorabend mit genügend Esswaren eingedeckt, um Abends mit etwa 90% des Inhaltes wieder zurückzukehren. Pizza à discrétion hat die Aufgabe also bravourös erfüllt! Auf dem Schiff war auch Lara, eine etwa gleichaltrige Bündnerin, welche ebenfalls in Südamerika Ferien macht. Es stellte sich heraus, dass ihr Bruder an jener Fachhochschule studiert, an der Thomas eine Woche nach seiner Heimkehr mit seinem Lehrerpraktikum beginnen wird. 

      Nach ca. 10 Minuten Fahrt tauchte ein erster Eisberg auf, welcher einsam im Lago Argentino daherschwamm. Seine Geschwister tauchten aber bald darauf auch auf und so wurde es für den Kapitan bald einmal eine Herausforderung, die vielen Eisberge zu umschiffen. Aber Schiffe dieser Grösse können ja wirklich nicht untergehen. Wir näherten uns zuerst dem Uppsala Gletscher und dann ging es in einem Seitenfjord zum Glaciar Spegazzini, welchen wir von ganz nahe bewundern durften. Einige Male kalbte der Gletscher sogar und somit wurde es auf dem Schiff jeweils ein bisschen wacklig. Ein Sandwich gönnten wir uns zu Beginn der Rückfahrt im warmen Bereich des Schiffes (draussen war es eher frisch und leicht regnerisch). Mich zog es dann wieder an Deck, um die vielen Formen und Farben der Eisberge zu bewundern. Thomas kam dann auch bald mit zwei Kaffees, ich werde also bestens umsorgt!

      Den Abend verbrachten wir bei Parilla free, was gleichbedeutend ist mit Fleisch à discrétion.

      Am Tag danach war Fotos hochladen und Faulenzen angesagt. Wir starteten dann noch einen vergeblichen Versuch, per Autostopp zum Perito Moreno Gletscher zu gelangen, jedoch wollte um diese Zeit niemand mehr in diese Richtung. Vielleicht lag es auch an unserem mittlerweile himmeltraurigen Aussehen, dass uns niemand mitnehmen wollte. Am Abend wurde dann ein Auto für den nächsten Tag gemietet, um zwei Highlights an einem Tag zu erledigen. Den Perito Moreno Gletscher und eine Wanderung auf den Cerro de los Cristales. (1287 m.ü.M). Nochmals gab es Parilla free, diesmal zusammen mit Matthias, der sich die Eindrücke unserer heldenhaften Fahrt nach El Calafate noch live anhören wollte.

      5:15 Tagwache und Fahrt zum 75 km entfernten Parkeingang. Um 6:30 waren wir dort und durften 30 Minuten warten, bis der Parkwächter um 7 Uhr die Tore öffnete. Thomas hat seine Fahrkünste also grandios bewiesen, obwohl er die Lizenz zur Tempoüberschreitung erst seit einem Monat hat. Die Fahrt in den Park war begleitet von vielen Hasen und Füchsen, welche entlang der Strasse unterwegs waren. Auf den Stegen, welche uns zu Fuss zum Gletscher führten, waren wir wirklich fast alleine und es war sehr schön, die Morgenstimmung vor dem eindrucksvollen und alten Riesen zu geniessen. Es ging dann bald einmal weiter in Richtung des 40 km entfernten Lago Roca, wo wir unser Auto abstellten, um die 4.5 h dauernde Wanderung in Angriff zu nehmen. Nach 1 Stunde konnten wir die traumhafte Aussicht auf dem wirklich sehr schönen Cerro de los Cristales geniessen, mit Seen, Gletscher, Bergen. Sogar die Berge des Torres del Paine waren zu sehen. Noch nie habe ich mich so sehr über die Besteigung eines so niedrigen Berges gefreut. Die Zürcher „Berge“ können wirklich nicht mithalten. Der Gletscher in Morgenstimmung sowie dieser Lauf und die traumhafte Aussicht waren für mich bis jetzt sicherlich Höhepunkte der Reise. 

      Es ging dann wieder zurück nach El Calafate, zuerst 30 km auf Schotter. An Thomas ist wirklich ein Ralleyfahrer verlorengegangen. Um keinen Herzinfarkt auf dem Beifahrersitz zu kriegen habe ich mich dann schlafen gelegt. Als wir ankamen hatte das Auto zwar keinen Unterboden mehr, sonst war aber alles in Ordnung. Ah ja und die Seitentüren waren auch noch dran. Der Mann der Autovermietung hat uns gebeten die Türen immer festzuhalten beim Aufmachen, da der starke Wind hier in Patagonien diese mitunter wegreissen könnte. Auftrag somit erfüllt.

      Am Abend gab es nochmals Pizza und Pasta - natürlich à discrétion - und dann ging es wieder einmal früh ins Bett (22:30 Uhr) um am nächsten Morgen nicht allzu spät aufzustehen. Geplant waren Berichte schreiben für den besten Blog ever und dann Abfahrt in Richtung El Chalten. (230 km, 30 mit und 200 gegen den Wind). Aber diesmal nicht am Stück. (A)

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      21.01.2012 – El Calafate (Camping El Niriguao)

      Ein weiteres Kapitel Radsportgeschichte wurde heute geschrieben. Nachdem wir um 10:30 pünktich aus dem Hostal Lago Argentino ausgecheckt haben ging es beschwerliche 1.5 km bis zur nächsten Tankstelle mit zeitenweise starkem Verkehrsaufkommen. Dort füllten wir unsere Kocherflaschen auf, da es in El Chalten angeblich kein Benzin in den Tanks der Tankstelle hatte, wie uns mitgeteilt wurde. Weiter ging es nochmals bei immer noch gleichbleibendem Verkehr 250 m weiter zum ersten Strassencafé, wo wir uns den ganzen restlichen Vormittag und Nachmittag einquartiert haben, da wir unseren Verpflichtungen gegenüber den mittlerweile unzähligen Bloglesern nachkommen mussten. Bald einmal kam auch noch Matthias mit seiner mittlerweile in Südamerika angekommenen Freundin vorbei. Nach 7 Stunden harter Arbeit im Cafè Casablanca (Die Hamburguesa completa schmeckt hier ausgezeichnet, wirklich empfehlenswert!) entschieden wir uns dann wagemutig, den beschwerlichen Weg zum 250 m entfernten Camping El Niriguao doch noch gleichentags unter die Räder zu nehmen, um gemeinsam mit Matthias und seiner Freundin sowie Beatrix und Christophe, den beiden bereits bekannten Wohnwagenschweizern, auf dem Camping zu grillieren.

      Summa summarum kamen so 2 km mit leichtem Rückenwind zustande, davon ca. 500 m auf abfallender Strasse. Der Gigathlon im Sommer kann kommen, wir sind bereit! Mein Coach Thomas alias “Toni H.” hat mir übrigens dazu geraten, auf die heutige Laufeinheit zu verzichten, um ein Übertraining zu vermeiden. (A)

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      22.01.2012 – La Leona

      Während Alexander joggen und ich einkaufen ging (hm, diese Rollenverteilung wirft wieder ein denkbar schlechtes Licht auf mich), kochten Matthias und seine Freundin Ulrike sowie die in der Zwischenzeit ebenfalls in El Calafate eingetroffenen jurassischen Wohnmobilreisenden Beatrix & Christophe (die wir vor Porvenir zum ersten Mal angetroffen hatten) ein tolles Abendessen. Muchas gracias! Ich trocknete dafür anschliessend ganz hervorragend Geschirr ab.

      Am nächsten Morgen ging es nur wenig nach 7 Uhr los. Das Wetter war wiederum ausgezeichnet, wir hatten sogar leichten Rückenwind. Meine Oberschenkel äusserten jedoch den Verdacht, dass der Berglauf zwei Tage zuvor ein grosser Fehler gewesen war. Schon bald sahen wir den Fitz Roy am Horizont auftauchen. Einen etwas weniger majestätischen Eindruck machte mein Verdauungstrakt. Aber man kann ja nicht immer gewinnen. 

      Mittagspause machten wir in einer kleinen Estancia in the middle of nowhere. Der WiFi-Aufkleber war jedoch eine blanke Lüge, anscheinend hatten sie seit mehr als einer Woche (!) kein Internet mehr. Da immer mehr Touristenbusse auftauchten, um ebenfalls dort zu pausieren, verlegten wir unseren Mittagsschlaf etwas weiter in die Pampa neben einen grossen Stein (der einzige Schattenwurf weit und breit). Da mein allgemeines Wohlbefinden weiter ab-, der in der Zwischenzeit aufgetauchte Gegenwind jedoch immer mehr zunahm, verkrochen wir uns am späten Nachmittag nach 130 km und damit gut der Hälfte der Strecke bis El Chaltén in einer Blechhütte. Da ich ein leichtes Delirium vortäuschte, bekochte Alexander mich fürsorglich mit Reis (womit ich die Rollenverteilung souverän umgekehrt hätte).

      Der Wind wurde immer stärker und die Bleche der Hütte klapperten um die Wette. Gleichzeitig flatterte ein Rudel Vögel darin herum, welches ihr Nest anscheinend bereits vor uns dort eingerichtet hatte. Was mich nicht daran hinderte, 12 Stunden durchzuschlafen. (T)

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      23.01.2012 – El Chaltén

      Immer noch etwas angeschlagen ging es auf die letzten 100 km bis El Chaltén. Alexander übernahm den Kampf gegen den sogar für uns ungewohnt starken Gegenwind, während ich mich im Windschatten in Ruhe um meine leichten Bauchkrämpfe kümmern konnte. Mental war diese Etappe die bisher anstrengendste. Die Landschaft ist ziemlich flach und man sieht ständig das Ziel Fitz Roy am Horizont, kommt aufgrund der meist ungünstigen Windverhältnisse jedoch kaum vom Fleck.

      Womit wir uns auf hohem Niveau beklagen. Die Aussicht auf den Fitz Roy kann man aufgrund der ständigen Bewölkung nämlich nur selten geniessen, wie man uns im Vorfeld erklärt hatte. Zum Teil harren die Leute anscheinend Tage in El Chaltén aus, ohne ihn jemals zu Gesicht zu bekommen. Uns hing er bereits vor der Mittagspause zum Hals heraus.

      Gegen Abend hatten wir uns schliesslich erfolgreich angeschlichen. Kurz vor dem Ziel trafen wir auf den Italiener Andrea, der am Strassenrand mit dem Selbstauslöser Bilder von sich, seinem Mietbike und dem doofen Steinklotz im Hintergrund machte. Was durch unsere Teilnahme dann zu einer regelrechten Fotosession in allen denkbaren Kombinationen ausartete, bevor er uns zu seinem Hostel führte, wo noch Plätze frei waren. Dort trafen wir wieder auf Lara, welche wir in El Calafate auf der Bootstour kennengelernt hatten. Man kennt sich in Patagonien.

      El Chaltén, nicht nur Ausgangspunkt für den Fitz Roy, sondern auch den mindestens so berühmten Cerro Torre, stellte sich als ziemlich malerisches Touristendorf heraus. Nicht einmal das inexistente Mobilfunknetz sowie die undenkbar langsame Internetverbindung konnten den positiven Eindruck ernsthaft trüben. Im lokalen Bergsportgeschäft (http://www.patagoniahikes.com) richteten wir Grüsse von unserem Beinahe-Aconcagua-Guide Cesare aus, wodurch man uns sofort herzlich in der "Familie" willkommen hiess. Wir erfuhren, dass dem österreichischen Kletterer David Lama eben zum ersten Mal eine freie Begehung einer uralten Route am Cerro Torre gelungen war. Was ebenfalls für aktuell gute Wetterverhältnisse sprach. (T)

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      26.01.2012 – El Chaltén (Ruhetage)

      Was machen wir heute? Das Wetter ist traumhaft, die Beine schlapp, die Internetverbindung im Hostal nicht wirklich berauschend um Fotos hochzuladen... Wir entscheiden uns dafür, am späteren Nachmittag zu einem Campingplatz am Fusse des Fitz Roy zu laufen. Abmarsch ist um 16 Uhr, nachdem wir zwei Rucksäcke im Patagonia Hikes gemietet haben – wir kamen mit je 5 Plastiksäcken im Sportgeschäft an und wurden mit komischen Blicken angestarrt - und uns in der Panaderia mit Brot, Sandwiches und Süssigkeiten eingedeckt haben. 

      Die Steigung gehen wir gemütlich an und begegnen vielen entgegenkommenden Wanderern. Dass wir auch überholt werden, stört uns nicht weiter, da es ja ein wohlverdienter Ruhetag ist. Nach gut einer Stunde erreichen wir einen ersten Zeltplatz, welcher nahe eines wunderschönen Sees gelegen ist. Der Lago Capri lud wegen der warmen Lufttemperatur zum Bade ein und Thomas' Ziel war eine kleine Insel etwa 150m vom Ufer entfernt. Natürlich konnte ich ihn nicht alleine dorthin schwimmen lassen, obwohl ich eigentlich nicht schwimmen wollte. Das Wasser war wärmer als befürchtet und lediglich der Ausstieg sowohl auf der Insel wie wieder zurück an „Land“ war aufgrund des Windes mit starkem Zittern verbunden. Die Erfrischung war es alleweil wert und Thomas hat gleich noch einen neuen persönlichen Rekord im Distanzschwimmen aufgestellt. 

      Danach ging es weiter in Richtung Camping Poincenot, welcher benannt ist nach einem französischen Bergsteiger, welcher als Teilnehmer der geplanten Erstbesteigung des Fitz Roy im Jahre 1951 auf dem Anmarsch bei einer Flussdurchquerung ertrank. Die Erstbesteigung sollte dann 1952 folgen, in der Zwischenzeit hat es zum Glück Brücken und wir kamen heil am Camp an. Die Zelte waren wie immer schnell aufgebaut (bis jetzt sind wir mit dem Vaude Power Lizard UL (Alexander) und dem Terra Nova Laser Photon II (Thomas) sehr zufrieden) und so genossen wir die Pasta vom Vorabend mit Blick auf den Fitz Roy. Am nächsten Morgen standen wir um 4 Uhr auf. Ziel war es, die Morgenstimmung an der Laguna de Los Tres zu geniessen. Die Stirnlampe wurde bald nicht mehr benötigt und um 5 Uhr befanden wir uns auf der Moräne, welche den Gletschersee staut. Die Stunde Wartezeit bis zum Sonnenaufgang wurde durch fünf israelische Chippendales etwas verkürzt, welche eine Nacktfoto von sich und dem Fitz Roy machten. Leider – oder zum Glück? – war unsere Kamera zu wenig schnell griffbereit, um dies noch bildlich festzuhalten. Etwa um 6 Uhr errötete der Fitz Roy vor lauter nackter Männerhaut. Die morgendliche Stimmung war es alleweil wert, so früh aufzustehen und wir sind wirklich Glückspilze, das wir so ein traumhaftes Wetter haben durften. 

      Danach ging es zurück ins Zelt, wo wir uns nochmals hinlegten. Um zwölf beim Zeltabbau hat mich ein Brasilianer auf das Gewicht unserer Zelte angesprochen. Das Gespräch dauerte dann über das Mittagessen aus an (immer noch Pasta vom Vortag) und war sehr interessant. Manoel ist zusammen mit seiner Partnerin Lisete, welche auch anwesend war, Tourenguide an verschiedenen Orten der Welt (http://www.manoelmorgado.com.br). Er ist der dritte Brasilianer, welcher die "Seven Summits" bestieg, die jeweils höchsten Berge der sieben Kontinente. Nach Gesprächen über Buddhismus – Manoel ist Buddhist, Lisete Yogaistin oder wie immer sich Yogaanhänger nennen – und Bergsteigen ging es weiter an zwei wunderschönen Bergseen vorbei zum Campamiento Agostini. Dort gab es nach dem Nachtessen (neue Pasta wurde gekocht!) und 10 Minuten Marsch eine ebenfalls sehr schöne Abendstimmung an der Laguna Torre unterhalb des diesmal wolkenverhangengen Cerro Torres. Wieder sprachen wir lange mit Manoel über Gott und die Welt. Er erzählte von einem Brasilianer, welcher sich zwei Jahre aus seiner Firma befreit hat und in dieser Zeit die Everestbesteigung schaffen will. Allerdings hat er bis jetzt nichts mit Wandern und Bergen am Hut gehabt. Somit musste Manoel bei den Basics beginnen. Er hat erzählt, dass vielen Brasilianern zuerst beigebracht werden muss, wie man einen Schlafsack benutzt. Danach gingen wir schlafen, am Morgen nochmals bei sehr starkem Wind die Morgenstimmung geniessen und dann runter nach El Chaltén. Dort haben wir in einem Café wieder Julie und Alex getroffen, welche wir auf Feuerland bereits gesehen haben. 

      Die nächsten Tage geht es weiter über einen abenteuerlichen Weg in Richtung Chile. Zuerst 40 km Rad auf Schotter im Gegenwind, dann die Fähre über einen ersten See, danach 30 km über einen Wanderweg, davon 8 km aufwärts mit engem Weg und hauptsächlich Schiebepassage. Der restliche Weg sollte besser befahrbar sein, we will see... Am Lago O'Higgins übernachten wir, sofern wir bis dorthin kommen, um am nächsten Tag die Fähre nach Villa O'Higgins zu nehmen. Dort beginnt die Careterra Austral, 1300 km hauptsächlich Schotter mit wunderschöner Landschaft, kaum Autos, vielen Radfahrern und vielen stechenden Bremsen. Wir trauen einer gehörten Aussage, dass diese nur im Januar vorkommen, noch nicht wirklich. Wir lassen uns überraschen... Auch was das Vorhandensein von WiFi angeht, aber ihr hört wieder von uns... (A)

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      27.01.2012 – Candelario Mansilla

      Der am meisten erwartete Tag der Reise startete gut mit leichtem Gegenwind und immer grüner   werdender Landschaft, in der auch Bäume wieder das Bild prägten. Die 30 km auf Schotterstrasse waren gut zum Einfahren und wir wurden nur selten von Autos überholt. Nicht wegen unserer Geschwindigkeit sondern weil es eine sehr selten befahrene Strasse ist. Sie führt bis zum Lago del Desierto, welcher mit einem Schiff überquert werden kann. Eine Stunde zu früh am See hatten wir genügend Zeit um nochmals etwas zu essen. In der Zwischenzeit kamen noch verschiedene Personen dort mit dem Bus an, welche ebenfalls auf das Schiff wollten. Nach einer etwa einstündigen Fahrt auf dem Boot vorbei an Gletschern in der Höhe erwartete uns ein argentinisches Zollhäuschen und ein Wanderweg welcher in Richtung Chile führte. Wir hatten von verschiedenen Radfahrern gehört, welche die Strecke in der Gegenrichtung absolviert hatten, somit war sie sicherlich machbar.

      Der argentinische Zöllner zeigte uns liebenswürdigerweise den Einstieg in den Weg. Ob er wollte, dass er uns sicher los hat? Uns erwarteten 7 km Steigung mit schmalen Wegen und einigen Flüssen, welche überquert werden mussten. Brücken gab es meistens, aber nicht immer. Bäche wurden somit auf Baumstämmen überquert. Wo diese fehlten, entledigte sich Thomas wagemutig seiner Schuhe um einen Abschnitt im eiskalten Wasser zu überqueren, ich ersparte mir nasse Füsse, muchas graçias! Ebenfalls konnten wir verschiedene Schiebetechniken ausprobieren, welche mehr oder weniger erfolgreich waren. Die Bilder sprechen sicherlich für sich, somit ersparen wir uns hier grosse Beschriebe. Es war aber auf jeden Fall ein weiteres Highlight der Reise und diese Abkürzung zu einer hunderte von Kilometern in der argentinischen Pampa nach Chile führenden Strasse war es ebenfalls. Auch waren wir wieder sehr froh mit einem Anhänger unterwegs zu sein, da viele Stellen mit Seitentaschen nicht befahrbar gewesen wären. Auf dem höchsten Punkt erreichten wir die Grenze zu Chile. Die restlichen 15 km gingen mehrheitlich abwärts und ab sofort auf breiter Strasse. Ein weiteres schönes Beispiel für die nicht immer brüderliche Zusammenarbeit zwischen Argentiniern und Chilenen.

      In der Zwischenzeit begann es zu regnen. Hinauf waren die Leute, welche zu Fuss unterwegs waren, schneller als wir, hinunter waren wir wieder im Vorteil. Cédric und Teresa, ein schweizerisch-deutsches Pärchen, hatten ein Pferd reserviert, welche ihr Gepäck hätte transportieren sollen. Jedoch war das Pferd nicht da und somit durften sie ebenfalls laufen. Auf der „Abfahrt“ holten wir sie ein und konnten ihre schweren Rucksäcke auf unsere Anhänger packen. Somit konnten wir wieder etwas für unser Karma tun und sie waren ebenfalls erleichtert! An der chilenischen Grenze und zugleich nahe des Lago O'Higgins angekommen, erhielten wir den Einreisestempel und von da aus fehlte noch 1 km bis zum Camping, wo es ebenfalls eine Unterkunft geben sollte. Der Weg dorthin war aber nochmals ein Auf und Ab und eine letzte Herausforderung des Tages. Die Abfahrt bei Regen und viel sandig steinigem Untergrund hat unsere Bremsbeläge ebenfalls recht mitgenommen.

      Dort angekommen erwarteten uns ein paar Häuser, welche einer Familie gehörten. Zu unserem Glück boten sie auch Betten an und eine warme Dusche war ebenfalls zu haben, herrlich! Kaffee und herrliches Brot gab es bereits bei Ankunft und den Abend verbrachten wir mit einem herrlichen Abendessen und danach guten Gesprächen mit Scott und Afra (einem neuseeländisch-spanischen Pärchen) sowie Cédric und Teresa. (A)

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      30.01.2012 – Candelario Mansilla — Villa O'Higgins

      Der Tag startete mit dem bereits erwähnten, unglaublich feinen hausgemachten Brot und mindestens ebenbürtiger hausgemachter Marmelade. Wir gönnten uns je ein Kilo davon. Das Wetter war nun wieder sonnig, allerdings sehr windig. Weshalb die geplante Bootsfahrt ausfiel und wir auf den Folgetag vertröstet wurden. Stattdessen widmeten wir uns unglaublich männlichen Tätigkeiten wie Fischen (erfolglos) und Dreck schaufeln (erfolgreich). Tito, einer der Besitzer des Anwesens, begann nämlich im Verlaufe das Morgens hinter unseren Schlafräumen mit dem Aushub für den Anbau von Badezimmern. Das konnten wir uns selbstverständlich nicht entgehen lassen. So pickelten, schaufelten und garettierten die Männer wie die Wilden in der Gegend herum, während die Frauen im Garten Beeren für neue köstliche Marmelade sammelten. Abends wurden wir wiederum wunderbar bekocht und sassen danach bis in die Nacht um den warmen Ofen herum und plauderten. Mit dabei die garantiert müdeste Katze der Welt. Dieser mobile Oberschenkelwärmer liess sich nämlich tatsächlich schlafend herumtragen.

      In der Nacht regnete es stark und unser ofenloses Zimmer zeigte sich wieder von seiner eisigen Seite. Wenn man Winterbekleidung, Schlafsack und Wolldecken kombiniert, überlebt man jedoch auch sowas souverän. Nach einem weiteren besten Frühstück aller Zeiten liess die Bewölkung etwas nach und wir wurden etwas zuversichtlicher, was das planmäßige Stattfinden der Bootsfahrt anging. Und siehe da, bald einmal tauchte am Horizont ein kleiner Punkt auf. Welcher bis zur Einfahrt in die Bucht nicht wirklich grösser werden sollte. Wir fragten uns, wo man die angeblich 60 Passagiere unterbringen wollte. Allerdings kümmerte uns das vorläufig nicht besonders, da das Boot erst eine Tour zu einem nahegelegenen Gletscher machen würde, bevor es uns am späten Nachmittag aufladen sollte. In der Zwischenzeit gingen wir erneut Fischen (bis auf eine etwas professionellere Ausnahme mit einem um eine Blechdose gewickelten Silkfaden). Dieses Mal war Alexander erfolgreich und fing nach kurzer Zeit einen gar nicht so kleinen Lachs. Was sich allerdings nicht beweisen lässt, da das meines Wissens obligatorische Siegerfoto verweigert wurde.

      Das Boot tauchte dann sowohl pünktlich als auch mit überraschend viel Innenraum wieder auf und wir verliessen Candelario Mansilla etwas wehmütig. Kurz nach dem Beginn der Überfahrt entwickelten wir ein gewisses Verständnis dafür, dass man am Vortag auf die Fahrt verzichtet hatte. Das Ding schaukelte nämlich weit stärker als die Wellblechpisten im Süden Patagoniens. Auf der andern Seite des Lago O'Higgins angekommen zeigten sich erneut die Vorteile unserer Anhänger gegenüber Seitentaschen. Während Alexander und ich nach wenigen Augenblicken startbereit waren, dauerte es bei zwei weiteren Schweizer Velofahrern (Nadine und Michael aus Bern, welche kurz vor der Überfahrt dazugestossen waren) garantiert enorm viele Augenblicke mehr, bis alle Taschen montiert waren. Zu Viert machten wir uns auf den Weg zum 7 km entfernten Villa o'Higgins. Gegen Ende setzte Regen ein und Alexander und ich schafften es gerade noch einigermassen trocken ins Hostel, welches man uns in Mansilla reserviert hatte (da es von Titos Frau geführt würde). Wenig später tauchte auch der Rest unserer verschworenen Sechsergruppe auf (Afra und Scott, Teresa und Cédric). Das Abendessen war ausgezeichnet. Die Tatsache, dass wir es in Daunenjacke und Mütze verbrachten, dämpfte die Stimmung allerdings leicht. Da half auch die chilenische, typisch südamerikanisch leichtbekleidete Version von «Big Brother» am TV wenig.

      Am nächsten Morgen war es unverändert kalt und regnerisch, weshalb sich eine Mehrheit von Alexander und mir gegen die Weiterfahrt per Velo entschied. Stattdessen buchten wir für den kommenden Tag dieselbe Bustour nach Caleta Tortel wie unsere Backpacker-Begleiter. Anschliessend zügelten wir alle ins beheizte Hostel «El Mosco», welches uns seit Ushuaia von ungefähr jedem Velofahrer empfohlen worden war. Zu Recht, wie sich herausstellte. Äusserst nette Betreiber, perfekte Infrastruktur und ein unglaublich gemütlicher Aufenthaltsraum. Was mich dazu bewog, den Nachmittag dort zu verbringen und die letzten paar Ausgaben der NZZ am Sonntag zu lesen (wobei mehr Zeit für vergebliche Downloadversuche als das eigentliche Lesen draufging, da die entsprechende iPad-App bei langsamer Verbindung definitiv nichts taugt). Alexander ging 2.5 Stunden joggen (es handelte sich schliesslich um einen Ruhetag) und die andern spazierten etwas in der Gegend herum. 

      Abends zauberte Afra ein fantastisches Linsengericht auf den Tisch, welches durch chilenischen Wein und ein paar Kilo Glacé aus einem der ungefähr 100 lokalen Supermärkten abgerundet wurde. Dazu ist zu sagen, dass mindestens jedes zweite Haus in Villa O'Higgins ein Supermarkt ist. Und die restlichen haben ebenfalls irgendwelche Werbungen in den Fenstern, wodurch wir uns beim Einkaufen plötzlich mitten in einer Wohnstube wiederfanden und uns die teetrinkenden Bewohner leicht irritiert ansahen.

      Morgen fährt der erwähnte Bus nach Caleta Tortel, von wo wir voraussichtlich mit einem weiteren Bus bis Cochrane oder allenfalls Rio Tranquilo weiterfahren werden. Bei der aktuell vorherrschenden Witterung haben wir wenig Lust, uns aufs Velo zu setzen. Im weiter nördlich liegenden Chile Chico sei es im Normalfall warm genug für den Anbau von Aprikosen, was uns etwas sympathischer ist. Deshalb planen wir, nach dem Besuch der Marmorhöhlen in Rio Tranquilo entlang dem Lago General Carrera auf einer gemäss Reiseführer landschaftlich grossartigen Strecke bis dorthin zu radeln. Vorläufig geniessen wir zusammen mit der katalanischen Krankenschwester, dem neuseeländischen Primarlehrer, der deutschen SBB-Marketingfachfrau und dem Schweizer Elektrotechniker nun einmal die etwas weniger sportlichen Aspekte einer Südamerikareise. (T)

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      02.02.2012 – Caleta Tortel

      Der Bus nach Tortel fuhr wie erwartet verspätet ab. Allerdings war die Verspätung einzig und allein auf die beiden Schweizer Velofahrer, deren Fahrzeuge und Anhänger man auf dem Dach hatte festbinden müssen, zurückzuführen. Die Tatsache ausnutzend, das für einmal jemand anderes unser Fortbewegungsmittel lenkte,  versuchten wir, etwas zu schlafen. Die ersten Meter auf der Carretera Austral stellten sich jedoch als ziemlich holprig heraus. Und das rasante Tempo half ebenfalls wenig. So fühlten wir uns am Ziel erschöpfter als nach einer üblichen Veloetappe. Immerhin gab uns das Wetter recht, es war immer noch sehr kalt und in Tortel wartete Dauerregen auf uns.

      Während sich der Rest auf Hostelsuche begab, warteten Alexander und ich einigermassen geschützt unter einem Baum und bewachten das Gepäckdepot. Dass wir auch nach über einer Stunde noch guten Mutes waren, beweist unsere erfolgreich erfolgte Assimilation an die örtlichen Gepflogenheiten. Infolge fehlender Alternativen entschied man sich schliesslich für jenes Hostel, vor dem wir die ganze Zeit über geduldig gewartet hatten. Was wiederum keinerlei Wutausbrüche mit sich zog. 

      Die vom benachbarten Konkurrenten als sehr böse beschriebene Besitzerin stellte sich als ganz umgänglich heraus. Grosses Plus der Unterkunft war die benutzbare Küche-Stube-Kombination, welche wir sofort auf Saunatemperatur aufheizten. Im Verlaufe des Abends komplettierte der legendenumrankte Rucksacktourist Garret, den wir bereits in Candelario Mansilla angetroffen hatte, unsere Truppe. Legendär, da er dort ohne Zelt draußen übernachtet hatte. Im Regen. Unter einem Poncho und mit Gitarre. Letztere erfüllte souverän ihre Aufgabe der musikalischen Untermalung unseres Aufenthaltes.

      Da ich trotz ausgezeichneter pharmakologischer Betreuung immer noch vergrippt war, gönnte ich mir erst einmal 15 h Schlaf, bevor ich mich am nächsten Tag erstmals in Tortel umsah. Sogar bei Regenwetter kann man sich dem Charme dieses Ortes nicht entziehen. Es handelt sich im Prinzip um eine Art Pfahlbauerdorf am Hang, welches sich über eine Länge von mehreren Hundert Metern an eine Bucht schmiegt. Man bewegt sich ausschliesslich auf hölzernen Stegen. Tipp vom Profi: Nasses Holz fördert rutschhaftes Verhalten.

      Nicht ganz so malerisch wie der Gesamteindruck sind die Abwasserleitungen, die gut sichtbar von jedem Haus unmittelbar in den See führen, welcher diesen Namen längst nicht mehr verdient. Andererseits wäre natürlich denkbar, dass ich hier die Kausalität etwas durcheinanderbringe und der Ort damals an den Rand des grössten Klärbeckens in der Geschichte der Abwasserreinigung gebaut wurde. Als Tourist sollte man ja nicht ständig alles besser wissen.

      Den Tränen nahe musste ich auf unserer Erkundungstour zur Kenntnis nehmen, dass es am versprochenen Ort keine Empanadas gab. Empanadas sind neben Dulce de Leche (welches mir eigentlich längst wieder verleidet ist) mitunter das Beste an Südamerika. Ich tröstete mich damit, dass die improvisierte Metzgerei in einem benachbarten Schuppen meinen europäischen Hygieneerwartungen sowieso nur bedingt standgehalten hätte. Was der am Boden herumliegende Kuhkopf vermutlich ähnlich sah.

      Glücklicherweise versteckte sich hinter einem am Rückweg liegenden «Papas fritas»-Schild ein Imbiss, welcher auch Empanadas verkaufte. Das lokale Food-Marketing böte also ebenfalls noch Angriffsfläche für kritisierende Touristen. Nicht so die Empanadas und Papas fritas, welche vor unseren Augen aus ihren Rohstoffen hergestellt wurden. Wusstet ihr eigentlich, dass Pommes frites aus Kartoffeln hergestellt werden? Ebenfalls neu für mich als ausgewiesenen Experten auf dem Gebiet des Fastfoods war, wie lange man auf diesen warten muss, wenn dahinter keine ausgeklügelte Maschinerie à la Mc Donald's steckt. Was irgendwie das ganze Konzept etwas in Frage stellt.

      Heute Morgen früh buchte ich mir ein Ticket für den nachmittäglichen Bus nach Cochrane, da auf der ursprünglich geplanten Verbindung nach Rio Tranquilo anscheinend keine Velos transportiert werden (Alexander hat sich entschieden, die gut 120 km nach Cochrane per pedales zurückzulegen). So hiess es nach fünf gemeinsamen Tagen nun Abschied nehmen. Muchissimas gracias für die tolle Zeit, Teresa & Cédric, Afra & Scott! (T)

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      02.02.2012 – Cochrane

      Inzwischen sind wir beide in Cochrane angekommen. Unten einige Eindrücke davon, wie der nicht-rekonvaleszente Teil unseres Teams die Strecke ab Tortel erlebt hat (bis auf das fehlende Busfenster dazwischen eigentlich ziemlich vergleichbar – es war landschaftlich grandios).

      Fun fact: Muskelkraft war dem ÖV überlegen. Liebe Gigathlon-Single-Athleten, falls ihr gegen Alexander eine Chance haben wollt, solltet ihr langsam aber sicher mit Contadors Metzgerei Kontakt aufnehmen. (T)


      Hier auch noch meine Sicht der ganzen Angelegenheit:
      Caleta Tortel wurde um 8:30 von mir ganz alleine verlassen, da Thomas lieber noch ein bisschen Zeit mit Maria, der grösstenteils zahnlosen, nicht gerade untergewichtigen und zum Teil etwas launischen Schönheit und Besitzerin der Hospedaje, verbrachte. Das mit der Erkältung war nur ein Vorwand! Die ersten 2h war es relativ frisch und flach. Danach kam die Sonne und es wurde auch hügeliger. Normalerweise reicht mir Thomas in solchen Situationen die Sonnencrème, aber diesmal musste ich meine zuunterst in der Anhängertasche selbst herausgraben. Nach 30 Minuten des Suchens und Eincrèmens ging es zügig weiter. An vielen kleinen Wasserfällen vorbeifahrend traf ich bald einmal auf ein belgisches Paar. Sie waren mit Liegevelos unterwegs und erzählten mir von schlechten Strassenverhältnissen auf der restlichen Strecke und einem langen Anstieg. Dieser Anstieg stellte sich schliesslich als tolle Passstrasse heraus, vorbei an wunderschöner Landschaft. Auch mit Anhänger ging es relativ zügig aufwärts. Ich freue mich jetzt schon darauf, zusammen mit Thomas im Sommer die Schweizer Pässe hochzufliegen. Danach kam eine relativ coupierte Strecke hinunter in Richtung Cochrane, vorbei an wunderschönen Seen, Nadelbäumen (soweit ich mich erinnern kann die ersten dieser Reise), Riesentannzapfen, Gletschern in den Bergen und ab und zu ein paar Kühen und Pferden. Zwei weitere Belgier traf ich noch, welche seit 19 Monaten unterwegs sind und in Alaska gestartet sind. Komisch, ich hatte das Gefühl dies schon einmal von jemandem gehört zu haben... Sie haben mir erklärt, wo das einzige Hostal in Cochrane mit WiFi ist und dieses wurde von mir bei der Ankunft natürlich pflichtbewusst aufgesucht. Raul, der energische Besitzer, hiess mich herzlich willkommen und knöpfte mir gleich 2'000 chilenische Pesos für den Internetzugang ab. Dieses Willkommensgeschenk musste ich Thomas einfach machen. Seine Frage per SMS, ob das von mir ausgesuchte Hostal Internet hat, konnte ich somit mit ja beantworten... (A)

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      03.02.2012 – Ruhetage in Cochrane

      Da es Thomas leider auch heute nicht besser ging (vielleicht lag es doch nicht nur an Maria), verlängerten wir bei Raul nochmals zwei Nächte und es gab somit einen gemütlichen Tag. Thomas verbrachte ihn vorwiegend schlafend und ich fuhr mit dem Rad in Richtung des 15 Kilometer entfernten Lago Cochrane um die Beine ein bisschen zu lockern. Der Mann im Tourismusbüro sollte mit seiner Aussage recht behalten, dass es sehr coupiert sei dorthin. Jedoch entschädigte die schöne Aussicht für alle Mühen. Vor und nach dem Ausflug schaute ich mich noch in Cochrane um. Ein kleines Dörflein mit etwa 3000 Einwohnern (Ich habe sie alle gezählt!), einem Supermarkt, vielen kleinen Krämerläden, einer Bank, einem nahe gelegenen Naturpark und ganz nett gebauten grossen Platz im Dorfzentrum. (A)

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      06.02.2012 – Cochrane (fertig mit Ruhetagen!)

      So, nach beinahe 1.5 Wochen gibt es nun endlich auch für mich wieder eine Veloetappe. Auf vielfältigen Wunsch hin in neuem Look and Feel. (T)

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      06.02.2012 – El León

      Nach ein paar wohlverdienten Ruhe- und Erholungstagen ging es weiter in Richtung Norden. Mit unzähligen heruntergeladenen Terabytes (Raul musste den Konkurs des Hostals bekanntgeben, weil er die Internetrechnung nicht mehr bezahlen konnte), zwei Kilogramm weniger Barthaar und wiedererlangter Gesundheit bei Thomas und von mir gesichteten Huemulen (Andenhirschen) im nahe gelegenen Nationalpark (siehe neu hinzugefügte Fotos beim Wegpunkt vom 3. Februar) konnte der Aufenthalt in Cochrane als erfolgreich bezeichnet werden. Nun galt es an diesem Tag, so weit wie möglich in Richtung Puerto Tranquilo zu fahren. Puerto Rio Tranquilo ist wegen seiner Marmorhölen bekannt. Ein Besuch dieser wurde uns verschiedentlich angeraten. Auf einer coupierten Strecke ging es dem Rio Baker folgend in Richtung Puerto Bertrand, einem ersten Tagesziel. Wir radelten am Rheinfall der Region vorbei, einem kleinen Wasserfall wo der Rio Baker und der Rio Neff zusammentreffen. Später haben wir von einem lokalen Touristenguide gehört, dass sich wagemutige Kayakfahrer dort hinunterstürzen. Die Umfahrung der kleinen Ortschaft Puerto Bertrand haben wir verpasst und kamen so in den Genuss einer steilen Strecke mitten im Ort. Das Ortschaften umfahren werden ist uns schon ein paar mal aufgefallen. Jedoch haben wir die „Einfahrt in die Umfahrt“ bis jetzt noch jedes Mal verpasst. Dafür sahen wir auch immer die doch meist sehr schönen Ortschaften, welche meistens auch nicht so gross sind, dass sich ein kleiner Abstecher nicht lohnen würde.

      Noch ein Beschrieb zur Carretera Austral im Allgemeinen:

      Die Carretera Austral ist eine 1300 km lange Strasse, welche Puerto Montt im Norden und Villa O'Higgins im Süden verbindet. Hauptsächlich führt die Strasse, welche auch offiziel Ruta 7 genannt wird, durch die südliche Seenregion Chiles und die chilenische Region Aisén. Die ganze Strecke ist nur spärlich bewohnt, die grösste Stadt der Region ist Coyhaique, wo etwa die Hälfte der total 100'000 Einwohner des Gebietes der Carretera Austral wohnen. Der Strassenbau begann 1976 unter der Führung von Augusto Pinochet. Es sollte das aufwändigste Grossprojekt Chiles im 20. Jahrhundert werden. Ziemlich eindrücklich ist, wie in relativ kurzer Zeit eine sehr grosse Strasse durch die Region gefräst wurde. Der grösste Teil ist Schotterstrasse, jedoch befindet sich in der Mitte um die Region von Coyhaique ein Abschnitt mit Asphalt. Der Gegenwind sorgt jedoch dafür, dass auch auf diesem Abschnitt nicht allzu grosse Durchschnittsgeschwindigkeiten entstehen, wenn man nach Norden fährt. Die ganze Carretera Austral ist relativ stark coupiert und ist durch das eher feuchte Klima auch viel grüner und farbiger als der doch eher trockene und karge Süden Chiles. Gletscher sieht man vor allem auf der unteren Hälfte der Carretera Austral, wenn man östlich der riesigen Eisfeldern campo de hielo sur und campo de hielo norte fährt. Wie der Norden der Carretera aussieht, wissen wir bis jetzt nur von Beschrieben, jedoch soll er noch grüner werden, wir lassen uns überraschen!

      So ging es auf der mittlwerweile gefundenen Ausfahrt aus Puerto Bertrand weiter. Das nächste Ziel war der Lago General Carrera. Er ist mit 1850 km² der zweitgrösste See Südamerikas nach dem Titicacasees. Der Zürichsee hat im Vergleich eine Fläche von 88 km². (Für die Fangemeinde aus der Region St. Gallen: Der Bodensee hat eine Fläche von 536 km²). Der See liegt sowohl auf chilenischem wie auch auf argentinischem Boden. Lustigerweise nennen ihn die Argentinier Lago Buenos Aires. Zu diesem Zeitpunkt schon etwas müde, haben wir die Abfahrt in Richtung See mit wunderschöner Aussicht genossen. In El Maiten kam uns dann ein First-Class Touristenressort ganz gelegen, um einen kurzen Halt zu machen. Wie sich später herausstellte, gehört die Hacienda Tres Lagos zu den Top-Adressen in Chiles Hotellerie (http://www.haciendatreslagos.com). Der Service für einen Zvieri war super, eine Nacht dort hätte unser Budget aber gesprengt und wir hätten am darauffolgenden Tag schon wieder heimfliegen müssen aufgrund fehlender Liquidität. 

      So ging es dann weiter dem See entlang. Nach Rio Tranquilo fehlten uns noch ca. 50 km. Die Hälfte davon legten wir noch gleichentags zurück, um in El Léon auf einem schön gelegenen Campingplatz zu übernachten. Auf dem Weg dorthin trafen wir ein französisches Pärchen. Auf unseren Hinweis bezüglich des First-Class Ressorts hat Guillaume gemeint, sie hätten kürzlich in einem Hotel übernachten wollen, seien dort aber aufgrund seines ungepflegten Bartes und der langen Haare mit der Ausrede weggeschickt worden, das Hotel sei voll. Guillaume ist in Frankreich Banker und hätte sich das Hotel locker leisten können.

      Die obligaten 1000 g Pasta wurden wieder gekocht und nach dem Essen ging es bei ruhigem Wetter schlafen. (A)

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      07.02.2012 – Puerto Guadal

      Die Nacht war trocken, der Zeltabbau ebenfalls, danach begann es aber gleich leicht zu regnen. Kein starker 
      Regen, jedoch genügend, um nass zu werden. Die Aussicht auf den Lago General hielt sich wegen des Nebels in Grenzen, die Stimmung entlang des Sees war aber alleweil sehenswert. Puerto Tranquilo war relativ rasch erreicht. Um genau zu sein ein Abzweig etwa 5 km davor, da man von dort aus die Marmorhöhlen per Schiff schneller erreichen konnte und zudem noch weniger weit fahren musste. Nach einer steilen Abfahrt auf schlechter Strasse hinunter zum etliche Höhenmeter tiefer gelegenen See (ja, nachher ging es dort wieder bergauf!) kamen wir durchnässt dort an. Die Enttäuschung dort kein Restaurant zu finden, wo wir uns aufwärmen und trocknen konnten, hielt sich in Grenzen, da der Besitzer Pedro uns Kaffee angeboten hat und es ein gemütliches Feuer unter einem Blechdach gab. Gleich nach Ankunft konnten wir uns mit einer chilenischen Familie das Motorboot zu den Höhlen teilen. Die cuevas de marmol waren absolut sehenswert und die 50 km Umweg, welche wir dafür in Kauf nahmen haben sich gelohnt! Die Bilder der Höhlen sprechen hier sicherlich wieder für sich. 

      Nach dem Ausflug zurück am Lagerfeuer haben wir uns mit zwei Trampern aus Chile und den USA unterhalten, zur 
      Abwechslung wieder mal Pasta gekocht und Thomas hat seine Handschuhe noch auf dem Holz am Feuer zuerst getrocknet und dann grilliert. Pedro der Besitzer hat ihn zwar vorgewarnt, aber so ist dies halt mit kleinen Jungs welche nicht zuhören wollen. Als Fingerlinge eignen sich die Handschuhe aber immer noch! Nachdem das Essen gegessen, die Kleider getrocknet, die Handschuhe abgebrannt und die Sonne mittlerweile aufgetaucht war, ging es wieder in Richtung El Maiten dem Lago General Carrera entlang. Das Wetter war während diesen ca. 3 Stunden Fahrt weiterhin patagonisch, somit regnerisch mit Wind, Wolken und Sonnenschein in einem. Von El Maiten am Ostufer des Lago General Carrera ging es nun der Küstenstrasse in Richtung Westen entlang bis Puerto Guadal. Dort ging es einkaufen und dann zu einem Ökohostel, welches uns zuvor im Fünfsterneressort Tres Lagos empfohlen wurde (http://www.destino-touristico.com). 

      Müde vom langen Tag ging es die letzten zwei Kilometer auf einer Nebenstrasse hinauf zum Paradies für Freunde der alternativen Lebensweise. Das Fahrrad wurde 50 Meter neben dem Haus auf einem Fahrradparking abgestellt, um bei restlichen Gang zum „Ressort“ den Boden nicht zu fest zu beschädigen. Die kleinen Wege durften innerhalb des Gebietes ebenfalls nie verlassen werden, um kein Grashalm zu viel umzuknicken. Das wunderschön und mit Stil eingerichtete Holzhaus für Touristen hatten Thomas und ich für uns. Ein grosser Aufenthaltsraum und eine grosse Küche standen uns für die Zubereitung des Abendessens zur Verfügung, zuerst durften wir aber noch in hungrigem Zustand einer Einführung zur Verhaltensweise während unserem Aufenthalt beiwohnen. Brot wird von der jungen spanischen Besitzerin und ihrem chilenischem Freund im Solarbackofen gebacken, geduscht wird im ebenfalls sonnengewärmten Wasser und sogar die Benutzung der sanitären Einrichtungen war bis ins letzte Detail durchdacht, auf diese wird hier aber nicht näher 
      eingegangen. Gekocht wird bei Sonnenschein und Zeit mit wenig Stromverbrauch. Wir durften unsere zwei zuvor gekauften Würstchen (ja, wir hatten ein schlechtes Gewissen!) und Reis jedoch mit Hilfe dese Gasherdes kochen, da es mittlerweile schon dunkel war. Die Frage, ob wir das eher kühle Haus während der Nacht mithilfe der vollen Inbetriebnahme des Gasherdes erhöhen können, wurde mit einem Herzinfarkt der Besitzerin deutlich beanwortet. Sie hat unseren Humor aber dann doch noch verstanden und so gab es einen sehr spannenden Aufenthalt an einem wunderschönen Ort mitten in der Natur oberhalb des Sees. Das Licht des Vollmondes trug noch seinen Teil zur herrlichen Stimmung bei... (A)

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      08.02.2012 – Chile Chico

      Das Frühstück im Eco-Hostel nahmen wir in Winterbekleidung und mit übergezogener Kapuze zu uns, da es dermassen kalt war. Dieses Ökozeugs wird sich hoffentlich nie durchsetzen. Irgendwann machte sich draussen jedoch die Sonne bemerkbar und mit etwa zwei Stunden Verspätung auf unseren wie üblich ambitionierten Zeitplan machten wir uns auf den Weg Richtung Osten. Es sollte die Königsetappe unter den zwölfstündigen werden.

      Von Beginn an ging es fleissig auf und ab. Zuerst in eher waldiger Landschaft, später auf einer in den Fels gehauenen Küstenstrasse. Die Aussicht war nonstop atemberaubend. Der Zustand der Schotterpiste wurde gegen Mitte der Strecke etwas schlechter. Da man uns im Hostel jedoch «relativ flache letzte 50 Kilometer auf guter Piste» versprochen hatte, nahmen wir das gerne in Kauf. Nachdem uns entgegenkommende Velofahrer mitteilten, es gehe auf der zweiten Hälfte bezüglich Höhenprofil weiter wie bisher und der Untergrund sei auch nicht wirklich besser, legte sich die Euphorie etwas. Nach 1500 Höhenmetern auf Schotter gibt es Informationen, auf die man verzichten kann. Wir lösten das Problem, indem wir so lange andere Leute dazu befragten, bis uns ein Strassenarbeiter die Angaben aus dem Hostel bestätigte. Anschliessend hüteten wir uns davor, das Thema noch einmal aufzugreifen, wenn wir weitere Velofahrer antrafen.

      Unterwegs stellte sich noch heraus, dass Alexanders Anhänger nicht nur zum Gepäcktransport taugt, sondern auch als Ersatzteillager. Bei einer Pause bemerkten wir nämlich zufällig, dass bei seinem Gepäckträger eine Schraube fehlte. Netterweise hat die gefederte Variante unseres Lastenträgers hinten sagenhafte acht Schrauben, welche vermutlich für die Befestigung von Flaschenhaltern gedacht sind, sich jedoch auch hervorragend für allerlei anderes sinnloses Zubehör wie Gepäckträger eignen.

      Zu unserer Überraschung wurde die Piste dann tatsächlich besser. Zudem hatten wir teilweise starken Rückenwind. Bei immer nach bestem Wetter. Optimale Voraussetzungen für eine rauschende Feier anlässlich Alexanders Knacken der 2000-Kilometer-Grenze. Beziehungsweise der 1991-Kilometer-Grenze, aber wenn die Örtlichkeit für eine Pause passt, sollte man das nicht allzu eng sehen. So öffneten wir die konservierten Erdbeeren, welche wir aus Cochrane angeschleppt hatten, und stiessen mit leicht trübem Flusswasser an.

      Der letzte Teil der Route führte etwas vom Lago General Carrera weg, war landschaftlich jedoch ebenso spannend. So trafen wir nach gut 100 Kilometern und knapp 2500 Höhenmetern glücklich und zufrieden in Chile Chico an, erleichterten den lokalen Supermarkt um einige Liter Cola und machten es uns auf dem zentral gelegenen Campingplatz bequem. Wo wir die Grillgelegenheit nutzten, ein paar Meter Chorizo zu braten. (T)

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      09.02.2012 – Cerro Castillo

      Um die morgendliche Fähre nach Puerto Ibañez zu erreichen, stellten wir einen neuen Rekord im Erstellen der Abfahrbereitschaft auf. Die Überfahrt gestaltete sich kurzweilig, wir unterhielten uns mit einem Pärchen, das in Santiago Recht studiert, aber anschliessend in Coyhaique leben möchte, über die Perspektiven der Region. Anscheinend handelt es sich klimabedingt um eine sogenannte «risky region» und die Regierung unternimmt einiges, um sie attraktiv zu machen. Beispielsweise seien die Löhne hier bis zu doppelt so hoch wie in Santiago.

      Ab Puerto Ibañez hatten wir wieder einmal Gegenwind. Da es zu Beginn sowieso aufwärts ging, war das nicht weiter schlimm. Da nur 40 Kilometer auf dem Programm standen, legten wir uns unterwegs für eine mehrstündige Mittagspause in die Sonne. Der zweite Teil gestaltete sich dann relativ windarm. Dafür war die Aussicht umso spektakulärer. Wie sich zeigte, ist Cerro Castillo nämlich nicht nur ein Dorf, sondern auch ein ziemlich steiler Berg. Das mit Abstand Beste an der ganzen Region ist jedoch ein zum Restaurant umgebauter Bus am Strassenrand. Die dortigen Hamburguesas gehören definitiv auf jede Burger-Hitparade. Und zwar zuoberst. 

      Bei unserer Ankunft gab ich mich jedoch vorerst mit einem Cappucchino zufrieden, während Alexander ein Wechseltraining machte. Die anderen Touristen waren leicht irritiert, als einer der beiden eben eingetroffenen Velofahrer sein Fahrzeug an den Bus lehnte, blitzschnell die bereits vorbereiteten Laufschuhe montierte und Sekunden später mit doch ziemlich hoher Geschwindigkeit davonrannte. Das Interesse hielt jedoch nicht lange an, fand doch nur ein paar hundert Meter entfernt eine Demonstration statt, was dazu führte, dass die Hauptstrasse (und damit die Nord-Süd-Verbindung) gesperrt war. Liebe Ökonomen unter den Lesern: Ist eine solche Situation nun vorteilhaft für unser Restaurant? Einerseits mussten alle Touristen aus dem Norden unmittelbar davor anhalten und auf eine Auflösung der Demo warten, andererseits hatten die Touristen aus dem Süden keinen Zugang. Wie auch immer, viel spannender fanden wir sowieso die Sprechchöre, da wir uns langsam aber sicher als Experten für «Queremos Irgendwas» betrachten. Dieses Mal ging es anscheinend nicht um Flugzeuge, sondern um Häuser.

      Einen hostalischen Tiefpunkt erreichten wir im «Austral». Da es günstig war und einen grossen Aufenthaltsraum besass, kümmerte uns das jedoch nicht weiter. Und WiFi gab es sowieso im ganzen Ort nirgends. Stattdessen eine Supermarkt-Touristeninfo-Internetcafé-Kombi. Dort stellte sich heraus, dass für die nächsten Tage Regen erwartet wurde. Wie entschieden uns deshalb gegen einen längeren Aufenthalt mit Wanderung zum Cerro Castillo und für die Weiterfahrt nach Coyhaique am Folgetag. Worauf wir den Tag mit ebendiesen göttlichen Hamburguesas und dem denkbar spannendenen Finale (Schafft er es, von seiner eigenen, abgebrochenen Hochzeit kommend, rechtzeitig zur Hochzeit seiner heimlichen Liebe, um diese zu verhindern?) einer chilenischen Telenovela ausklingen liessen. (T)

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      10.02.2012 – Coyhaique

      Das Wetter war gar nicht so schlecht wie befürchtet, als wir Cerro Castillo verliessen und die fünfzehn ansteigenden Kilometer auf den Pass zwischen Start- und Zielort unter die Räder nahmen. Auf der anderen Seite sah es dann etwas anders aus und wir durften die nächsten paar Stunden mit Regen vorlieb nehmen. Allerdings war dieser nie besonders stark und entsprechend akzeptabel. Landschaftlich war erneut für Abwechslung gesorgt. Erst ging es durch ein undurchschaubares Gewirr von einigermassen steinigen Tälern und Seitentäler, dann wurde es zunehmend weiter und grasiger.

      Da wir zügig vorwärts kamen, nutze ich die Gelegenheit, mein Velomech-Fachwissen etwas aufzufrischen. Dazu fuhr ich Alexander bergab auf der Suche nach der optimalen Windschattenposition mit dem Vorderrad seitlich in den Anhänger, worauf dessen Schnellspanner einige meiner Speichen halbierte. Nach einem kurzen Boxenstopp waren diese ersetzt und ich um die Erkenntnis reicher, dass man den Reifen dafür eigentlich gar nicht entfernen müsste.

      Vor Coyhaique holte Alexander bei einem überraschenden Endspurt mehrere Minuten auf mich heraus. Seine anschliessend ziemlich übersäuerten Beine führten dazu, dass ich die Gelegenheit wahrnahm, unzählige noch finalere Endspurts anzureissen und diese sogar ab und zu für mich zu entscheiden. Wie XY so schön sagte: «Velorennen werden im Kopf entschieden». (T)

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      12.02.2012 – Coyhaique (Ruhetage)

      Im Hostel «Maria Ester» fühlten wir uns dermassen wohl, dass wir beschlossen, gleich zwei Ruhetage einzulegen und die Planung der Weiterreise gemütlich anzugehen. So kamen wir auch endlich dazu, Bremsklötze zu ersetzen, Schaltungen einzustellen und herauszufinden, welche Farben unsere Rahmen unter der Schmutzschicht eigentlich hatten.

      Die ursprüngliche Idee, mit der Fähre nach Chiloé zu fahren, stellte sich als nicht ganz so brilliant heraus, wie wir erwartet hatten. Beim einen Unternehmen hätten wir mehrere Tage auf die Überfahrt warten müssen und insgesamt beinahe eine Woche in einer verhältnismässig wenig interessanten Gegend «verloren», während uns das andere gar mitteilte, es sei bis Ende Monat vollständig ausgebucht. Ziemlich sicher war Alexanders ungepflegte Gesichtsbehaarung Schuld daran. Stattdessen werden wir nun direkt über Futaleufú ins ungefähr 750 Kilometer entfernte argentinische San Carlos de Bariloche pedalen, wo eine Gegend voller Seen und Vulkane beginnt. Gegen Ende Februar werden wir dann in Pucón einen Bus nach Santiago besteigen und dort Anfang März zum Abschluss den beinahe 4000 Meter hohen Paso Cristo Redentor nach Mendoza beradfahren. Einmal abgesehen davon, dass bestimmt irgendwas dazwischen kommt.

      Nachdem das geklärt war, machten wir uns auf den Weg zu einem Rodeo etwas ausserhalb von Coyhaique. Allerdings verstanden wir weder den Modus (eine Kuh wurde jeweils von berittenen Zweierteams in der Arena herumgetrieben und immer nach einer halben Runde unsanft gegen die Wand gedrückt, um sie anschliessend wieder in die andere Richtung zu treiben, während der mässig motivierte Speaker willkürlich Punkte vergab) noch war irgendwo etwas vom versprochenen Asado zu sehen. Das menschenleere Restaurant neben der Arena hatte einzig Empanadas im Angebot, diese aber immerhin im Zwölferpack.

      Abends tauschten wir mit einem aus dem Norden kommenden japanischen Velofahrer-Pärchen, das im selben Hostel residierte, Reiseerfahrungen aus. Die Beiden sind bereits seit einem guten Jahr unterwegs, im Gegensatz zu einem Grossteil der bisher Angetroffenen beschränkten sie sich jedoch nicht auf Amerika, sondern haben so ziemlich alle denkbaren Kontinente abgeklappert. Sie scheint indes langsam genug zu haben. Seine Äusserung, diese Gegend gefalle ihm so gut, dass er den baldigen Rückflug verschieben wolle, stiess auf wenig Begeisterung.

      Auf nicht viel grössere Begeisterung stiess mein Versuch, einem deutschen Touristen beim WiFi-Zugang im Hostel zu helfen. Wie wir nun bereits zum wiederholten Male erfahren mussten, haben die WLAN-Router des dominierenden Internetanbieters in Chile nämlich gewisse Probleme, mit unseren Geräten über DHCP zu kommunizieren. Mit etwas Pröbeln findet man zum Teil die korrekten Adressen für Router, DNS-Server und Subnet und kann sich dann selber eine IP zuweisen (wie die Fachleute unter unseren Lesern bestimmt längst bemerkt haben, lafere ich da gerade relativ ahnungslos vor mich hin, aber das müsst ihr den restlichen Lesern ja nicht unter die Nase reiben). Als das WiFi dann plötzlich ausfiel, hatte der Herr selbstverständlich das Gefühl, meine zuvor funktionierenden Basteleien an seinem Laptop seien daran Schuld (an dieser Stelle sei noch erwähnt, dass ich tatsächlich googeln musste, wie man unter Windows 7 eine statische IP vergibt, weil das Ding dermassen unintuitiv ist). Da er jedoch auch das Gefühl hat, der Geheimdienst überwache seinen Computer und kapere regelmässig seinen Bildschirm, sehe ich grosszügig über diese Anschuldigungen hinweg. (T)


      Für die weniger informatik- dafür mehr leichtathletikinteressierten Leserinnen und Leser sei erwähnt, dass Coyhaique sogar einer Leichtathletikanlage zu seiner Sportinfrastruktur zählt und man dort perfekt Intervalltrainings machen kann, leider aber ohne die Sparringpartner des LC Meilens. (A)

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      12.02.2012 – Coyhaique (Zwischenfazit Patagonien)

      Passend zum baldigen Valentinstag eine Liebeserklärung an Land und Leute:


      Man weiss, dass man in Patagonien Rad fährt, wenn...

      … man nach einem Windstoss mitsamt Fahrrad und Anhänger 20 Meter neben der Strasse steht
      … die langen Geraden durch die Pampa einfach nicht enden wollen
      … das Wetter innert 24 Stunden von 4 °C und Regen auf 30°C und Sonne pur wechselt
      … der Wind immer von vorne weht
      … man das Gefühl hat, man fahre in Alaska Rad
      … man das Gefühl hat, man fahre in Norwegen Rad
      … man sich schon 5 Kilometer vor einer Kurve darauf freut, wieder mal Lenken zu dürfen
      … man auf einer 15 Kilometer langen Abfahrt bei Regen 4/5 der Bremsbeläge aufbraucht.
      … man nach 60 Kilometer Fahrt bereits 8 Stunden unterwegs ist
      … man als „loco“ bezeichnet wird, nur weil man eine Nacht durchfahren will
      … man beim Einschlafen noch das Schütteln von der Waschbrettpiste am ganzen Körper spürt
      … bis abends um 11 Uhr bei Tageslicht Radfahren kann
      … man am selben Tag Pinguine, Flamingos, Guanacos, Nandus, Schafe, Kühe, Lamas und Radfahrer sieht
      … man sich nach 15 Kilometer Radfahrt ohne eine Menschenseele getroffen zu haben oberhalb eines Sees doppelt so gross wie der Zürichsee wiederfindet
      … einem alle Autofahrer das internationale Handzeichen für „fahr mal schneller“ zeigen (Daumenhoch) (A)


      Man weiss, dass man mit Thomas Rad fährt, wenn...

      … die Notfallcola bereits vor der Abfahrt getrunken wurde
      … das Wort hamburguesa completa nur schon beim Hören Aufstossen verursacht
      … einem die Sonnencrème immer rechtzeitig vor dem ersten Sonnenstrahl gereicht wird
      … man auch nach 1 Monat noch nie in einem Hostal ohne WiFi war
      … einem aus dem Windschatten zugerufen wird: „Von mir aus können wir auch ein bisschen zügiger fahren“
      … allmorgendlich bereits warmer Tee für einem gekocht wurde nachdem man bei 0 °C aus dem Zelt gekrochen ist
      … jemand neben einem per Wheelie unterwegs ist
      … alle ausgewählten Fotos und geschriebenen Texte beim Aufstehen auf www.mahangu.com/haciaelnorte zu finden sind
      … einem die am Vorabend von Freunden geschenkten Süssigkeiten weggegessen werden
      … jemand neben einem fährt, dessen Barthaare schneller wachsen als die Kopfhaare
      … man nachts um 4 Uhr immer noch auf dem Rad sitzt
      … man nach regenerativen Wanderungen mehr Muskelkater hat als nach 10 stündigen Radfahrten
      … den Mitreisenden in Puerto Natales alle Frauen heiraten wollen
      … einer mit einem Anhänger einen Singeltrail hinunterfährt
      … einem morgens gemütlich auf dem Sofa sitzend und auf dem iPhone ein YouTube-Video anschauend zugerufen wird, man solle nicht soviel Bandbreite benutzen
      … es extrem gemütlich wie auch extrem sportlich zu und her gehen kann
      … wenn jeder Stein am Strassenrand bezüglich seiner Bouldereignung beurteilt wird
      … einem auch nach 1 Monat noch nicht verleidet ist, mit ihm zu reisen (A)


      Man weiss, dass man mit Alexander Rad fährt, wenn…

      … man völlig erschöpft und spasseshalber aus dem Windschatten fragt, ob es auch schneller ginge, sich der Windschatten plötzlich in Luft auflöst und der Verantwortliche als kleiner Punkt am Horizont verschwindet.
      … man trotz zehn Stunden täglicher Bewegung zunimmt, da man ihn bezüglich Nahrungsaufnahme versehentlich als Referenz verwendet hat.
      … man nach fünfzehn Stunden Genesungsschlaf im Hospedaje auf dem Nachttisch ein Frühstücksbüffet vorfindet.
      … jede noch so absurde Idee auf Begeisterung stösst, sofern sie sportliche Betätigung mit sich bringt.
      … die absolute Notwendigkeit von WiFi nicht diskutiert werden muss.
      … nach jeder noch so kurzen Pause irgendwas als vermisst gemeldet wird, in 99% der Fälle dann aber doch wieder auftaucht. Zum Teil erst Tage später.
      … man knapp die (digitale) NZZ am Sonntag fertig gelesen hat, wenn er von einem Long-Run zurückkommt, der sich beim Blick auf die Karte als Zweitageswanderung herausstellt.
      … man sich darauf verlassen kann, dass zu jedem Zeitpunkt mindestens zwei Liter Trinkwasser mit dabei sind.
      … man Reisebekanntschaften ständig erklären muss, warum der Kollege für drei Stunden joggen geht.
      … einem mit einem Set ernsthaften Zeltheringen ausgeholfen wird, wenn sich die eigenen als eher ungeeignet für das Aufstellen von Zelten herausstellen.
      … man sich dank dessen Einkaufs-und Kochgeschick unterwegs ausgewogener ernährt als zuhause. (UPDATE: siehe Berichtigung beim folgenden Wegpunkt)
      … die 250-Gramm-Tafel Schokolade im Supermarkt an der Kasse nur noch 1 Gramm wiegt. Und er dann die Kassierin fragt, ob er sie umtauschen kann.
      … man sich so ziemlich alles erlauben kann, ohne dass er auch nur ansatzweise die Geduld verliert (beispielsweise während mehreren Tagen eine Grippe vortäuschen).
      … jeder einzelne Reisetag Spass macht. (T)

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      13.02.2012 – Villa Amengual

      Kurzbericht, da wir huschhusch ins Bett müssen, um es auf der morgigen Etappe wieder einmal massloss übertreiben zu können:
      - Wir begegneten dem Schweizer Stefan (http://blog.biketravel.net), der auf dem Weg zum Schweizer Michu ist (http://blog.travelpod.com/members/michu_on_bici), den wir in El Chaltén angetroffen hatten.
      - In Villa Mañihuales genossen wir im «Cazador de Ciclistas», wo Velofahrer gratis übernachten können, einen Kaffee. Jorge, der Besitzer, fragte uns (nicht als Erster) sofort, ob wir Alex Zülle kennen, nachdem wir uns als Schweizer zu erkennen gegeben hatten. Dass dieser nur 25 km von mir entfernt wohnt, konnte er kaum glauben. Aber Chile ist ja auch minim weniger dicht besiedelt.
      - Es regnete ab und zu, das Wetter war aber im Allgemeinen ganz ok. Die Landschaft war erneut toll.
      - Im Hospedaje in Villa Amengual zeigte man sich gehörig beeindruckt, dass wir im 150 km entfernten Coyhaique gestartet waren. Wir seien die ersten velofahrenden Gäste, die sich das angetan hätten, und sie würden gerne ein Foto von uns machen.
      - An dieser Stelle wäre noch zu erwähnen, dass wir gemäss Karte mit 125 km gerechnet hatten, unterwegs dann plötzlich von 135 km die Rede war und es schliesslich noch mehr wurden. Wir können also echt nichts dafür. (T)


      Und noch eine Berichtigung:
      Im gestrigen Vorvalentinstagsbeitrag schrieb ich unglücklicherweise, ich würde «dank Alexanders Koch- und Einkaufskünsten» ausgewogener essen als zuhause. Korrekterweise müsste es heissen, dass ich hier aus unbekannten Gründen meine grenzenlose kulinarische Banausigkeit etwas verloren habe, was durch Alexanders Dingskünste sicher nicht negativ beeinflusst wird. Meine Freundin kocht zuhause jedenfalls ganz ausgezeichnet und trägt nicht die geringste Schuld daran, dass ich dort einen Grossteil meiner Mahlzeiten bei McDonald's einnehme und diese ominösen 5 Früchte und Gemüse höchstens pro Jahr schaffe. Aber das ist jetzt Vergangenheit! Eventuell.

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      14.02.2012 – La Junta

      Unglaublich, aber wahr: Wir fuhren kurz nach sieben Uhr ab. Und zwar morgens. Die ersten 50 Kilometer waren asphaltiert, anschliessend gönnten wir unseren Velos wieder Ripio, wie man die südamerikanischen Schotterpisten unter Fachleuten nennt. Sie startete gleich mit einem kleinen Pass, die tropische Umgebung entschädigte jedoch für die Anstrengung und den leichten Regen. Auf der anderen Seite trafen wir einen Amerikaner mit einem «Hefeweizen»-Trikot, dessen Kernaussage durch die beachtliche Wölbung darunter unterstützt wurde. Stolz berichteten wir, zu diesem Zeitpunkt bereits knapp 100 Kilometer in den Beinen zu haben. Er hatte jedoch nichts Besseres im Angebot als ein «me too», was uns nachhaltig am Boden zerstörte. Allerdings war er bereits kurz nach fünf Uhr losgefahren. Und überholte uns wenig später auf der Ladefläche eines Pickups sitzend, womit sich das manische Überprüfen des Rückspiegels, das nach der Verabschiedung von uns Besitz ergriffen hatte, ebenfalls erledigte.

      In Puyuhuapi machten wir Pause und gönnten uns Fisch mit Kartoffelstock. Ich habe in diesen eineinhalb Monaten mehr Fisch gegessen als in den vorangegangenen 25 Jahren. Neben einer Vitamin-Überdosis ist entsprechend auch eine durch Omega-3-Fettsäuren nicht mehr ganz auszuschliessen, bevor ich endlich wieder in einer Gegend mit anständiger McDonald's-Dichte lande. 

      Wenig später trafen wir auf Matt aus den USA und den seit 37’000 Kilometern auf dem Velo liegenden Christoph aus der Schweiz (http://www.icetofire.ch), welche sich irgendwo in Zentralamerika kennengelernt hatten und nun zusammen unterwegs waren. Weitere 50 Kilometer Ripio später erreichten wir La Junta und hielten nach einem gemütlichen Hostel Ausschau. Wir landeten irgendwann vor dem «Residencial Cordillera», die edel anzusehende Veranda liess uns jedoch auf einen ähnlich edlen Preis schliessen. Wir fragten trotzdem nach, wurden herzlich empfangen und erfuhren, dass es sich um eine der bisher günstigsten Übernachtungsgelegenheiten handelte. Etwas Salat, Fleisch, Reis, Fuchtsalat, Brot, Tee und Kaffee später gönnten wir uns eine Portion Schlaf. (T)

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      15.02.2012 – Futaleufú

      Bei schönstem Wetter machten wir uns auf den Weg nach Santa Lucia. Auf den letzten 10 Kilometern wurde die Strasse grenzwertig holprig. Die Tatsache, dass es diese 10 Kilometer gemäss unserer Karte gar nicht gab, machte die Sache auch nicht angenehmer. Wir erholten uns mit einigen Litern Fanta und etwas Glacé, liessen uns von einem Jungen mit der Wasserpistole abkühlen und verliessen die Carretera Austral schliesslich ostwärts in Richtung Futaleufú. Es sollte grenzwertig holprig bleiben. Wenigstens war für Unterhaltung gesorgt (Lastwagen-Abschleppaktionen) und die Landschaft blieb wunderbar (Lago Yelcho).

      Da uns auf der Carretera zum Teil dermassen viele Velofahrer entgegen gekommen waren, hatten wir uns angewöhnt, nur noch anzuhalten, wenn man uns den Weg abschnitt. Aus noch nicht restlos geklärten Gründen machten wir bei Marta und Thomas (http://www.2bicicletas.com) eine Ausnahme. Es sollte sich lohnen, sie empfahlen uns nämlich eine nette Lodge vor Futaleufú, wo es sich hervorragend raften liesse. Und siehe da, hinter dem Schild «Futaleufú Explore» (http://www.futaleufuexplore.com) verbarg sich tatsächlich ein gemütliches Haus mit netten Bewohnern. Josh, der Betreiber, war anscheinend vor knapp 20 Jahren einer der Ersten gewesen, die das Potential des Rio Futaleufú für Rafting- und Kayak-Aktivitäten erkannt hatten. 

      Wir stellten neben dem Haus unsere Zelte auf und kochten wie üblich ein halbes Kilo Pasta (wie Alexander einige Tage später herausfinden sollte, ist das mengenmässig von einem halben Kilo Reis zu unterscheiden). Als ich abends noch kurz in der Lodge vorbeischaute, um mich bezüglich Frühstück zu informieren, wurde ich von den anwesenden Gästen (dem Landbesitzer mit Tochter und deren Lebensgefährten sowie Sohn) gleich zu einem Glas Wein eingeladen. Was ich selbstverständlich ablehnte, da ich grosse Bedenken hatte, es noch bis zum Zelt zu schaffen, sollte ich mich einmal gesetzt haben. Stehend erzählte ich ihnen kurz, was wir so taten und woher wir kamen. Ziemlich perplex nahm ich zur Kenntnis, dass diese Chilenen allesamt St. Gallen kannten. Bis der Name Iván Zamorano fiel. Vielleicht ist Fussball ja doch irgendwie völkerverbindend oder was auch immer. (T)

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      16.02.2012 – Futaleufú (Rafting)

      Marcela und Josh verliessen die Lodge gegen Mittag, um im 30 Kilometer entfernten Futaleufú Rafting-Kunden zu akquirieren. Zuvor diskutierten sie lange darüber, wie man uns in der Zwischenzeit beschäftigen könnte. Anscheinend machten wir einen leicht unselbständigen Eindruck. Wir halfen schliesslich etwas im Haushalt, die Haushälterin schien uns jedoch eher als Konkurrenz denn als Unterstützung zu betrachten. So legten wir uns halt stattdessen an den Fluss und waren ganz zufrieden mit dieser Beschäftigung. 

      Nachmittags tauchten die beiden dann tatsächlich mit vier weiteren furchtlosen Touristen auf und die Tour konnte starten. Sie war jeden Peso wert. Spektakulärste Filmaufnahmen folgen Ende März. Nach der Tour wurden wir zurück zur Lodge transportiert und assen gemeinsam einen für unsere Verhältnisse etwas klein geratenen, aber superfeinen Znacht. Anschliessend machten wir mit der Familie des Landeigentümers eine Besichtigungstour. In der Nähe der Lodge zeigte man uns einen sehr idyllischen, aber leicht verfallenen Campingplatz, welcher in den kommenden Jahren wiederbelebt werden soll. Inklusive Wasserfall und Sauna.

      Auf den Abend wurden drei englische Lords inklusive Bodyguards angekündigt. Es kam dann ein einziger. Ohne Bodyguards, dafür mit Frau und Tochter. Laaangweilig. Dafür hatte es zu regnen begonnen. Ich montierte einen Satz Oropax, um das eindeutig gesetzwidrig laute Plätschern der Regentropfen zu ertragen. Morgens um zwei Uhr erwachte ich hungrig und vertilgte meine Lenkertaschen-Notration Guetzli. (T)

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      17.02.2012 – Esquel

      Nach einer regnerischen Nacht und nassem Innenzelt sowohl bei Thomas wie mir (ob es am undichten 
      Aussenzelt oder dem Kondenswasser liegt konnte nicht herausgefunden werden) galt es, bei anhaltendem Regen das Zelt abzubauen. Dies gelang nicht allzu schlecht, zumal Thomas bereits mit gekochtem Tee auf mich wartete, da er ausnahmsweise früher aufgestanden war. Wir verabschiedeten uns noch von Alexandra und fuhren bei Regen in Richtung Futaleufú. Die Stimmung war traumhaft, die Temperaturen nicht allzu tief und wunderbare Landschaften geschmückt mit Nebelschwaden machten die ganze Angelegenheit recht angenehm trotz durchnässter Kleidung. Nach zwei Stunden gab es in Futaleufú nach einem Frühstück mit Brot, Marmelada, Kaffee, Schinken und Käse noch je eine Pizza. Die Wirtin servierte ungläubig, über den Umsatz aber sicherlich nicht allzu enttäuscht. Um die Kleider am kleinen Ofen zu trocknen verbrauchten wir etwa 5 Stück ihres wertvollen Holzes. Diesmal wurde erstaunlicherweise keine Handschuhe verbrannt. Am Lokalradio Futaleufús machten sie noch Werbung für einen Raftingwettkampf, welcher Anfang März stattfinden wird. Ob die Zielgruppe der Touristen damit erreicht wird bleibt unbekannt, jedoch ist es spannend, wie hier oft auch ganz kleine Ortschaften ihren eigenen Radiosender haben. Dies war bereits in Cerro Castillo der Fall, südlich von Coyhaique. 

      So ging es mit vollem Bauch weiter in Richtung argentinischer Grenze, wo uns, wie verschiedentlich berichtet, besseres Wetter erwarten sollte. Die Strasse war bis zur Grenze asphaltiert und wir flogen nur so durch den Regen. Natürlich waren die Kleider rasch wieder nass. An der chilenischen Grenzstation gab es wie oft erlebt eine genaue Kontrolle, an der argentinischen Grenze konnte man sogar darüber Witze machen wieviel frisches Gemüse wir ins Land einführten. Ein Grenzbeamter mit deutschen Vorfahren empfing uns freundlich jedoch leicht über unsere Fahrradtour belächelnd. 

      Obwohl wir nun in Argentinien waren, regnete es immer noch. Trotzdem fuhren wir weiter in Richtung Trevelín. Auf dem Weg dorthin fragte uns ein Motorradfahrer, ob wir uns auch auf dem Weg dorthin befinden würden, da er anscheinend nicht mehr sicher war, ob er eine Abzweigung verpasst hatte. Der Grund für seine Reise war, dass es in Chile kein Benzin mehr gab aufgrund eines Protestes von Fischern. Es soll um Gehälter und Fischfangquoten gehen. Auch später wurde uns verschiedentlich berichtet, dass Leute in Coyhaique oder La Junta stecken blieben, weil es keinen Tropfen „combustible“ mehr gab. Zum Glück fährt unsere Fahrrad mit Brot, Schokolade und Wasser, davon gab es bis jetzt immer genügend, ausser wenn Thomas mir mit dem Essen davonfährt, was unwesentlich später der Fall sein sollte. Der Motorradfahrer war also weg und wir auf Schotter in Richtung Trevelín. 

      Da der Schotter nicht enden und durch Asphalt abgelöst werden sollte und wir seit mindestens zwei Stunden nichts mehr gegessen haben entschied ich mich das eingetretenen Hungergefühl zu stillen. In meinem Essenssack gab es aber nur ein letztes, altes, trockenes Brot, ein bisschen Käse und Fleisch. Thomas radelte mit dem frischen Brot und ebenso frischem Fruchtsaft (welcher hilfreich gewesen wäre beim Runterspühlen des trockenen Brotes) frischfröhlich an mir vorbei, da er erstaunlicherweise keinen Hunger verspürte. So bis jetzt eigentlich auch immer üblich und abgemacht, nur diesmal zu meinem Pech unpassend, wie ich zu spät realisieren sollte. Somit wurde ich im wahrsten doppelten Sinne der Wörter sowohl im Regen wie im Trockenen stehen gelassen. Trotzdem sprach ich danach noch mit ihm und wir kamen relativ rasch in Trevelín an.

      Dort angekommen galt es eine Bleibe zu finden. Dies stellte sich als recht schwierig heraus, da es Wochenende war und Trevelín anscheinend sehr beliebt. Thomas wühlte sich in einer kleinen Abfahrt von einem Hostel zum nächsten mit seinem Fahrrad noch ein bisschen im Dreck (die von ihm gewählte Abkürzung stellte sich als Schlammstrasse heraus), was auch nicht dabei half, ein freies Zimmer zu finden. Er schmutzige Schuhe und nasse Kleider, ich seit 2 Monaten unrasiert und nasse Kleider, so konnten wir ja nirgends aufgenommen werden. Nach einem kurzen Nachfragen im Tourismusbüro ob es noch andere Unterkünfte gäbe (die Leute dort waren sehr hilfsbereit) und leider keiner passenden Lösung entschieden wir uns, in Richtung des 20 km entfernten Esquel zu fahren, welches einiges grösser ist.

      Esquel war dann relativ bald erreicht, der Regen hatte der Sonne Platz gemacht, die Landschaft sehr schön und die Kleidung langsam wieder trocken. Somit hatte der Tag ein absolutes Happy End! Auch die Leute auf dem Tourismusbüro in Esquel waren sehr hilfsbereit und so fanden wir rasch eine Unterkunft. Dort gab es einen Schlauch um das schmutzige Rad und Schuhe abzuspritzen und wir hatten ein günstiges Doppelzimmer mit Platz für uns und einen angrenzenden Schlafraum mit Platz für das Trocknen unserer Zelte. Da dieser dann aber nachts doch noch besetzt wurde, schliefen wir unter den auf einem Verbindungsbalken aufgehängten Zelten ein, froh darüber, nach einem Regentag im Trockenen ausruhen zu können. (A)

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      18.02.2012 – Esquel (Ruhetag)

      Da die Fahrt bis Bariloche nochmals zwei bis drei Tage dauern würde entschieden wir uns für einen Ruhetag in Esquel. Dort kann man eine historische Eisenbahn anschauen, könnte sogar damit ein Stück weit fahren, wenn man Frühaufsteher wäre, es gab eine „feria“, das heisst eine Handwerksmesse welche von uns besucht wurde, ein nettes Café lud zum Frühstücken ein, auf der feria gab es eine Breakdancedarbietung von Einheimischen, endlich fanden wir wieder eine Panaderia mit wunderbarem Süssgebäck, die Wäsche konnte gewaschen werden (oder waschen gelassen werden) und das Abendessen fand in einem gemütlichen Restaurant statt. Die Chronologie nicht ganz eingehalten war dies so in etwa das Tagesprogramm in einem ganz hübschen und sympathischen Städtchen mit wunderschöner Natur rundherum. Am nächsten Tag war das Ziel, den Nationalpark Los Alerces zu durchqueren um nach Cholila oder Epuyén zu gelangen. (A)

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      19.02.2012 – Epuyén

      Los ging es frisch rasiert um 7:30 bei leicht bewölktem Himmel, an dem bereits blaue Stellen zum Vorschein kamen. Die Fahrt in Richtung Park war traumhaft, bei angenehmen Temperaturen, wunderschöner Landschaft und perfekter Strasse. Soger der Wind kam von der richtigen Seite, was will man mehr. Auf der Strasse zu einem kleinen Pass kamen wir an Esquels Longboardstrecke vorbei. Leider kam uns kein Longboarder entgegen, obwohl die Strecke super ausieht und eine der schönsten weltweit sein muss in dieser traumhaften Umgebung!

      Darüber nachdenkend, ob es wohl sinnvoll sein würde, unsere Reise mit der Überquerung eines hohen Andenpasses zu beenden, kamen wir rasch bis zum Eingang des Parkes, wo uns drei sympathische Argentinierinnen bemitleidend über unser schweres Gepäck empfingen. Nach einem Erinnerungsfoto ging es noch zehn Kilometer auf Asphalt in den Park. Darauf folgten etwa 50 km auf zum Teil recht schlechter Schotterstrasse, die Natur aber immer noch traumhaft. Nadelbäume, Seen, viele kleine Flüsse und angenehmes Wetter entschädigten für die Anstrengung. Nur die einzige an der Strasse sichtbare Alerce (Patagonische Zypresse) 75 km nach Esquel wurde von uns verfehlt, weil wir in ein Gespräch vertieft waren. Da diese laut Angaben eines Parkmitarbeiters am Vorabend nur wenige Jahre alt sein soll und die einzig richtig alte Alerce (über 2500 Jahre, 57 Meter hoch und 2 Meter Durchmesser) nur über eine Bootsfahrt zu erreichen gewesen wäre, entschieden wir uns, nicht nochmals umzukehren.

      Beim Parkausgang riet uns ein Parkwächter davon ab, einen Umweg über Leleque zu nehmen, wo ein Indianermuseum stehen soll, welches von den Gründern der Kleidermarke Benetton aufgebaut wurde, da der Weg dorthin sehr schlecht sein soll und die Landschaft auf der Alternativroute viel schöner. Im Nachhinein stellte sich sowieso heraus, dass wir beide gar nicht unbedingt dorthin wollten, aber dachten, der andere würde sehr gerne zum Museum fahren. Die Kommunikation zwischen uns ist also auch nach fast zwei Monaten noch top! So entschieden wir uns, nach Epuyén (sprich Epuschén) zu fahren. Auf der Abfahrt in Richtung Cholila, wo die Ruta 40 uns in Richtung Norden führte, war ein Schlagloch wahrscheinlich zuviel für mein Hinterrad und es gab einen Riss in der Felge. Durch Lösen der Bremse war das Rad noch fahrbar, jedoch würde die Felge bald ersetzt werden müssen, zum Beispiel in Bariloche, wo es sicherlich Fahrradläden geben würde. 1000 km Schotterstrasse und ein 30 Kilogramm schwerer Anhänger hinterlassen halt ihre Spuren und unser Fahrstihl ist sicherlich auch nicht allzu schonend für das Material! Ab Cholila führte wie erwähnt die asphaltierte Ruta 40 in Richtung Norden, eine durch Argentinien führende Strasse, auf der wir schon nach Feuerland und abschnittsweise zwischen El Calafate und El Chaltén unterwegs waren. Epuyén erwies sich dann als extrem langgezogene Siedlung, an deren Ende wunderschön gelegen ein super Hostel auf uns wartete. Auf dem Weg dorthin erkundigten wir uns wieder auf dem Tourismusbüro oberhalb des Dorfes (die Ruta 40 macht einen Umweg um das Dorf) nach Unterkunftsmöglichkeiten und kamen an einer weiteren Panaderia vorbei. Das Rennen um das bessere Süssgebäckangebot gewinnt Argentinien eindeutig gegenüber Chile. Auch ist zu sagen, dass alle bis jetzt aufgesuchten Tourismusbüros sowohl in Argentinien wie auch in Chile absolut spitze sind. Man wird immer sehr liebenswürdig empfangen, schnell bedient und mit vielen wertvollen Informationen versorgt. 

      Am Abend gab es im Hostel Lemuria (http://www.lemuriahostel.com.ar) von uns selbst gekochten Reis mit Salat. Die Besitzer, ein junges argentinisches Paar, haben vor ca. 7 Jahre alles selber aufzubauen begonnen und so ist aus einer ursprünglichen kleinen Pizzeria ein super Hostel mit vielen Schlafmöglichkeiten entstanden. Epuyén ist wie das morgen zu durchfahrende El Bolsón mitunter von Hippies geprägt, welche der ganzen Region ein spezielles Flair verleihen. Im Hostel trafen wir eine deutsch-chilenische Familie und ein argentinisches Paar und so gab es spannende Unterhaltungen und ein schönes Ausklingen des Tages im Aufenthaltsraum des Hostals. (A)

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      20.02.2012 – El Bolsón

      Tagesziel: 170 km bis Bariloche
      Gefahrene Strecke: 35 km bis El Bolsón
      Grund: Bicicleteria La Rueda, welche, man staune, Räder verkauft!

      Dies stimmt zwar nur bedingt, aber nun der Reihe nach:

      Die Abfahrt in Epuyén fand nach einem sehr erholsamen Schlaf um 8 Uhr statt. Wir verabschiedeten uns vom sehr liebenswürdigen Wirtepaar - deren Namen wir leider vergessen und nicht herausgefunden haben, obwohl wir 
      mittlerweile auf Facebook Fans des Hostals sind – und fuhren los in Richtung El Bolsón. Nach einer leichten Steigung ging es danach mehrheitlich flach und leicht abwärts an vielen kleinen sehr schönen Häusern vorbei. Wir passierten El Hoyo, hätten an verschiedenen Orten entlang der Strecke Erdbeeren kaufen können, welche hier sehr gut zu gedeihen scheinen, und fuhren nach 2 Stunden in El Bolsón ein, der Hippie- und Aussteigerdorf mit ungefähr 15'000 Einwohnern. Kurz nach Einfahrt galt es, einen von drei Fahrradläden zu finden, welche es in El Bolsón geben soll. Dies gelang uns beim zweiten Versuch erfolgreich, da der erste Veloladen geschlossen war. Das zweite Fahrradgeschäft nannte sich vielversprechend Bicicleteria La Rueda, welche trotz verlängertem Messe- und Carnevalwochenende zu unserem Glück offen war. Der Name schien leider nicht ganz Programm zu sein, da sie keine Räder an Lager hatten, welche für uns passten. Aber sie konnte uns mit Felgen aushelfen, welche vom Velomech Marcello nebenan, der ein eigenes unabhängiges Geschäft betreibt, in mühsamer Handarbeit mit unseren „alten“ Speichen zu einem neuen Rad zusammengebaut wurden. Dies zu einem Spottpreis in Anbetracht des grossen Aufwandes. Da Thomas schon seit längerem eine Delle in seiner hinteren Felge hat, gaben wir sein Rad auch gleich in den Service. 

      Da die Arbeit aber erst gegen Abend fertig wurde, kamen wir glücklicherweise zu einem unerwarteten Ruhetag im schönen Ort El Bolsón. Wir gingen auf Empfehlung der Touriinfo zum Hostel la Casa del Arbol (http://www.elbolsonhostel.com). Dort wurden wir sehr herzlich empfangen. An der „Reception“ und beim Eingang hing ein Schild, auf dem sinngemäss stand: „Wenn Du nur am Preis interessiert bist, dann geh besser zu den Leuten, die auf dieselbe Art denken.“ Natürlich mussten wir daraufhin erst recht nach dem Preis fragen, trotzdem durften wir bleiben! Wir wurden in der „cueva del lobo“ (alle Zimmer hatten dort einen Namen) einquartiert. Danach besichtigten wir das Zentrum mit kleinem See inklusive Pedalos, einen Markt rundherum und vielen kleinen netten Cafeterias und Restaurants, währenddem Marcello wahrscheinlich jede Speiche einzeln fluchend weg von den alten hin zu den neuen Felgen setzte... Abends konnten wir die Räder dann wieder abholen und bedankten uns herzlich bei ihm! Der Service war für uns wirklich perfekt, da er uns sogleich helfen konnte. Und über den nicht angezogenen Schnellspanner, nicht zentrierten Pneu und schlecht eingestellten Bremsen kann man in so einer Situation ruhig hinwegsehen!

      Morgen geht es weiter in Richtung Bariloche, wo es ausgezeichnete Schokolade geben soll! (A)

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      21.02.2012 – Bariloche

      Das Frühstück im Casa del Arbol startete zwar erst um halb Neun, dafür gleich mit fünf verschiedenen Konfis und feinem Brot. Negativ bemerkbar machte sich einzig mein Knie. Nachdem ich es auf den vergangenen Etappen ab und zu etwas gespürt hatte, war dies nun erstmals bereits vor der Abfahrt der Fall. Ich beschloss deshalb, wieder einmal etwas motorisierte Hilfe in Anspruch zu nehmen und wir machten uns auf zum Busterminal. Um 9.40 löste ich ein Billett für den 9.30-Bus nach Bariloche. Als der Chauffeur realisierte, dass mein Velo noch nicht vorschriftsgemäss auseinandergeschraubt war, durfte ich es gleich als Ganzes darin verstauen. Merke: Je spontan, umso unkompliziert. Kurz nach Abfahrt überholten wir Alexander, was mich etwas überraschte, da er immerhin einen Vorsprung von knapp fünf Minuten hatte. Als Coach war ich leicht enttäuscht, dass er diesen nicht bis nach Bariloche hatte verteidigen können.

      Dort angekommen fuhr ich auf direktem Weg zum Hostel «San Antonio», welches man uns in Epuyén empfohlen hatte. Die Lage haute mich nur wenig vom Sattel, es sollte sich jedoch als jene Unterkunft mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis herausstellen. Für umgerechnet 8 CHF gab es ein Bett im absolut einwandfreien Sechserzimmer plus Frühstück. In äusserst sympathischer Atmosphäre.

      Wenig später tauchte Alexander auf, der vermutlich endlich wieder einmal aufs Gaspedal hatte drücken können, da er auf niemanden Rücksicht nehmen musste. Win-Win.

      EINSCHUB: Originalbericht von der Strecke: «Die Strasse nach Bariloche war durchgehend asphaltiert. Über 
      verschiedene kleine Pässlein ging es immer hoch und runter inmitten von Nadelwäldern und vorbei an Seen und Bergen. Da die Strasse immer noch die Ruta 40 war und Bariloche eine relativ grosse Stadt, kam an einiges an Verkehr auf. Zum Teil kamen einem sowohl auf der Gegenfahrbahn wie auf der eigenen Strassenseite Autos entgegen. Velofahrer scheinen nicht genügend wertvoll zu sein, um nicht zu überholen. Dies konnte leider nicht fotografisch festgehalten werden, sonst hätte dieser Bericht aus einem Spital geschrieben werden müssen und ob man dort WiFi hat wusste ich nicht. Dank den sonst aber sehr guten Strassenverhältnissen ging es zügig nach Bariloche....» (A)

      Abends setzten wir uns in eine Pizzeria. Bevor wir ganz Platz genommen hatten, stand bereits eine Pizza auf dem Tisch. Man nahm das Pizza-A-Discrétion ziemlich wörtlich. Dank dem Fernseher über unserem Tisch wussten wir anschliessend, wie man sich als Autofahrer auf einer Passstrasse verhält, wenn die Bremsen aussteigen, und wie sich ein Messerangriff abwehren lässt. Beim Hinausgehen lernte ich ausserdem, dass man sein iPhone etwas im Auge behalten sollte, wenn man es zum Laden auf einen Stuhl legt. Dem ziemlich beleibten Gast war es etwas peinlich, dass er anscheinend seit einiger Zeit darauf gesessen hatte.

      In strömendem Regen machten wir uns auf die Suche nach einem Bancomaten, waren dann jedoch beide erfolglos, als es um den Bezug von Geld ging. So bezahlte ich unseren üblichen Grosseinkauf im Supermarkt halt mit Kreditkarte. Meine Nummer und das Ablaufdatum wurde dabei kilometerweit lesbar auf dem Bildschirm bei der Kasse angezeigt. Netterweise verzichtete man darauf, den dreistelligen Code auf der Rückseite per Mikrofon durchzugeben. Überrascht hätte das eigentlich nicht, die Kompetenz war in diesem Supermarkt nämlich mit Händen greifbar. Es hatte beispielsweise nur 5 Minuten gedauert, beim Wiegen den Preis für eine Tüte Brötchen herauszufinden. Zuerst quälte sich der nette Herr hinter seiner Waage hervor, schlurfte zum Gestell, um die entsprechende Nummer in Erfahrung zu bringen, kam erfolglos zurück, erkundigte sich bei einem der unzähligen Sicherheitsbeamten danach, der wiederum per Funk einen Kollegen fragte, welcher dann von beiden lauthals verspottet wurde, als er einen unmöglich langen Code durchgab. Gerettet wurden sie dann von einer Arbeitskollegin, welche die Nummer auswendig wusste. Im vierten Anlauf, selbstverständlich. Solche Angelegenheiten gehen jedoch üblicherweise dermassen entspannt und mit allseitigem Grinsen über die Bühne, dass man sie vielmehr als Bereicherung denn als Ärgernis sieht. Da kann man sich als Schweizer eine Scheibe abschneiden. (T)

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      22.02.2012 – San Martín

      Die Busfahrt vom Vortag bewährte sich, meine Knie sollten sich den ganzen Tag über kooperativ verhalten. Bevor wir Bariloche verliessen, kurvten wir etwas in der Stadt herum und fanden doch noch das eine oder andere schöne Fleckchen. Sogar ein McDonald’s-Wegweiser wurde gesichtet. Hätten wir das doch nur bereits am Vorabend genutzt, welch verpasste Chance...

      Die ersten 80 Kilometer waren asphaltiert, Wind- und Fahrtrichtung in Einklang und die Landschaft grandios. Nach der Carreta Austral, die gemäss unserem Bikeführer durch eines der feuchtesten Gebiete der Welt führt, genossen wir nun die felsige und zum Teil sehr weitläufige Gegend in vollen Zügen. Nach einer ersten Essenspause (auch die Zeit verging wie im Zuge) ging es darum, die geplante Abzweigung zu finden. Leider gab es gewisse Unstimmigkeiten zwischen (1:2'000'000-)Karte und Realität, in einem Restaurant half man uns jedoch weiter. Der ältere Herr war zuerst leicht irritiert, als wir ihn nach dem Weg nach dem auf der Karte vermerkten Caleufú fragten, erinnerte sich dann doch und betonte schliesslich mehrfach, es handle sich um Ripio. Wir verzichteten darauf, ihn darüber zu informieren, dass wir bereits gut 1000 Kilometer davon in den Beinen hatten.

      Caleufú stellte sich dann als nicht ganz geeignet für den Vermerk auf einer Landkarte dieser Art heraus, da es den Ort gar nicht gab. Es gab zwar zwei 50 Meter voneinander entfernte Schilder, eine in Fahrt- und die andere in Gegenrichtung, dazwischen konnten wir jedoch beim besten Willen absolut keinen Unterschied zur restlichen Strecke erkennen. Als würde man irgendwo in der Schweizer Bergen mitten in einem Wald zwei Ortsschilder aufstellen.

      In der Zwischenzeit war die Landschaft nämlich wieder etwas grüner geworden, was im Zusammenspiel mit hohen, freistehenden Felstürmen wiederum wunderschön war. Dazwischen wartete in Form eines Passes der bisher höchste Punkt der Reise auf uns. Zuoberst offenbarte sich uns eine tolle Geschäftsidee, als sich automobilisierte Touristen mit unseren Velos fotografieren wollten. Die Ausarbeitung eines entsprechenden Businessplans wurde auf später verschoben und wir genossen die Abfahrt. 

      Den letzten Teil der Etappe durften wir erneut auf Asphalt zurücklegen. Ein weiterer kleiner Pass wartete auf uns. Auf dessen Rückseite kamen uns ziemlich viele Velofahrer entgegen. Wenig später rannten sogar Jogger auf der Hauptstrasse herum, worauf ich mir langsam etwas Sorgen machte, wo um Himmels Willen wir da gelandet waren. In einem Aufstieg kurz vor San Martín legten wir einen Fotostop ein, worauf uns ein ambitioniert aussehender Biker überholte. Wenig später hatten ihn zwei nicht minder ambitionierte Tourenfahrer eingeholt und hielten die Aktion filmisch fest. Die Begeisterung war etwas einseitig. Noch nachhaltiger hätten wir ihm den Abend vermutlich nur versauen können, wenn wir weiblichen Geschlechts gewesen wären.

      Wir kamen thematisch passend im «Bike Hostel» unter. Beim Abendessen zeigte sich der Vorteil von stark touristisch orientierten Orten wie San Martín: es gibt unzählige gute Restaurants. Cesar-Salat mit grilliertem Hähnchen und getrockneten Tomaten, gefolgt von Kürbis-Ravioli mit Käsesauce in meinem Fall und ein paar Tonnen Parilla für Alexander rundeten diese fantastische Etappe ab. (T)

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      23.02.2012 – Laguna Verde

      Bei schönstem Wetter machten wir uns auf den Weg in Richtung Pucón. Dieses Mal hatten wir vorgesorgt und den ersten Teil der Route in etwas höherer Auflösung auf dem iPhone gespeichert, wodurch wir die erste Abzweigung problemlos fanden. Die Landschaft war wiederum famos, nun wieder ziemlich grün und mit Seen bestückt. Bald einmal trafen wir auf startnummerierte Biker mit Laufschuhen und Trekkingstöcken am Rucksack. Wie sich später herausstellen sollte, waren sie Teil eines siebentägigen Outdoor-Races. Zu ihrem Glück in Gegenrichtung.

      Am Zoll wurden wir wie so oft freundlich angesprochen und nach Reise, Berufen etc. befragt. Spasseshalber erkundigte ich mich auch beim Zöllner nach seinem Beruf. Der Spass war dann jedoch auf seiner Seite, er hatte nämlich eine ziemlich eindrückliche Liste an bereits ausgeübten Berufen auf Lager, u.a. Bergführer am Aconcagua und Mechaniker. Etwas später erreichten wir eine tolle Lagune, wo wir zusammen mit unzähligen weiteren Velofahrern Pause machten. Zwei davon waren wie wir bepackt unterwegs. Indira und Marc (http://www.2greenprints.org) aus Chile bzw. Spanien sind seit mehreren Jahren unterwegs. Marc startete 2007 in Alaska, lernte unterwegs die damals in Kalifornien arbeitende Indira kennen, worauf diese sich ein Velo kaufte und ihn seither begleitet. Von ihnen erfuhren wir, dass nur wenige hundert Meter entfernt ein schöner Campingplatz zu finden sei, woraufhin wir uns tatsächlich entschieden, den Rest des Tages badend und am Strand herumliegend statt pedalierend zu verbringen.

      Der Campingplatz war kaum besucht und die Lage konkurrenzlos gut. Während abends die Pasta vor sich hin köchelte, machten wir uns auf die Suche nach einem Schweizer Wohnmobil, von dem uns Indira und Marc erzählt hatten. Wir stiessen auf Brigitte und Lukas (http://www.lukasbrigitte.ch), welche uns herzlich willkommen hiessen und zu einem Glas Wein einluden. Unkompliziert, wie wir sind, brachten wir gleich unsere Pasta-Pfanne mit und schlugen vor, ihr Wohnmobil mit Tomatensauce vollzukleckern, während sie bereits mit dem Wein starteten. Da wir seit dem Torres del Paine praktisch ständig eine Büchse Erdbeeren mit uns herumtragen (man kann ja nie wissen), durften wir immerhin ein kleines Dessert beisteuern. Es wurde ein total gemütlicher Abend. Muchas gracias in das mobile Exil-Fehraltdorf! (T)

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      24.02.2012 – Coñaripe

      Heute morgen entschied ich mich, auf einen Vulkan zu rennen, welcher uns gestern empfohlen wurde. Da Thomas schon auf Vulkanen radgefahren ist, entschied er sich auszuschlafen. Der Einstieg in den Wanderweg befand sich direkt am See, von dort ging es durch dichten Urwald zwischen Bambus und anderen Sträuchern und Bäumen vorbei auf eine kleine Anhöhe, von welcher der Vulkan bereits sichtbar war. Es tat sich eine sehr spezielle Landschaft auf, die ganz andere Farben bot als bisher gesehen und viel farbenfroher als zunächst erwartet. Schwefel und Co. leisten gute Arbeit für das bildliche Aufpeppen der sonst schwarzen Gesteinslandschaft. Hinauf ging es im Zickzack durch feinen Lavasand, zudem wurde der doppelt zurückgelegt, da man nach jedem Schritt wieder herunterrutschte. Ein idealer Ort um mal einen Berglaufwettkampf zu organisieren. Der Vulkan war zum Glück schon seit langem stillgelegt, man hätte auch problemlos in den Krater steigen können. Die Aussicht war mit dem Vulkan Lanin, welchen wir schon am Vortag zu Gesicht bekamen, traumhaft, obwohl der Himmel eher bedeckt war. Als Entschädigung für den harzigen Aufstieg war der Abstieg geradlinig in Fallrichtung entsprechend rasch und mit viel Spass zurückgelegt. Am späten Vormittag war ich wieder am Zeltplatz und gegen Mittag fuhren wir mit dem Rad in Richtung chilenische Grenze.

      Auf dem Weg in Richtung Westen galt es auch, Abschied von Patagonien zu nehmen. An jedem Tag unserer Reise durften wir die wunderschönen Landschaften auf situationsbedingt unterschiedlich begründet atemlose Art und Weise geniessen. Wir kamen vorbei an Tausenden von Schafen, Flamingos, Pinguinen, Kondoren, Guanacos, Pferden, Nandus, Ziegen, Spinnen, Käfern,...
      Fuhren über Schotterstrassen, perfekte Asphaltstrassen, Bergpässe, Wanderwege, Brücken, in Fels gehauene Küstenstrassen, brückenlose Flüsse, Seen und Meer per Fähre,... 
      Kamen in Kontakt mit Neuseeländern, Spaniern, Franzosen, Kanadiern, Amerikanern, Brasilianern, Australiern, Österreichern, Schweizern, Italienern, Kolumbianern, Deutschen, Belgiern, Holländern, Japanern und natürlich Argentiniern und Chilenen,...
      Sahen Sand, Schnee, Gletscher, sagenumwobene Bergspitzen, ewig lange Pampa, traumhafte Lagunen, Vulkane, schöne Städte, Wälder, Wasserfälle, kleine Dörfer, Siedlungen bestehend aus weniger als einem Haus, Schluchten, wilde Seen, Meer, etliche Estancias, Blockhütten,…
      Muchas gracias patagonia, tu fuiste una anfitriona magnífica...

      Entlang der Strecke gab es eine Therme, welche einen super Eindruck machte und ganz schön eingerichtet war, jedoch völlig leer stand. Die Inhaber hatten, wie uns von Argentiniern aus Junin de los Andes mitgeteilt wurde, Probleme mit der Nationalparkorganisation bekommen und durften somit nicht weiter Geld damit verdienen. Der Grund bleibt unbekannt und auch wieso das Land überhaupt an sie verkauft wurde. Zum Baden hatten wir heute aber keine Zeit, wartete doch ein heftiger Aufstieg auf schlechter Strasse auf uns. Nach dem höchsten Punkt ging es nochmals einige Kilometer hinunter, bis die chilenische Zollstation auftauchte. Dort durften wir Bekanntschaft machen mit einem Zöllner, der sicherlich nicht unser bester Freund werden wird. Wir kannten das Prozedere am Zoll wahrscheinlich besser als er, durften ihm dies aber natürlich nicht mitteilen. Danach wurden unsere Essensvorräte von einem chilenischen Gesundheitsbeamten durchsucht. Das Fleisch, den Käse und die geöffnete Packung Dörrfrüchte durften wir aber vor Ort noch essen. Hier hätten wir eine so strenge Kontrolle zuletzt erwartet, war es doch ein recht verlassener Grenzübergang. Dort trafen wir auch auf vier israelische Touristen, welche entgegen dem bisher gemachten Erfahrungen nicht per Autostop unterwegs waren, sondern eigens ein Auto gemietet haben. Sie haben es ein bisschen wie Thomas, mit gemieteten Autos alles aus schlechten Strassen herauszuholen. Bei unserer Ankunft boten sie uns sogleich Tee aus frischen Blättern an und nach einem kleinen Schwatz ging es weiter.

      Mit vollem Magen und in Regenmontur düsten wir runter in Richtung Liquiñe, wieder vorbei an Thermen, welche diesmal jedoch offiziell geöffnet waren und entsprechend viele Leute tummelten sich darin. Die Abfahrt war recht steil, auf 10 Kilometern wurden fast 1000 Höhenmeter zurückgelegt. Wir hatten die richtige Richtung gewählt! In Liquiñe gab es eine kleine Zwischenverpflegung in Form von frischen Früchten und einer Fanta. Danach begann es richtig zu regnen und die 
      restlichen 38 Kilometer zum Tagesziel Coñaripe waren nochmals gespickt mit einigen Höhenmetern. Coñaripe ist ein kleiner Touristenort inmitten einer Landschaft, welche auch in der Schweiz sein könnte. Wir quartierten uns im Hostal Mirel ein, wo wir herzlich empfangen wurden und eine ganze Familie für unser Wohl sorgte. Das Abendessen fand zusammen mit Busfahrern statt, welche in der Nacht nach Santiago fuhren. Wir würden sie am übernächsten Morgen beim Frühstück wiedersehen, wenn sie wieder aus Santiago angekommen sind... (A)

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      25.02.2012 – Coñaripe (Ruhetag)

      Ein typischer Ruhetag, mit Kaffee und Kuchen, Kaffee, Kuchen und Kaffee und Kuchen. Dazwischen gab es einen kurzen Spaziergang zu einem kleinen Wasserpark, wo ein Fluss sich inmittten eines Urwaldes seinen Weg schluchtartig sucht. Das Abendessen war wieder im Kreise der absolut liebenswürdigen Familie und der Kanadierin Cristina, welche sich dazu entschieden hat, in Coñaripe Land zu kaufen, um dort später hinziehen zu können. An diesem Abend fand sie das für sie perfekte Stück Land und war entsprechend glücklich und aufgeregt darüber. Sie schlief sicherlich die ganze Nacht nicht, wir hingegen schon, da am nächsten Tag ein anstrengender Ausflug zu warmen Thermen geplant war... (A)

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      26.02.2012 – Pucón

      Auf unserer letzten «regulären» Etappe (bevor wir uns mit dem Bus nach Norden befördern lassen, um zum Abschluss über die Anden zu pedalieren) erlebte Alexander einen regelrechten Destruktivitätsschub. Innerhalb von zehn Kilometern zerriss er die Kette, zerbrach die Aufhängung des vorderen Schutzbleches und beschädigte zum Nachtisch schliesslich noch den Freilauf, was dazu führte, dass er die bisher wohl technisch anspruchsvollste Abfahrt ununterbrochen tretend absolvieren durfte. Da wir uns jedoch zuvor in den heissen Becken der «Termas Geometricas» wunderbar entspannt hatten, nahmen wir auch das ziemlich locker. Man muss seinem Velo jedoch zugute halten, dass es praktisch unmöglich ist, dieser übermenschlichen Tretkraft während mehr als 3500 Kilometern standzuhalten.

      Pucón erreichten wir in strömendem Regen. Zu unserem Glück ging am Vortag die chilenische Feriensaison zu Ende und wir fanden problemlos ein hübsches Hostel. (T)

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      27.02.2012 – Pucón (Ruhetag)

      Der Vulkan Villarica muss zu seinem Pech auf unsere Besteigung verzichten, da der Wetterbericht vorläufig wenig Besserung verspricht. Stattdessen nehmen wir morgen früh den Bus nach Talca, wo das Klima touristenfreundlicher ist. Anschliessend geht es mit weiteren Bussen über Santiago nach La Serena, dem Ausgangspunkt für den Paso Agua Negra, welchen wir inzwischen als bessere Alternative zum ursprünglich geplanten Cristo Redentor auserkoren haben. In erster Linie, weil er mit 4700 Metern um Einiges höher ist, in zweiter Linie, weil anscheinend ein Grossteil davon auf Schotter zurückgelegt werden darf.

      Alexanders Freilauf wurde heute Nachmittag im lokalen Bikeshop «Cycle Center», dessen Besitzer Fernando wir gestern unterwegs wandernd angetroffen hatten, ersetzt. Es kann also nichts mehr schief gehen.

      Pucón ist ziemlich hübsch. Wir verbrachten den trockenen Teil des Tages am Strand, wo wir uns mit Desserts vollstopften und auf unseren Tastaturen herumhämmerten. (T)


      INFO: Ab dem Wegpunkt vom 14. Februar wurden Texte und Bilder nun nachgeführt.

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      29.02.2012 – Talca (Ruhetage)

      Als wir Pucón am 28. verliessen, regnete es in Strömen. Wir schafften es knapp trocken zum Busbahnhof, der netterweise nur wenige Meter vom Hostel entfernt lag. Erneut durften wir die Velos einladen, ohne sie auseinanderzunehmen. Beim Ticketkauf wird einem das jedes Mal angedroht, vor Ort findet man dann jedoch meistens eine weniger umständliche Lösung. 

      Busfahren ist auch auf längeren Distanzen ganz angenehm. Abhängig von der Kategorie hat man unterschiedlich viel Platz. Später fuhren wir meistens «Semi Cama», aber auch «Classic» ist akzeptabel. Bei den restlichen 200 Kategorien blicke ich nicht ganz durch, aber vermutlich lässt es sich dort ebenfalls gut reisen. Unterwegs laufen bei jedem längeren Halt - und zum Teil auch bei 10-Sekunden-Stops auf der Autobahn - diverse Händler durch den Bus und bieten Zeitungen, Getränke und Essen an. Ausgerüstet mit den notwendigen Gadgets überlebt man so auch eine achtstündige Fahrt ohne Probleme.

      In Talca erkundigten wir uns bei einem Polizisten nach der Touri-Info. Von einer solchen hatte er allerdings noch nie gehört. Stattdessen empfahl er uns direkt ein Hotel und fand ausserdem, wir seien ziemlich loco, nachdem ihm Alexander die Kurzversion unseres Trips vermittelt hatte. Das Hotel war dann eher an der oberen Grenze, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Vor allem das Kabelfernsehen stiess auf grosse Begeisterung. Zumindest bei mir, Alexander verbrachte nämlich einen Grossteil der Zeit damit, sinnlos in der Gegend herumzurennen. So konnte ich endlich wieder einige «House»-Episoden geniessen. Diesbezüglich hatte ich noch ein Trauma von der Hinreise zu verarbeiten. Für den Flug hatte ich mir im Vorfeld mehrere Episoden auf das iPad geladen, dabei jedoch nicht realisiert, dass es sich bei der letzten um eine Doppelfolge handelte. Ich hatte entsprechend nur den ersten Teil dabei. Irgendwo über dem Atlantik zwischen Madrid und Buenos Aires war dann auf dem Höhepunkt des Spannungsbogens Schluss mit «House». Vor einer dreimonatigen Veloreise ohne Breitbandanschluss. Ich überlegte kurz, den Piloten zur Umkehr zu zwingen, fand mich dann aber mit meinem Schicksal ab. Und nun, nach zwei Monaten Entzug, konnte ich mir wenigstens ein paar der neusten Folgen ansehen. Womit ich mit dem Universum wieder im Reinen war.

      Am nächsten Tag erkundeten wir mit dem Velo die Stadt. Talca ist ziemlich un-touristisch (wenige Cafés etc.) und kaum jemand empfiehlt einem, den Ort zu besuchen, uns gefiel er jedoch trotzdem ganz gut. Abends assen wir für einmal chinesisch.

      Am Folgetag radelten wir inklusive Gepäck (aber immerhin in Flipflops, es handelte sich ja schliesslich um einen Ruhetag) zum 15 Kilometer entfernten Maule, um Victor zu treffen. Victor ist einer unserer Schicksalsgenossen vom verschobenen Hinflug, mit denen wir in Buenos Aires Neujahr gefeiert hatten. Trotz Umzugsstress (er zieht gerade nach Santiago) und Geburtstag seiner Mutter wurden wir überaus herzlich empfangen und genossen ein tolles Abendessen (selbstgemachte Pizza, da Victors Grosseltern italienischen Ursprungs waren). Seine Familie war nach Pinochets Machtübernahme nach England ausgewandert und lebte dort bis zu dessen Abwahl. So sprachen alle perfekt englisch, was für mich eine angenehme Abwechslung war. Anschliessend sahen wir uns im Fernsehzimmer seines Bruders einen Film an. Wenn ich gross bin, möchte ich ebenfalls so ein Zimmer. Unzählige DVDs, Grossbildschirm, alte Comics an den Wänden - ein Paradies. Die Nacht verbrachten wir auf der Terrasse unter einem ziemlich eindrücklichen Sternenhimmel. (T)

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      04.03.2012 – Santiago (Ruhetage)

      Gegen Mittag verliessen wir Maule und radelten zurück nach Talca, um dort den Bus nach Santiago zu besteigen. Drei Stunden später erreichten wir die 7-Millionen-Metropole. Am Busbahnhof wartete bereits Paulina, eine weitere Bekanntschaft vom Hinflug, die uns angeboten hatte, das Wochenende bei ihrer Familie zu verbringen. Im kleinen Lieferwagen ihres Vaters, welcher mittels Plastikstühlen im Laderaum zum Mehrplätzer umfunktioniert worden war, brachte sie uns zu sich nach Hause, wo sie mit Vater, älterer Cousine und jüngerem Cousin lebt. Wiederum wurden wir herzlichst empfangen und verköstigt.

      Das unscheinbare Haus im Westen der Stadt entpuppte sich als kleine Oase. Der Innenhof beherbergt Kakteen (Paulinas Vater züchtet diese hobbymässig und verkauft sie einmal pro Woche auf dem Markt), Hühner, Tauben, Gemüsebeete und mehrere Bienenstöcke. In guten Zeiten produziert jeder dieser Stöcke innert drei Wochen bis zu 20 kg Honig, da dürften selbst Honigliebhaber wie C.W. aus M. an ihre Grenzen stossen. Ebenfalls präsent war Johnny, der kleine Kläffer der Nachbarn, der sich jedoch schnell an uns gewöhnte.

      Nach dem Essen fuhren wir zu dritt mit Metro und Taxi in den Osten der Stadt, wo wir mit Carl, einer weiteren Bekanntschaft vom Hinflug, verabredet waren. Ursprünglich aus England, war er Anfang Jahr zu seiner Frau nach Santiago gezogen. Zusammen mit seinem Bruder, der gerade zu Besuch war, seiner Frau, deren Cousine und einigen Freunden hatten wir schliesslich bis morgens um 6 eine Riesengaudi.

      Irgendwann gegen Mittag waren wir dann aber bereits wieder auf den Beinen, da eine Stadtführung angesagt war. Paulina zeigte uns zusammen mit ihrer Kollegin Carolina und dem Nachbarsjungen Nicolas einen interessanten Ort nach dem anderen. Wobei wir gleich auf den ersten Metern unserer Busfahrt zum Zentrum herausfanden, dass Velofahren in Santiago ziemlich gefährlich sein kann. Hinter Absperrbändern der Polizei lag eine zugedeckte Person neben einem Fahrrad. 

      Wir machten den obligatorischen Abstecher auf den Cerro San Cristóbal, tranken das Nationalgetränk «Mote con huesillo», schlenderten durch die erstaunlich wenig belebten Einkaufsgassen und sahen viele schöne Pärke. Ziemlich erschöpft kamen wir abends nach Hause, wo bereits wieder ein feines Essen auf uns wartete.

      Gemeinsam mit den Nachbarn ging es am nächsten Tag nach Valparaíso. Wiederum in einem theoretisch zweiplätzigen Lieferwagen. Dieses Mal zu acht. Dort machten wir zuerst eine Bootstour und besuchten dann verschiedene Aussichtspunkte und Quartiere. Valparaíso wird definitiv nicht umsonst «das Juwel des Pazifiks» genannt. Am späten Nachmittag fuhren wir zu den etwas nördlicher gelegenen Stränden von Viña del Mar, wo ich herausfand, dass man seinem Rücksack grundsätzlich nie den Rücken zudrehen sollte. Um iPhone, Kamera und Portemonnaie ärmer muss ich ab sofort immerhin auf viel weniger Wertsachen Acht geben.

      Da ich Daten-Roaming deaktiviert hatte, war eine Ortung des iPhones leider nicht möglich. «Find my iPhone» hat im Ausland so seine Grenzen. Immerhin konnte ich den Dieb mit den fernausgelösten Signaltönen nerven. Vor allem, da er/sie wohl nicht in der Lage war, das iPhone auszuschalten, weil der entsprechende Knopf seit einiger Zeit streikt. So blieb mir als einziger Trost, auf Alexanders iPhone alle paar Minuten den «Play Sound»-Button zu drücken. Und irgendwann den «Wipe iPhone»-Button. Cloud sei Dank habe ich keine Daten verloren, da ich in Valparaíso noch kurz online war. 

      Und noch einmal für Leute, die einen Teil ihres Lebens analog verbringen: Es gibt theoretisch eine Möglichkeit, verlorene/gestohlene iPhones zu orten, allerdings funktionierte das aus Gründen nicht. Der Verlust ist jedoch insofern mässig schlimm, da ich praktisch keine Daten verloren habe. Fotos, E-Mails, Adressbuch, Notizen etc. sind beinahe vollständig online gespeichert und ich kann vorläufig vom iPad aus auf alles zugreifen.

      Die Kamera bzw. deren Speicherkarte wird diesbezüglich etwas schmerzlicher vermisst, da das letzte Backup der Fotos in Pucón gemacht wurde. So fehlen nun halt ein paar auf Bild gebannte Erinnerungen. Was jedoch auch zu verkraften ist, da Alexander das meiste ebenfalls fotografisch festgehalten hat.

      So tat diese unglückliche Sache der guten Stimmung (fast) keinen Abbruch. Zurück in Santiago gab es erneut ein feines Nachtessen und gemeinsam mit den Nachbarn liessen wir diesen tollen Tag ausklingen. (T)

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      05.03.2012 – La Serena (Ruhetag)

      Für chilenische Verhältnisse frühmorgens verabschiedeten wir uns schweren Herzens von Paulinas Familie, die uns anschliessend auf dem Weg zur Arbeit beim Busbahnhof absetzte. 

      Muchissimas gracias, Paulina (Santiago) und Victor (Talca bzw. Maule), für diese unglaubliche Gastfreundschaft! Da können wir Schweizer uns definitiv eine Scheibe abschneiden. Herzlichen Dank auch an Aerolineas Argentinas, die diese Bekanntschaften durch den Ausfall eines Fluges überhaupt erst möglich gemacht haben.

      Sechs Stunden später waren wir in La Serena und fanden ein hübsches Hostel, wo Alexander sich erst einmal gründlich erbrach. Nachdem wir uns als erfahrene Lebensmittelmikrobiologen zwei Monate lang konsequent an «Boil it, peel it, cook it, or just eat it anyway!» gehalten hatten, erwischte es ihn nun doch auch noch (ich hatte ja bereits in El Calafate das Vergnügen). Als es ihm etwas besser ging, besuchten wir die ziemlich imposante Mall, um uns für die Andenüberquerung einzudecken. Und zwar dermassen gründlich, dass wir die Einkäufe mit dem Taxi nach Hause bringen mussten. Vorher bekam ich von einem etwas bleichen Alexander die Erlaubnis, mich bei McDonald’s mit einem Abendessen einzudecken, vorausgesetzt, dass ich es nicht in seiner Gegenwart zu mir nehmen würde. Deal.

      PS: Tag 1 meines harten iPhone-Entzugs ging ohne nennenswerte gesundheitliche Probleme meinerseits über die Runden. Auch wenn ich mich bei jeder Gelegenheit unglaublich langweilte. (T)

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      06.03.2012 – Vicuña

      Das finale Teilstück über den Paso Agua Negra nach Argentinien begann mit dem freundlichen «que le vaya bien» einer älteren Passantin. Bei gefühlten zwölfunddreissig Grad pedalten wir heute aber nur nach Vicuña. Da Alexander sich nicht besonders gut fühlte, beschlossen wir, hier nicht zur zu Mittag zu essen, sondern gleich auch zu übernachten. Bei diesen Temperaturen ist es definitiv angenehmer, im Pool eines Hostels herumzupaddeln, als auf dem Velo zu sitzen. Glücklicherweise wird es mit zunehmender Höhe dann wohl bald angenehmer. Bzw. arschkalt. Wir werden sehen. (T)

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      08.03.2012 – Las Flores (Paso Agua Negra)

      Nachdem mein Körper nach der Entschlackungskur vom Vortag wieder bereit war, Energie aufzunehmen, stand dem definitiven Beginn der Königsetappe nichts mehr im Wege. Los fuhren wir kurz nach der Dämmerung, um der Hitze in den Niederungen zu entfliehen. Optimistisch wie wir nun mal sind, dachten wir in Schweizer Verhältnissen und gingen davon aus, ab 2000 m.ü.M. angenehmere Temeperaturen vorzufinden. Sogar der Wind schien uns gegen Ende unserer langen Reise gut gesinnt und blies uns ins Elqui-Tal in Richtung chilenischem Zoll, den wir etwa auf diesen 2000 m.ü.M. erwarteten. Bis dorthin fanden wir eine perfekt geteerte Strasse vor, welche uns vorbei an unzähligen Weinreben führte. Pisco, ein chilenischer Nationalschnaps, wird ebenfalls in dieser Gegend hergestellt. Auch bekannt ist diese Region für die Beobachtung des Himmels, da die Luft sehr trocken ist und man somit sehr oft perfekte Sicht zu den Sternen hat. Wir hatten aber weder Zeit Schnaps zu trinken noch in den Himmel zu schauen, vielmehr waren wir mit dem Nachliefern von über die Haut verlorener Flüssigkeit und dem Abklatschen der auf uns schwarzfahrenden und dabei stechenden Bremsen beschäftigt. Je höher wir kamen, desto wärmer wurde es. Aber bald würde es ja besser werden, waren wir noch immer optimistisch.

      Der Fluss Elqui, welcher dem Tal seinen Namen gibt, lud immer mal wieder dazu ein, sich kurz abzukühlen. Gegen Nachmittag erreichten wir den chilenischen Zoll und waren froh darüber, wieder mal im Schatten stehen zu können. Auch hier zeigte das Thermometer aber noch deutlich über 35° C. Die Nullgradgrenze schien somit heute auf dieser Erde nicht mehr erreichbar. Die Zöllner waren sehr nett und boten uns sogleich an, uns in einem Aufenthaltsraum zu verpflegen und auszuruhen. In den Aufenthaltsraum eintrettend wurden wir aber zuerst von einer kochenden Frau (ein weiterer Sonnenschein auf unserer Reise) wenig erfreut begrüsst. Sie dachte wohl, wir wollten uns hier niederlassen und ihre Küche in Anspruch nehmen. Mit unserem Charme konnten wir die Stimmung aber wieder heben und somit entwickelte sich ein sehr angenehmes Gespräch. Wir wurden sogar schon erwartet. Carolina, welche uns zusammen mit Paulina durch Santiago führte, (auch wenn schon mal erwähnt, an dieser Stelle nochmals ein muchissssssssimas gracias für die beispiellose Gastfreundschaft!!!) hat uns bereits angemeldet. Sie kommt alle drei Monate hierhin, um seismologische Messungen durchzuführen. Ein weiterer Grenzwärter zeigte uns Fotos vom Pass, welche er drei Wochen zuvor geschossen hat. Darauf sind viel Schnee und zwei steckengebliebene Autos zu sehen, er als Chilene sagte, es seien – was denn sonst – Argentinier gewesen.

      Nachdem wir etwas weniges gegessen haben, legten wir uns hin, um während unserer Siesta eine Folge der Telenovela Esmeralda mithören zu können. Jede Bemermatte ist nichts gegen diese Art der unterbewusstseinserweiternden Regeneration. Nach unserem Powernap legte uns Sonnenschein tausendmal ans Herz, die Nacht doch dort zu verbringen und uns nicht zu überanstrengen. Wir hatten jedoch den Plan noch etwa 1000 Höhenmeter hinter uns zu bringen, sonst wäre der nächste Tag doch etwas zu lange geworden. Wir versicherten ihr aber, dass wir zurückkehren würden, wenn wir uns nicht gut fühlen. Anscheinend erweckten unsere zuvor schlafenden Körper keinen allzu gesunden Eindruck.

      Weiter ging es also in Richtung Pass. Von einem chilenischen Gendarmeristen wurden wir 100m nach Abfahrt wieder zurückgepfiffen. Der weisse Zettel, welcher uns am Zoll gegeben wurde, war für ihn gedacht. Yvan Carrera meldete unsere Abfahrt auf chilenischer Seite des Passes seinen Berufskollegen auf argentinischer Seite, um uns suchen zu kommen, falls wir dort nicht innert drei Tagen auftauchen. Wir fühlten uns gleich viel sicherer. Er nahm uns aber nicht ab, dass wir die Überquerung am nächsten Tag schaffen würden und belächelte unser Vorhaben entsprechend. Wer uns kennt weiss, dass sein Zweifel an unserern athletischen Fähigkeiten uns noch mehr motivierten. Ab hier begann nun auch die Schotterstrasse, welche aber tausendmal besser war als alle Strassen dieser Klasse welche bis jetzt von uns befahren wurden. Die Hitze blieb uns jedoch treu. Obwohl wir uns bewusst mit dem Tempo zurückgehalten haben, kamen wir um halb sieben erschöpft bei einer Lagune an, wo wir unser Nachtlager errichteten. Nach einer wahrscheinlich letzten selbstgekochten Portion Pasta unserer Reise legten wir uns im wunderbaren Licht des Vollmondes schlafen.

      Wir schliefen erstaunlich ruhig, da wir zuvor nicht genau wussten, wie unsere Körper auf das Schlafen in der Höhe reagieren. Der Mond beleuchtete vor dem Sonnenaufgang noch die gegenüberliegende Talseite und bot somit etwas Licht für das Abbrechen des Zeltes. Wie am Vortag ging es kurz nach der Dämmerung los.

      Da war er nun, der Tag der Höhenrekorde. Die Montur war auch auf über 3000 m.ü.M. und morgens um halb 8 kurz-kurz. Bis zur Passhöhe hatten wir etwa 50 km und 1700 Höhenmeter vor uns, nichts was uns bis jetzt hätte aus der Ruhe bringen können. Die ersten 10 Kilometer brachten wir gut hinter uns und die Landschaft war absolut einzigartig. Man hätte meinen können, das wir uns auf dem Mond befinden. Ob die Mondlandung wohl hier gefilmt wurde? Obwohl es praktisch keine sichtbaren Pflanzen mehr hatte, war die Umgebung sehr farbenfroh. So fuhren wir langsam aber stetig immer weiter nach oben, jeder in seinem Rhythmus. Ab und an kreuzte uns auch ein Auto und ein Radfahrer mit Fully kam von oben heran- und vorbeigebraust. Das stand uns auf der anderen Seite des Passes noch bevor, jedoch galt es bis dahin noch ein bisschen etwas zu leisten. Alle 5 Kilometer zeigte uns eine Tafel die Distanz ab La Serena und wir wussten, dass die Passhöhe etwa bei Kilometer 235 erreicht sein sollte. Die 5 Kilometer scheinen aber auf dieser Höhe nicht alle gleich lang zu sein. Vielleicht hatte auch die immer noch vorhandene Hitze einen gewissen Ausdehnungseffekt.

      Die Luft wurde ebenfalls immer dünner und das ganze Vorankommen wurde entsprechend träge. Etwa 15 Kilometer vor der Passhöhe begannen die „Kehren“. Dabei ist zu bemerken, dass sich gewisse Kehren mehrere Kilometer auseinander befinden und man somit fast eine Stunde braucht, um von einer Kurve zur nächsten zu gelangen. Meine leichten Kopfschmerzen, welche mich seit dem Morgen begleiteten, wurden ebenfalls stärker. Thomas schien die Höhe nicht allzu viel auszumachen, obwohl auch er als Bergfloh nicht mehr den Berg hochsprintete. Die letzten 5 Kilometer waren nicht mehr wirklich Radfahren. Die Beine fühlten sich eigentlich recht gut an, mein Herzkreislaufsystem hatte aber irgendwie keine Lust mehr, Sport zu treiben. So entwickelte sich das ganze zu einem Intervall zwischen 500m fahren, kurz abstehen und Pause machen, Wasser trinken, abkühlen, wieder weiter fahren... Das allgemein von Coach Thomas propagierte Motto „Kette rechts“ (Für Nicht-Radfahrer: Fahren im schwersten Gang) konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal mehr buchstabieren. Juhiii, endlich erfuhr ich mal ansatzweise, was all die Leute immer von dieser Höhenkrankheit erzählen. Ob es Thomas wohl nur deshalb besser ging, weil er heimlich Cocablätter am kauen war? Diese haben wir von Victors Bruder erhalten, als wir sie in Talca besuchten. Oder aber er hat abends in seinem Zelt jeweils heimlich mit dem Spiro-Tiger trainiert? Ich werde es wohl nie erfahren.

      Irgendwie ging es aber trotzdem vorwärts und die Stimmung war auch immer gut! Etwa 400m vor Passhöhe kamen uns zwei Radfahrer entgegen, ein Argentinier und ein US-Amerikaner. Sie bestätigten, dass es sich beim sichtbaren Masten um den höchsten Punkt der Strecke handle. Somit hatten wir es doch noch geschafft.

      Kurz vor 16 Uhr standen wir gemeinsam unter dem Schild Paso del Agua Negra, auf 4780 m.ü.M., bei etwa 20° C, gut zwei Monate und über 3500 Kilometer nachdem wir in Ushuaia gestartet waren und um unzählige Erlebnisse und unbezahlbare Erfahrungen reicher, auf dem höchsten Punkt der haciaelnorte-Tour - ein wunderbares Gefühl. Zu erwähnen ist noch, dass wir vor allem wegen Thomas hier oben stehen, da ich eher zum weiter südlich gelegenen Paso Cristo Redentor tendierte, er aber zum Glück die Vorteile dieses Passes genügend hervorhob. Das erste mal gehört haben wir von diesem Pass übrigens von Christoph, dem Schweizer Alaska-Ushuaia-Liegeradfahrer, welchen wir auf der Carretera Austral getroffen haben. So erging es uns auf dieser Reise sehr oft, dass wir von verschiedenen Seiten einen unerwarteten Tipp erhielten, der sich nachher jeweils als absolutes Highlight herausstellte.

      Nachdem die obligatorischen Fotos mit allen Kleidungsstücken unserer Sponsoren gemacht waren ging es in Richtung argentinischem Grenzposten. Die beiden zuvor angetroffenen Radfahrer meinten, dass es knapp werden könnte, es heute noch bis Las Flores zu schaffen, da sich die Strecke in die Länge ziehe und die Abfahrt nicht immer in Höchsttempo befahren werden konnte. Motivation genug, es doch zu schaffen. Kurz nach der Passhöhe fuhren wir vorbei an sogenannten Büsserschneefeldern, auch Penitentes genannt, welche davon zeugen, dass die 20° C nicht der Jahresdurchschnittstemperatur in dieser Höhe entsprechen. Wie wir zuvor gelesen haben, soll der Pass nur wenige Monate im Jahr geöffnet sein. Auf dieser Seite des Passes wehte auch gleich wieder ein eher kühler Wind, der diesmal von vorne kam. Die Abfahrt war aufgrund der schlechteren Strasse und der anhaltenden Kopfschmerzen für mich nicht allzu angenehm, jedoch kamen wir trotz Gegenwind recht gut voran. Nach etwa 40 Kilometern passierten wir eine Stelle, wo ein Tunnelbauprojekt durch den Berg ausgeschrieben ist. Beim nächsten mal müssten wir uns also nicht mehr oben rüber kämpfen, würden es aber auf alle Fälle wieder tun, da die Landschaft absolut einzigartig ist. Nach einer Schiebepassage über einen Bach und weiteren Kehren kamen wir am argentinischen Polizeiposten an. Aufgrund der tieferen Höhenlage waren die Kopfscherzen wie verschwunden und die Beschreibung meines Zustandes konnte von „nahe an der Bewusstlosigkeit“ zu „kerngesund“ geändert werden. An der Polizeistation versicherte uns der Beamte auch, dass sie am 35 Kilometer entfernten Zoll in Las Flores auf uns warten würden.

      Bereits brach die Dunkelheit ein, jedoch kam der Vollmond auch heute zum Vorschein und die Strasse wies wieder Asphalt als oberste Schicht auf. Auf abfallender Strasse und mit wiedererlangten Kräften konnte ich mich bei Thomas im Gegenwind für die missliche Darbietung in höheren Lagen rehabilitieren, indem ich ihm wieder mal ein bisschen Windschatten offerierte. Die Stimmung war wiederum einmalig. Links und rechts im Abendrot leuchtende Wolken, die Temperaturen sehr angenehm und keine Spur von Müdigkeit, wir mit über 40 km/h dem direkt vor uns am Horizont aufgehenden Vollmond entgegenfahrend, eine bessere Gestaltung für das Finale unserer per Rad zurückgelegten Reise hätte auch Steven Spielberg nicht hinbekommen. Am Zoll angekommen begrüssten uns die Zöllnerinnen freundlich, drückten einen weiteren argentinischen Stempel in unseren Pass und verabschiedeten uns in die Nacht.

      Den Tag schlossen wir wie üblich nach langen Radetappen in einem Restaurant im zwei Kilometer entfernten Las Flores ab, wo wir wieder mal für 10 Personen Znacht essen wollten und uns der Kellner bei Auftischen des Brotes besorgt darauf aufmerksam machte, wir sollten nicht zuviel davon essen, aufgrund der vielen Speisen, die wir zuvor bestellt hätten. (A)

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      10.03.2012 – San Juan

      Von Las Flores fuhren wir mit dem Bus nach San Juan, wo wir bei der Familie meines ehemaligen WG-Mitbewohners Arturo zwei fantastische Tage verbringen durften.

      Am Busbahnhof holte uns César, der Vater, ab und fuhr dann mit eingeschalteter Warnblinkanlage vor uns her. Da das Ziel etwas ausserhalb lag, nahmen wir vernünftigerweise die Autobahn. Anschliessend arbeiteten wir an unserer Karriere also internationale Fotomodelle, indem wir in unseren letzten halbwegs sauberen Kleidungsstücken für die Lokalzeitung posierten, bei welcher Celia, die Schwester, tätig ist (http://www.sanjuan8.com/sociales/La-YPF-que-marca-tendencia-20120312-0012.html, siehe zweites Bild). Am folgenden Abend genossen wir zusammen mit einer befreundeten Familie das grösste Asado in der Geschichte des Fleischkonsums. Zumindest für meine Verhältnisse. Für argentinische war es vermutlich ein Zvieri. Ein unvergesslicher (Vor-)Abschluss unserer Reise. (T)


      Muchísimas gracias an Celia, Betty und César!!

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      14.03.2012 – Asunción bzw. Zürich

      Die letzten beiden Tage unserer Reise verbrachten wir faulenzend und packend in Mendoza. Mit dem weitgehend zahnlosen Besitzer eines 35-jährigen Pickups fuhren wir schliesslich zum Flughafen, von wo Alexander nach Asunción flog, um noch zwei Wochen bei seiner Schwester in Paraguay zu verbringen, während ich mich bereits auf den Weg nach Europa machte.

      In Madrid hatte ich sechs Stunden Aufenthalt, was selbstverständlich nur mit WiFi zu überleben ist. Netterweise gab es ein Netz, welches ich als Swisscom-Kunde hätte benützen können. Leider wäre dazu ein Mobiltelefon vonnöten gewesen, um ein Bestätigungs-SMS zu erhalten. Oder alternativ eine Kreditkarte. Alexander, die Buchung vom 14. März, die auf deiner nächsten Kreditkartenabrechnung auftauchen wird, läuft entsprechend unter «lebenserhaltende Sofortmassnahmen».

      Nach etwa 30 Stunden in Zürich angekommen, übergab ich mich erst einmal ausführlich auf den Flughafenparkplatz. Mein Körper hatte sich offensichtlich dermassen ans Fliegen gewöhnt, dass er vom festen Boden unter den Füssen überfordert war. Oder es handelte sich bereits um die ersten Entzugserscheinungen.


      Danke Alexander
      Danke an unsere unglaublich gastfreundlichen Reisebekanntschaften
      Danke liebe Leser

      Es war schlicht und einfach grossartig.


      ¡Hasta la próxima! (T)




      PS: Es ist gut möglich, dass sich hier in den nächsten Wochen noch das eine oder andere tut. Berichte über unsere Wiedereingliederung, weitere Bilder, wer weiss. Auf jeden Fall werden wir unser Videomaterial zu einem absoluten Blockbuster verarbeiten, sobald Alexander zurück ist. Es könnte sich also lohnen, weiterhin ab und zu vorbeizuschauen.

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